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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Großmutter ihrer geliebten Enkelin eine Kastanie und sagt, sie solle sie dem Mann schenken, von dem sie sicher sei, ihn für immer zu lieben. Zehn Jahre später ist es dann so weit. Mich hat leider keine Großmutter geliebt. Die Mutter meiner Mutter hat nie auch nur ein nettes Wort zu mir gesagt, vermutlich weil ich sie zeit ihres Lebens an die ›Verfehlung‹ ihrer Tochter erinnert habe. Also habe ich mir vor Jahren selbst auferlegt, dem Mann, den ich für immer lieben werde … «
    Â» … eine Muskatnuss zu schenken. «
    Â» In Ermangelung einer Kastanie. «
    Er umfing sie noch fester, was sie sehr genoss. Am meisten hatten ihr immer die Umarmungen gefehlt. Seit ihre Eltern gestorben waren, war sie nicht mehr liebkost worden. Das war am schwersten gewesen. Die Bücher und die Schmetterlinge konnten einiges ersetzen – Freundschaften, Geschenke, Aufmerksamkeit –, nicht aber die Liebe.
    Â» Ich halte dich ganz sicher nicht für eine alberne Gans « , sagte Henning, » und auch ich werde dich für immer lieben, Prinzessin. Ich freue mich schon auf nachher, wenn wir ins Bett gehen. Sag mal, wirkt Muskat nicht aphrodisierend? «
    Â» Um Himmels willen, du darfst die Nuss doch nicht zerreiben! «
    Er lachte. » Es war nur ein Spaß. Das mit der Nuss, meine ich. Das davor nicht. «
    Elsa wurde nervös, wenn sie an die Hochzeitsnacht dachte. Henning hatte sie noch nie nackt gesehen. Würde sie ihm gefallen? Zugleich vertraute sie ihm, er würde sie führen, lieben … Sie sehnte sich nach seinen Blicken, Berührungen und zärtlichen Worten.
    Er sagte: » Vorher haben wir leider noch einige Pflichten zu erfüllen. Die ersten Hochzeitsgäste treffen bald ein. Kommst du? «
    Â» Gleich. Geh schon mal vor. «
    Sie blickte ihm nach und konnte ihr Glück kaum fassen. Elsas Kusinen hatten es zu verbergen versucht, aber sie waren allesamt neidisch auf sie gewesen, weil sie einen solch attraktiven Mann abbekommen hatte. Henning hatte blonde Haare, tiefblaue Augen, eine sportliche Figur, wenngleich er von leicht unterdurchschnittlicher Größe war. Er war elegant gekleidet, konnte sich ausdrücken und lachte gerne – seine Witze hatten sogar den König amüsiert. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht war er eine gute Partie. Aber was das Wichtigste war: Er trug Elsa auf Händen.
    In den Tagen der Überfahrt von Samoa nach Port Rabaul war Elsa jeden Morgen mit der Frage aufgewacht, ob das alles nur ein Traum gewesen war – oder ein Roman von Hedwig Courths-Mahler. Sie hatte nämlich nicht nur den Mann fürs Leben gefunden. Es schloss sich auch ein Kreis, denn die Heirat mit Henning bedeutete die Anerkennung und natürliche Fortführung ihrer deutschen Wurzeln. Ihr Vater wäre gewiss stolz auf sie.
    Noch einmal wandte sie das Gesicht dem Strand zu, der vom Hotel nur durch eine Uferstraße und eine akkurate Reihe von Palmen getrennt war. Die Gesänge, die von dort kamen, konnte sie nicht in ihrem Wortlaut verstehen, wohl aber in ihrem Ausdruck. In der Südsee gab es Hunderte von Idiomen, jede Insel hatte praktisch ihre eigene Sprache. Aber das tiefere Verständnis, aus dem die Lieder wuchsen, war dasselbe. Die Weite des Stillen Ozeans trennte ihre einheimischen Bewohner nur räumlich, und so war Port Rabaul, wenngleich Tausende Meilen von Samoa entfernt, ihr fast so nahe wie die Heimat ihrer Jugend. Letztere war nun vorbei. Ein paar Wochen würde sie mit Henning noch hierbleiben, bis er seine Geschäfte erledigt hatte, doch in Gedanken wandte sich Elsa längst der zweiten Heimat zu, die seit Kindertagen in ihrem Herzen lebte.
    Â» Endlich! « , seufzte sie.
    Rund einhundert Personen kamen zur Feier ins Hotel » Kronprinz « : Deutsche, Briten, Australier, Holländer, Amerikaner – alles, was Rang und Namen hatte. Die meisten waren wie Henning Geschäftsleute, die an den natürlichen Ressourcen der Insel verdienten, den zwei großen K: Kokos und Kautschuk.
    Â» Wo werden Sie leben? « , fragte eine ältere Dame Elsa.
    Es war das erste Mal, dass sie dem ausgesetzt war, was man allgemein Konversation nannte. In Samoa gab es so etwas nicht, zumindest nicht unter den Einheimischen, und zu den Weißen hatte Elsa ohnehin kaum Kontakt gehabt. Um sich zu üben, las sie seit einiger Zeit englische Romane, die in der Oberschicht der viktorianischen Ära spielten.
    Â» Zunächst
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