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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Ferne konnte sie sogar das » Pacifico « erkennen.
    Wie oft hatte sie inmitten des trostlosen Lagers in der trockenen Halbwüste Australiens an das Café gedacht, es sich wieder und wieder in Erinnerung gerufen: schummrig, die chinesischen Lampions leuchteten mit halber Kraft, das Palmwedeldach, polynesische Götter als Säulen, aus Bananenblättern geflochtene philippinische Schalen, die Mondsichelbar, der Steg, die von Fackeln erhellte Plattform im Meer … Seltsam, dass sie, die einst alles gehabt hatte, die Feste gefeiert, Champagner und Cocktails getrunken und sich von riesigen Büfetts ernährt hatte, sich in der Lagerhaft eigentlich nur nach einem Tisch im » Pacifico « im Kreis ihrer Familie, einem Glas Guavensaft und einer Schale mit Macadamianüssen gesehnt hatte.
    So groß ihre Vorfreude war, so groß war auch ihre Furcht. Wie würden die Leute von Rabaul sie aufnehmen? Wie würde sie sich in die » Pacifico « -Familie einfügen, die nicht mehr ganz die alte war? Wie würden sich die zwei Jahre, die sie weg gewesen war, auf die Beziehung zu Keanu auswirken? Schließlich: Was war mit Max? Hatte er eine neue Frau gefunden? Plante er, Rabaul zu verlassen?
    Die Quais von Simpson Harbour kamen in Sicht. Wie turbulent es dort zuging! Schiffe, Güter, Pferde, Menschen unterschiedlicher Hautfarben, wie in alten Zeiten, nur noch quirliger.
    Elsa strengte sich an, in dem Durcheinander bekannte Gesichter zu finden, und endlich entdeckte sie sie: Paulette, Iolana, Mele, Keanu, Gung. Sie waren alle da, das Telegramm hatte sie also erreicht. Sie winkten. Es war ein Bild größter Befriedigung, und Elsa reckte und streckte sich, wedelte mit beiden Armen, sprang auf und ab.
    Doch mitten in dieser Woge von Glück stach es sie ins Herz.
    Max war nicht da.
    Einen Moment lang hielt Elsa inne. Freudentränen mischten sich mit denen unendlicher Traurigkeit. Erinnerungen blitzten auf, vergingen: als sie ihm im » Kronprinz « zum ersten Mal begegnete, als er sie halb entkleidet im Buschwald überrascht hatte, als er sie vor Vandervalts Saufkumpanen beschützt hatte, als sie in seiner Hütte aus der Ohnmacht erwacht war, als sie abends am Strand beisammensaßen und redeten, als er ihr am Quai seine Liebe gestand …
    Dort war der Ausgangspunkt für die Verirrungen ihres Lebens gewesen, und der Zufall wollte es, dass sie nun, etwa dreizehn Jahre später, am selben Pier anlegte.
    Vor Tränen konnte sie nicht mehr klar sehen. Mit Mühe fand sie zu dem Steg, über den die Passagiere das Schiff verließen. Sie ließ allen den Vortritt und ging als Letzte von Bord.
    Erst als sie mitten auf dem Steg stand, erblickte sie, nur wenige Meter entfernt – Max. Er stand abseits der anderen, ganz vorne am Pier, um Elsa in Empfang zu nehmen.
    Er lächelte, und ein Blick in seine Augen genügte ihr, um seine Liebe zu spüren.
    Henning, Titus, Hitoshi – Elsa hatte sich immerzu Männern verschrieben, die es nicht gut mit ihr gemeint hatten, und sie hatte teils durch eigene Schuld und teils durch Wechselfälle des Schicksals stets jenen Mann verpasst, der sie glücklich machen wollte. Sie hatte lange gebraucht, viele Umwege genommen, Irrtümer begangen und Schläge eingesteckt, um an diesen Punkt ihres Lebens zu gelangen.
    Nun endlich war sie angekommen.
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