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Das Grauen in den Bergen

Das Grauen in den Bergen

Titel: Das Grauen in den Bergen
Autoren: Fred Ink
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dürren Ding aufspießen würde. »Und ich vermute, dass Sie an der Bedingung interessiert sind, die an die Übergabe des Nachlasses gebunden ist.«
    »Bedingung?«
    »Jawohl, es gibt eine Bedingung. Sie müssen wissen, dass Ihre Eltern durchaus an Ihrem Wohlergehen interessiert waren, denn Sie haben Ihnen eine nicht unerhebliche Summe vermacht. Zusätzlich liegt dem Scheck ein Schreiben Ihres Vaters bei, das, ich zitiere: › … die Antworten auf viele berechtigte Fragen enthält, selbst wenn es unser Verhalten niemals wird entschuldigen können. ‹ Klingt das interessant, Mr. Usher?«
    Ich prustete: »Da fragen Sie noch? Nun öffnen Sie den verdammten Umschlag schon, Sie …«
    Vanderbilts Zweig von einem Zeigefinger hob sich und wurde sanft geschwenkt. »Ich fürchte, derart einfach ist die Sache nicht. Da wäre noch die erwähnte Bedingung.«
    Erneut griff er in die Schreibtischschublade. Als seine Hand wieder erschien, hielt sie ein Blatt Papier und einen Füllfederhalter umklammert. »Es obliegt mir, Ihnen diesen Kontrakt zu unterbreiten, Mr. Usher. Sollten Sie mit den Bedingungen des Vertrages einverstanden sein, werde ich Ihre Unterschrift notariell beglaubigen. Alsdann steht einer Übergabe des Nachlasses nichts mehr im Wege.« Er lächelte wölfisch.
    »Kontrakt? Was zur …?«
    Ich riss das Dokument an mich. Abgesehen von der Kopfzeile und den unleserlichen Unterschriften Vanderbilts und eines Mannes, bei dem es sich um meinen Vater handeln sollte, stand dort nur ein einziger Satz. Ich las ihn wieder und wieder, starrte minutenlang auf das Blatt Papier und wandte mich letztlich verstört an den menschlichen Geier, der mir gegenübersaß.
    »Weshalb sollte er wollen, dass ich das tue?«
    Vanderbilt zuckte mit den Achseln – spitze Schulterknochen durchbohrten nahezu das Jackett. »Ich weiß es nicht, Mr. Usher. Wie gesagt ist es nicht meine Aufgabe, die Motive …«
    Ich hörte schon nicht mehr hin, sondern klebte wieder an dem Vertrag. Vor meinen ungläubigen Augen prangte der Satz, jener einzelne Satz, der etwas so scheinbar Sinnloses von mir forderte. Ich wünschte heute bei Gott, ich hätte ihn tatsächlich befolgt.
    Das Schriftstück verlangte in unmissverständlichem Tonfall:
     
    Verbrenne unser Haus sowie sämtliche Besitztümer, die sich darin befinden.
     
    »Woher weiß ich, dass das kein Scherz ist? Haben Sie einen Beweis dafür, dass dieses Schreiben tatsächlich von meinem leiblichen Vater stammt?«
    Vanderbilts Finger krochen in die Innentasche seines Sakkos. Kommentarlos legte er eine Fotografie vor mir ab. Sie zeigte zwei Personen, eine männlich, eine weiblich. Ich hatte beide noch nie gesehen. Und doch erkannte ich sie sofort.
    Irgendwann griff ich mit tauben Fingern nach dem Füllfederhalter und kritzelte meinen Namen auf das Papier. »Wie lange habe ich Zeit?«, murmelte ich.
    »Der Vertrag ist an keinerlei Fristen gebunden, Mr. Usher.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich es auch wirklich getan habe?«
    »Geben Sie mir Bescheid, sobald die Bedingung erfüllt ist. Ich werde anreisen und die Ruine in Augenschein nehmen.«
    »Kann ich mir das Haus zuerst ansehen, bevor ich es in Brand stecke?«
    »Auch hierzu beinhaltet der Vertrag keine Klausel. Es steht Ihnen frei zu tun, was Sie möchten. Aber ich kann Ihnen den Scheck erst aushändigen, wenn das Gebäude ein Raub der Flammen geworden ist.«
    Konnte ich es einfach zerstören? Durfte ich das? Es mochte so viele Dinge beinhalten, die mir etwas über meine Eltern sagen konnten. Über sie und über die Art, wie sie gelebt hatten. Und vielleicht auch darüber, weshalb ich an diesem Leben nicht hatte teilhaben dürfen. Ich musste es zuerst untersuchen, Vertrag hin oder her.
    »Allerdings«, fügte Vanderbilt plötzlich an, »sollten Sie wissen, dass der Sinn des Kontrakts eindeutig darin besteht, Sie von dem Haus und den Dingen darin fernzuhalten. Was auch immer Ihre Eltern getan haben, sie möchten nicht, dass es an die Öffentlichkeit gelangt. Wenn Sie mich fragen, sollten Sie schlicht tun, worum Sie gebeten wurden.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Geben Sie mir die Adresse. Wir sehen uns in ein paar Tagen.«
    Vanderbilt seufzte. »Ganz wie Sie wünschen.«
    Noch ein Stück Papier wechselte den Besitzer. Ich wollte schon aufstehen und das Büro verlassen, als mir eine Idee kam. »Was ist mit dem Brief? Bekomme ich den ebenfalls erst, wenn das Gebäude nicht mehr steht?«
    »So sieht es der Vertrag vor, Mr. Usher.«
    »Aber es ist doch
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