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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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begeistert zu.
    Elsa begleitete die Familie nicht, sie wollte gemeinsam mit Keanu auf Max warten und später nachkommen.
    Eine Minute später wurde es im Haus der blauen Schmetterlinge still.
    Â» Was meinst du, soll ich uns Papayas und Ananas braten, dein Lieblingsgericht? « , bot sie Keanu an. » Schlägst du solange die Sahne? «
    Er nickte eifrig. Während sie die Früchte in der Pfanne wendete, spürte sie, dass eine Frage in der Luft lag, die Keanu sich in den letzten Jahren verkniffen hatte. Nun, da die Besatzung Geschichte war, wagte ihr Sohn sie endlich zu stellen.
    Â» Alle feiern, und du bist traurig, oder? « , fragte er ein wenig provokant und zugleich forschend.
    Â» Nein, das stimmt so nicht ganz « , antwortete sie.
    Â» Ist es seinetwegen. Du weißt schon … seinet wegen. «
    Â» Keineswegs. «
    Â» Warum war er dein Freund, ausgerechnet ein Japaner? «
    Mit seinen elf Jahren war Keanu eigentlich zu jung für solche Fragen. Doch der Krieg und die Besatzung und die verrückte Familiengemeinschaft, in der sie alle lebten, hatten ihn schneller reifen lassen, als Elsa das hatte wahrhaben wollen. Seinen Fragen auszuweichen wäre daher ein Fehler gewesen.
    Â» So etwas sucht man sich nicht aus, Keanu. «
    Â» Ein Japaner könnte nie mein Freund sein « , erwiderte er trotzig.
    Sie wendete die bratenden Obstspalten sorgfältig mit der Gabel, während sie sich ihre Antwort überlegte. Sollte sie ihrem Sohn erklären, dass die Regeln der Leidenschaft andere waren als die Regeln der Freundschaft? War das nicht ein bisschen zu einfach?
    Â» Wenn ein Mädchen dir einen großen Gefallen tut, bist du dann undankbar, nur weil es Japanerin ist? «
    Ihre eigenen Worte überzeugten sie nicht. Nicht die Dankbarkeit hatte Elsa in Hitoshis Arme getrieben, sie diente allenfalls als Feigenblatt, aber eigentlich nicht einmal das. Es war so simpel: Die Anziehung war stärker gewesen als die Vernunft. Immer schon hatte Elsas Herz letztendlich über den Verstand triumphiert. Manche hielten sie für eine starke, beneidenswerte Frau, doch sie hatte Ängsten nachgegeben, Verlockungen und Irritationen, Bequemlichkeiten und vagen Hoffnungen. Die meisten Fehler, die sie begangen hatte, waren nicht aus einer Überzeugung heraus entstanden, sondern weil sie vor den Alternativen davongelaufen war.
    Â» Man könnte mich mit Fug und Recht als eine Frau voller Fehler bezeichnen « , sagte sie zu ihrem Sohn. » Sofern man Leidenschaften als Fehler ansieht. «
    Er dachte darüber nach. Als sie sich zu Tisch setzten, sagte er: » Mama, ich hab dich lieb. «
    Tränen stiegen Elsa in die Augen. So etwas hatte Keanu seit zwei Jahren nicht mehr zu ihr gesagt. Wie ein Schmetterling flatterte ihr Herz hin und her, und sie war so gerührt, dass sie die Türklingel und das aufgeregte Pochen überhörte.
    Â» Willst du nicht aufmachen, Mama? «
    Â» Wie bitte? «
    Â» Die Tür. «
    Keanu war schneller dort als Elsa.
    Es war Hitoshi.
    Vor dreieinhalb Jahren hatte er zum ersten Mal in der Pforte der Villa gestanden, ein gelassen humorvoller Mann mit einem ironischen Schmunzeln, einigermaßen zwanglos und trotzdem verbindlich im Auftreten, jungenhaft attraktiv, sinnlich, gebildet, vital … Der Mann, der nun das Haus der blauen Schmetterlinge betrat, hatte davon so gut wie nichts mehr, bis auf die korrekt getragene Uniform und das Bild, das in Elsas Erinnerung lebte. Er war bleich, seine Hände zitterten, und er war unfähig, den Blick auf etwas zu konzentrieren. Tiefe Falten zerfurchten seine Stirn. Er trug eine Aktentasche bei sich.
    Â» Im Radio « , sagte er, mehr nicht.
    Â» Ja, ich habe davon gehört. Dein Kaiser hat gesprochen, nicht wahr? «
    Â» Er hat … Seine Majestät hat erklärt, er sei kein Gott. «
    Â» Nun, das … das ist sicherlich ein Schock für dich. « Es gab keinen Grund für sie, ihn zu demütigen. Auch er hatte sich wenige Tage zuvor anständig verhalten, als sie sich von ihm getrennt hatte. » Möchtest du dich setzen? Ich hole dir etwas zu trinken. «
    Â» Aber er ist ein Gott! « , schrie Hitoshi, und Elsa zuckte unter dem Zorn seiner Stimme zusammen.
    Sie wandte sich ihrem Sohn zu und sagte mit dringlicher Stimme: » Geh bitte in dein Zimmer, Keanu. «
    Er ging tatsächlich, aber nur bis zur Treppe, von der aus er das weitere Gespräch
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