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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren
Autoren: Hugh Walker
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standen, in die Tiefe, und machte vor seinen eigenen Gefährten nicht Halt. Hätte er eine Waffe besessen, er hätte sie alle getötet. Die fünf vermochten ihn kaum zu halten, doch dann war plötzlich alle Kraft aus ihm entflohen, und er lag wie tot zwischen seinen Gefährten.
    »Keine Angst, er ist nicht tot«, sagte Parthan und lachte unterdrückt unter seiner Maske. »Er ist nicht so leicht zu töten, nun, da er unser Werkzeug ist. Und wenn getan ist, wofür er erkoren wurde, mag er die ersehnte Ruhe in den Schmieden finden – aber nicht den Tod… Es scheint, meine Teure, daß mein Verdacht falsch war. Den Barbaren ist die Flucht ohne deine Mitwirkung gelungen. Das rettet wohl deine Haut, aber es stellt mich vor das Problem, diese Flucht selbst in die Hand zu nehmen, ohne es ihnen so leicht zu machen, daß sie Verdacht schöpfen…«
    Lydia von Ambor spürte die Erleichterung wie eine Woge über ihr zusammenschlagen. Gleichzeitig versuchte sie, die Situation zu begreifen. Sie wollten, daß Nottr floh und daß seine Flucht gelang. Weshalb? Sollte er jemanden töten? Jemanden, der von seiner Seite den Tod nicht erwartete…
    Mythor?
    Aber im nächsten Augenblick wendete sich ihr Glück. Zwei Priester kamen aus dem Innern des Turmes, gefolgt von einem halben Dutzend Gianten. Thygo und Aertan, ihre Helfer. Sie verfluchte die Dummheit und Sorglosigkeit dieser Männer. Sie warfen nicht einen einzigen Blick zum Himmel, oder sie hätten den Späher sehen müssen und den Plan noch ändern können.
    Die Barbaren bereiteten sich zum Kampf, und Lydia von Ambor konnte nicht umhin, sie zu bewundern. Waffenlos stellten sie sich diesem aussichtslosen Kampf.
    Thygo sagte etwas, und die Prinzessin stellte erleichtert fest, daß es zu leise war, als daß der Späher die Worte verstehen konnte. Die Barbaren zögerten, folgten aber nicht den Winken der Priester. Thygo redete erneut, und dann – und Lydia von Ambor ballte die Fäuste in ihrer Hilflosigkeit – trat Numir aus dem Schatten des Eingangs. Er war vorsichtig, aber der Späher sah ihn deutlich genug, um ihn zu erkennen.
    »Ahhh…«, sagte Parthan triumphierend und lehnte sich zurück, ohne die Frau loszulassen. »Und ich hätte fast gezweifelt an dir, meine Teure, und an meiner Urteilskraft. Ich hoffe, dein Plan ist gut und dein Numir so geschickt, wie du ihn immer lobst, sonst wird mein kleiner Grimaerg seine Freude an ihm haben. Ah, sie folgen ihm…«
    Numirs Anblick schien die Barbaren endlich überzeugt zu haben, daß Helfer vor ihnen standen. Aber sie folgten den Priestern mißtrauisch und wachsam ins Innere des Turmes. Der Späher schwebte ein Stück näher und verhielt eine Weile.
    Parthan gab die Frau frei, und die Vision in ihrem Kopf erlosch. Die silberrote Maske beobachtete sie mitleidlos. »Der mächtige Quatoruum ist beeindruckt von meiner Fähigkeit, die Dinge zu lenken. Willst du uns deinen Plan noch erzählen, oder willst du uns die Spannung nicht verderben? Nicht? Auch gut. Um so mehr wird es uns amüsieren. Und wohin soll die Flucht gehen? Du willst mich raten lassen? Ah, meine Teure, ich kenne die meisten deiner Spielgefährten. Laß mich sehen… mhmmmm… Morian vielleicht, der alte Esel war immer hinter deinen Röcken her… nein? Carwain? Nein, einen solch weiten Ritt hast du sicher nicht geplant. Was nützt der Barbar in Carwains Laern, wenn du ihn nicht haben kannst…« Er lachte unterdrückt über ihre wütende Miene. »Bleibt noch Dhagger«, fuhr er fort und lachte erneut, als er sah, wie sie sich auf die Lippen biß. »Der alte Dhagger. Du hast uns geschickt ferngehalten von ihm und den alten Mauern von Maghant. Es wird Zeit, daß wir uns ihm vorstellen, wenn das alles vorüber ist. Aber nun komm, ich habe dem mächtigen Quatoruum eine willige Anbeterin versprochen…«
    »Nein…!« Sie versuchte, sich loszureißen.
    »Soll das bedeuten, daß deine Hinwendung zu den Kulten der Mächtigen nur Heuchelei war?« fragte er voll Spott. »Und daß du gar nicht bereit warst, der Finsternis eine Heimstatt in deinem Geist und deinem Herzen zu gewähren?«
    »Doch… meine Hohe Würdigkeit… mächtiger Quatoruum… war ich nicht immer eine treue und erfolgreiche Dienerin? Habe ich nicht viele der Feinde der Finsternis in diese Mauern gebracht…?«
    »Du hattest deinen Preis…«
    »Einen kleinen Preis. Hätte ich gewußt, daß der Barbar für die Mächtigen bestimmt war, niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, ihn für mich haben zu wollen. Soll
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