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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren
Autoren: Hugh Walker
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ganz menschlichen Kinder in der Tat die Herrschernachfolge antreten sollten, wie es im Clan Gesetz war.
    Merryone und zwei andere Frauen sorgten für die Kinder, und ein halbes Dutzend Männer der Leibwache des Ritters postierten sich unauffällig in der Nähe des Leichnams. Ihre Loyalität, das war deutlich zu erkennen, galt auch den Kindern des Herrschers.
    »Wir sollten machen, daß wir fortkommen«, sagte Nottr. »Ich habe kein gutes Gefühl. Sie könnten herausfinden, daß sie das alles uns verdanken.«
    Thonensen nickte zustimmend. »Du magst recht haben. Früher oder später wird sich einer erinnern, daß wir aus dem Turm kamen, in dem alles begann. Und jetzt, da ich das Geheimnis von stong-nil-lumen kenne, gibt es nichts, das mich noch länger halten könnte.«
    »Du willst hin?«
    »Auf geradestem Weg.«
    »Sind wir nicht zu schwach für solch ein Vorhaben? Sollten wir nicht versuchen, Maer O’Braenn und die anderen zu erreichen, daß dieses wichtige Geheimnis nicht mit uns stirbt?«
    »Und wo sollten wir sie suchen? Irgendwo im Hochland? Wir könnten ein ganzes Jahr reiten, ohne sie zu finden. Wenn wir Caer wären, vielleicht… Aber sie haben das gleiche Ziel wie wir. Irgendwann kommen auch sie nach stong-nil-lumen. Dann werden wir vielleicht noch da sein, wenn die Götter wollen. Und da ist noch etwas, das du nicht vergessen darfst: wir tragen die Male Parthans. Er hat sich unser noch nicht bedient, aber er wird uns nicht aus seinen Klauen lassen, bevor es soweit ist. Ich sage dir, ich kenne zwar den Zeitpunkt noch nicht, aber sie erwarten uns in stong-nil-lumen. Sie haben ihre Pläne mit uns, und wir haben unsere mit ihnen. Warum das Unvermeidbare noch länger hinausschieben. Laß uns den Zeitpunkt wählen. Das ist ein Vorteil, den sie erst einmal wettmachen müssen.«
    Bevor sie noch nach ihren Pferden sehen konnten, kam Merryone gelaufen. Sie war außer Atem und aufgeregt. Aber sie sprach leise, daß nur Thonensen und Nottr sie hören konnten.
    »Master Thonensen. In den Ritter ist Leben zurückgekehrt. Er verlangt nach Euch.«
    Sie folgten dem Mädchen. Taurond und Duzella winkten aufgeregt, und die Wachen hatten sich dichter um die Bahre geschart.
    »Er will mit dir reden, Master Thonensen«, sagte Duzella. Sie nahm den Magier an der Hand und zog ihn dicht an die Bahre.
    Dhagger lag still. Sie hatten das Blut von ihm abgewaschen, und er sah aus, als ruhte er nur. Er hatte die Augen geöffnet, doch als Thonensen nun neben ihm stand, sah er, daß sie gebrochen waren. Dhagger war tot.
    Dennoch bewegte sich sein Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen, und Worte kamen zwischen den Lippen hervor.
    »Komm näher, Eisländer, nur du sollst hören…«
    Thonensen beugte sich zu ihm hinab, und die gequälte Stimme wurde zu einem Flüstern.
    »Nimm dich meiner Kinder an, Eisländer. Du hast alles Wissen, das für sie bestimmt war. Gib ihnen, was du für richtig hältst. Aber verschweige ihnen, daß die Finsternis sie gezeugt hat, daß nicht in ihrem Geist etwas wach wird, das ihr Leben zerstört. Denn die Finsternis, Eisländer, zerstört immer das Leben, in welcher Gestalt sie sich auch zeigt, selbst wenn sie uns scheinbar zu Diensten ist. Schwöre, daß du es sie niemals erfahren läßt…«
    »Du hast mein Versprechen«, murmelte der Magier. Er wußte, daß nicht Dhagger zu ihm sprach, sondern Cescatros Geist – ein letztes Echo des Lebens.
    »Und laß nicht zu, daß sie so verkrüppelt in dieser Welt leben. Sie sollen wachsen. Sicher hat diese Welt auch für sie Platz, und es mag irgendwo noch Reste unseres Volkes geben. Laß sie nicht meiner Rache leben, wie ich es im Sinn hatte. Berichte ihnen so über unser Volk, daß sie stolz sind und leben wollen. Aber laß sie wissen, daß die Finsternis ihr Feind ist. Laß sie nicht mit ihr paktieren oder von ihr lernen… denn ich habe Furcht vor dem Fluch, den ich über sie gebracht habe…«
    Dhaggers Stimme schwieg. Cescatros Geist war erloschen.
    Als Thonensen aufblickte, sah er Duzellas Gesicht dicht neben sich. Das Taurenmädchen war bleich, und der Magier fragte sich, was sie gehört hatte. Aber selbst wenn sie es gehört hatte, würde sie es begreifen?

7.
    Stong-nil-lumen in der Dämmerung.
    Die letzte Glut der sterbenden Sonne ist wie Blut auf den Runen der Säulen und Trilithen.
    Eine Weile noch, dann wird das fahle Leuchten der Finsternis stärker sein als der verlöschende Tag.
*
    Seine Höchste Würdigkeit, Donahin, schritt durch die Steinkreise in
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