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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott
Autoren: John Brunner
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der üblichen Entschuldigungen aus Krankheitsgründen – die Gottschalks waren in mancherlei Beziehung sonderbar konservativ – es sich in Wahrheit um Lügen gehandelt hatte? Die Computer warnten davor; das Kartell war viel zu mächtig, um es ohne wirklich handfeste Daten anmachen zu können. Sein Herz allerdings sehnte sich nach einem echt dicken Ei. Es ging ihm weniger darum, daß sein Vertrag noch neun Monate lang lief, wie sein Traum zu suggerieren versucht hatte, sondern vielmehr um den Umstand, daß die restliche Laufzeit numoch neun Monate betrug, und wenn er nicht bei irgendwem einen richtig spektakulären Querschuß anbrachte, ehe der Sommer mit seinen niedrigen Einschaltquoten verstrich, konnte er anschließend den Löffel abgeben und sich begraben lassen. Er versah diese Story mit HiPri und instruierte seine Computer – ohne sich wirklich Hoffnungen zu machen –, weiterhin nachzuforschen, ob irgendwo, irgendwie ein Schlüssel-Code zur Datenbank der Gottschalks bei der Iron Mountain zu erwerben sei.
    Während er auf das Resultat wartete, befaßte er sich mit anderen Themen. Der bloße Gedanke, eine Attacke gegen die Gottschalks zu führen, hatte ihn anscheinend wieder völlig normalisiert, und er beschäftigte sich mit älteren und neueren Punkten gleichermaßen voller Zuversicht.
    Die Heinzelmännchen AG war nahezu mit Gewißheit genau das, was die Fama von ihr behauptete: eine Fassade mit College-Niveau für Conjuh Man {1} , um die Flucht der Blanks vor der Rationalität mit dem gleichen Eifer auszunutzen wie die Unkenntnis der Niebs um die Rationalität. {2} Konnte er getrost für maximale Detaillierung und Verwendung vormerken, machbar sobald die Bewertung achtzig zu ihren Gunsten überstieg; bisher lag der Wert erst bei zweiundsiebzig. Von den Flüchtlingen, die nach Kuala Lumpur strömten, sollten offenbar nach einem vorgefaßten Plan zahlenmäßig mindestens zwei Drittel ausgesiebt werden, und nicht, wie offizielle Verlautbarungen glaubhaft machen wollten, durch Unterteilung in Königstreue und Subversivlinge. Bewertung achtundachtzig positiv, konnte er also schon heute bringen. Aber lohnte die Sache das Risiko, internationale Spannungen hervorzurufen? Wer in der englischsprachigen Welt scherte sich um das Schicksal von egal wie vielen Menschen mit brauner Haut, die in einer fremden Sprache redeten?
    Während er noch zögerte, ob er diesen Punkt in die Sendung aufnehmen oder weiter in Reserve halten solle, entstand eine Unterbrechung. Über sechzig zugunsten der Möglichkeit, einen Code kaufen zu können, mit dem sich die Datenbank der Gottschalks bei Iron Mountain melken ließ. Der schätzungsweise Preis läge bei ein bis zwei Millionen. Damit befand er sich ohnehin außerhalb von Flamens Orbit – der Informantenfond enthielt zuwenig Geld –, aber die Angaben weckten sofort sein professionelles Mißtrauen. Bei allen vorherigen Malen, als er diese Nachforschung anstellen ließ, hatten die Computer unverzüglich mit dem Bescheid KEIN ANGEBOT geantwortet. Sein Instinkt gab ihm die Frage ein, die sich nunmehr als nächste erhob: Hatten die Gottschalks die Absicht, künftig ohne die Datenbank auszukommen?
    Unterdessen sichtete er weiter das Material. Irgendein dicker Hund braute sich unter den X-Patrioten {3} zusammen. Die routinemäßige Bewertung brachte ihn gleich zurück auf die Gottschalks, und zwar im Zusammenhang mit der oberflächlichen Einschätzung, sie schürten wieder einmal die Unzufriedenheit unter den Nieb-Extremisten, um bei furchtsamen Blanks ihre neusten Produkte gut abzusetzen. Aber zugleich gab es eine zweite Möglichkeit, die auf der Bewertungsskala um nur fünf Punkte niedriger eingestuft worden war und die ihn dazu veranlaßte, an seinem säuberlich gestutzten Bart zu fummeln und die Stirn zu runzeln.
    Eine Wende in der Angelegenheit Morton Lenigo? Mit gesundem Menschenverstand ließ sich darin absolut kein Sinn entdecken. Man konnte sich nicht vorstellen, daß irgendein Computer der Einreisebehörden Lenigo – nach allem, was er in britischen Städten wie Manchester, Birmingham und Cardiff verbrochen hatte – ein Visum bewilligte.
    Nichtsdestotrotz, wenn eine Bewertung, die drei Jahre lang mitten in den Vierzigern geschwebt hatte, jetzt plötzlich hoch in den Sechzigern stand, war das eindeutig ein Warnsignal. Und falls das überhaupt eine Story war, dann auf jeden Fall eine wahre Superbombe von Story! Er merkte die Sache für eine Intensiv-Bewertung vor und beschäftigte
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