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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren
Autoren: Hugh Walker
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wachsender Faszination auf die Stelle an der Wand, an der der Schädel gewesen war.
    Ein kleiner, keilförmiger Stein schob sich heraus und fiel.
    Sand rieselte aus der Öffnung.
    Ein weiterer Block erschien und fiel unhörbar in dem Getöse des zusammenbrechenden Tauren.
    Der feine Sand floß in einem dicken Strom. Ein Zittern ging durch die Mauer.
    »Wir müssen hinaus!« rief Thonensen mit sich überschlagender Stimme. »Das Grab stürzt ein!«
    Aber Nottr hatte den leblosen Dhagger bereits in den Korb geschoben. Jetzt stieß er den Magier hinterher, ohne sich um dessen Proteste zu kümmern. Er selbst blieb auf der Plattform und zog den Korb mit aller Kraft hoch.
    Block um Block fiel nun in rascher Folge. Die schrägen Flächen, an denen sie zusammengefügt waren, beschleunigten den Zerfall. Noch waren keine der großen Quader in Bewegung, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die Hohlräume in den mächtigen Mauern groß genug waren. Dann mochten ganze Türme zusammenfallen.
    Er fühlte, wie der Korb leicht wurde, und holte ihn wieder herab. Das ging jedoch wesentlich langsamer, da kein Gewicht im Korb war. Er gürtete Seelenwind und stellte die Lampen in den Korb. Das Aufwärtsziehen vom Korb aus bedurfte keiner großen Anstrengung, aber es ging langsam voran. Oben beugten sich die Gefährten über den Rand der Öffnung und feuerten ihn an.
    Als er oben ankam, erzitterte der Boden fast ununterbrochen unter dem Fall der Quader. Berstende Geräusche waren aus den Mauern zu hören.
    Seine Viererschaft wartete auf ihn. Die anderen waren bereits verschwunden. Es war auch alle Eile geboten.
    Als sie das Spielzimmer durchquerten, sahen sie erleichtert, daß Taurond auf sie gewartet hatte.
    »Rasch, Barbaren!« rief er. »Diesen Weg!«
    Hinter ihnen brach der Boden auf. Sie hasteten hinter Taurond her. Rufe waren aus den Gängen und Räumen zu hören. Schließlich Schreie der Panik.
    Es war ein langer Weg ins Freie, und Nottr zweifelte daran, daß sie ihn allein rechtzeitig gefunden hätten.
    Überall kamen Menschen aus Toren und Fenstern, die meisten kaum bekleidet und bewaffnet. Die Panik machte sie alle gleich – Gesinde und Edelleute und einfache Gefolgschaft. Nur da und dort hatten sich einige mit kühlem Kopf zusammengefunden, um anderen, vor allem Frauen und Kindern, zu helfen.
    Die Morgendämmerung färbte den östlichen Himmel bereits grau, und man fand auch ohne Lampen einen Weg über die dürren Wiesen.
    Große Dinge sterben langsam – es hatte für den Tauren gegolten, es galt auch für seinen Tempel.
    Lange Zeit war nur das Donnern der Steinblöcke zu hören, ohne daß von außen sichtbarer Schaden entstand.
    Ein halbes Tausend gehörte zu Dhagger O’Maghants Gefolgschaft und bewohnte seinen ungewöhnlichen Laern. Die meisten fanden ihren Weg ins Freie, und viele vermochten selbst noch Kleidung, Waffen und Essen mitzubringen. Einige Mutige wagten es, ein halbes Dutzend mal zurückzulaufen und Küche und Waffenkammer auszuräumen und das Vieh aus den Ställen zu treiben.
    Aber dann, als das gewaltige Bauwerk im Grau des anbrechenden Tages stand, stürzte einer der Türme in sich zusammen, begleitet vom vielkehligen Aufschrei der Geretteten.
    Der Himmel war von Donner erfüllt. Eine Wolke von Staub und Sand wurde hochgewirbelt.
    Ein Teil des Hauptgebäudes sackte zusammen und riß die meisten der Anbauten der Caer mit sich.
    Der Boden erzitterte. Die Schreie und Rufe waren verstummt. Die Menschen beobachteten schweigend den Untergang ihres Heims. Mehr als die Hälfte von ihnen waren in diesem Laern geboren worden.
    Die Sonne ging auf, als der letzte der Türme fiel, aber tief unter der Erde rumorte es noch, als die Sonne längst am Mittagshimmel stand.
*
    Ein Dutzend Caer lagen unter den Trümmern begraben. Aber auch der Burgherr war tot. Er lag aufgebahrt in der Mitte des behelfsmäßigen Lagers. Taurond und Duzella hielten die Totenwache. Sie ignorierten die neugierigen Blicke eines guten Teils der Gefolgschaft, denn seit sie zu wachsen aufgehört hatten, hätten nur wenige sie noch zu Gesicht bekommen. In der Tat boten diese Riesenkinder einen seltsamen Anblick. Ihre Kindlichkeit, ihre Größe, ihr erwachsenes Verhalten bildeten Kontraste.
    Aber nach einer Weile schwand die Neugier. Die Caer hatten dringlichere Probleme, die ihre ganze Aufmerksamkeit erforderten. Erst wenn das Bestehen des Laern und das Überleben des Clans gesichert war, mochte man sich den Kopf darüber zerbrechen, ob diese nicht
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