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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Naturhafen, ein mit Wasser gefüllter Krater am äußersten Ende der Halbinsel Matupi auf der Insel Neubritannien, umgeben von Bergen und Wäldern – der Inbegriff vom Ende der Welt. Von schwankenden Katamaranen aus warfen die Fischer am Abend ihre Netze in die sanft wogenden Fluten aus.
    Als sich Elsas Augen an die Nacht gewöhnt hatten, schälten sich die phantomhaften Umrisse der Vulkane langsam aus dem blauschwarzen Hintergrund heraus.
    Â» Wunderschön und furchteinflößend zugleich, nicht wahr? «
    Titus Warwick war auf die Terrasse getreten, ohne dass sie ihn bemerkt hatte. Nun wandte sie sich ihm zu. Sein großes, nicht besonders schönes Gesicht war kaum zu sehen.
    Â» Ab und zu « , fuhr er fort, » stößt der Tavurvur eine Rauchwolke aus, so als hätte er mal eben an einer Pfeife gezogen und lehne sich gemütlich zurück. Ein prächtiger Täuscher, dieser Berg. Man muss sich bewusst machen, dass unter der Halbinsel die Lava strömt, geräuschlos wie Blut durch einen Körper. «
    Warwicks Stimme war rau, dunkel und erotisch, sie verführte zum Zuhören und Nachdenken.
    Â» Wenn es Ihnen so gefährlich erscheint « , fragte Elsa, » wieso leben Sie dann ausgerechnet hier? «
    Â» Ich liebe diesen gepflegten Ort, an dem jederzeit das Urzeitliche in das eindringen kann, was wir Zivilisation nennen. «
    Â» Und wenn das Urzeitliche die Drohung eines Tages wahrmacht? «
    Â» Mich würde es als einen der Ersten erwischen. Darauf lege ich großen Wert, müssen Sie wissen. Ich lebe in der prächtigsten Villa der Insel, wenn nicht des gesamten Archipels, hoch über dem Meer, mir werden die Lavabrocken nur so um die Ohren fliegen. « Er lachte. » Wenn es so weit kommt, werde ich eine Flasche meines teuersten Bordeaux entkorken und dem Untergang zuprosten. «
    Â» Oh, Sie sind entweder verrückt oder ein Angeber. «
    Â» Beides, selbstverständlich. «
    Elsa lächelte. Sie mochte die Unterhaltung, die sich komplett von der Konversation der Damen unterschied.
    Â» Vermutlich können Sie sich beides leisten « , sagte sie.
    Â» Und ob! « , rief er. » Die anderen, die da drinnen im Saal, leben hier, um möglichst viel Geld zu machen. Ich habe jetzt schon mehr Geld, als ich in diesem Leben ausgeben kann. «
    Allmählich wurde er ihr ein bisschen zu selbstgefällig, daher warf sie einen kurzen Blick auf seine beringten Hände.
    Â» Unübersehbar « , sagte sie.
    Warwick verstand, was sie meinte. » Gefallen Ihnen die Ringe etwa nicht? Sie waren sehr teuer. «
    Â» Das war die Titanic auch « , entgegnete sie.
    Er lachte. » Sie gefallen mir. Gnadenlose Ehrlichkeit ist ein guter Anfang, um ein aufregendes Leben zu führen. Sie sind anders als die Menschen hier, diese Gesellschaftsdarwinisten, die glauben, Anpassung sei der beste Weg, um zu überleben. Ja, wenn es nur ums Überleben ginge … Ich habe diesem Irrglauben abgeschworen. Ich tue, was ich will, und wenn mir acht Klunker an meinen Fingern gefallen, dann trage ich sie, egal was die anderen darüber denken. Im Grunde sind Sie mir sehr ähnlich, Prinzessin Elsa Fa’alua Jensen-Matthes, Sie trauen sich nur noch nicht, Ihre Natur auszuleben. «
    Â» Sieh einer an. Und das meinen Sie nach ein paar Minuten zu wissen, ja? «
    Â» Gewöhnlich habe ich einen ausgezeichneten Instinkt, was Menschen angeht, besonders bei Frauen. Keine der Damen im Saal wird Sie je als eine der Ihren akzeptieren, und seien Sie froh darüber. «
    Â» Sie irren sich. «
    Â» Selbst wenn. Wollen Sie wirklich so sein wie die? Wie Frau Mohnhaupt, die so unterhaltsam ist wie eine Straßenlaterne? Wie Mrs. Odswin-Taylor, die die Ursache für das Magengeschwür ihres Mannes ist? Wie die Jungfer Bleulich, die wunderschöne Zähne hat, aber Augen, wie man sie sonst nur vom Karneval kennt? Oder gar wie jene marmorgesichtige Moralwächterin, die uns gerade vom Saal aus beobachtet? «
    Gemeint war Myrtle Maloy, die vierzigjährige Witwe eines australischen Missionars, deren Blick sich an Elsa und Warwick festgesaugt hatte. An Sonntagen sah sie aus wie die wiederauferstandene Maria Magdalena, ein fleischgewordener Seufzer mit einem Hauch von Heiligenschein. An den übrigen Tagen war sie emsig wie ein Handelsvertreter, angetrieben von dem nie endenden Wunsch, die Menschen von ihrer Ware zu überzeugen. Gottes
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