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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott
Autoren: John Brunner
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entwich.
    „Sind Sie in dieser Welt, in der oft ein Schrecken den anderen jagt“, sagte Flamen mit seiner einschmeichelnden Stimme, „nicht neidisch auf das Gefühl der Sicherheit, das Leute empfinden, wenn sie an ihren Türen und Fenstern Einbrecherfallen Marke ‚Schildwache’ installiert haben? Sie können sich keine größere Sicherheit kaufen, und Sie wären töricht, am falschen Platz zu sparen.“
    Sein Abbild verschwand. Ein hühnenhafter Knieblank {4} stapfte näher, indem er seine Stelle einnahm, und bevor Lyla die Gelegenheit zu irgendeiner Reaktion erhielt – sie war noch nicht wach genug, um sich davon überzeugt zu haben, daß das dreidimensionale, farbgetreue Bild im Innern des Schirms zu bleiben pflegte –, umschlangen mit Eisenspitzen versehene Metallbänder ihn am Hals, an der Hüfte und in Kniehöhe. Blut begann aus den Bereichen seines Körpers zu sickern, in welche die grausigen Metalldornen sich gebohrt hatten. Einen Moment lang schaute er fassungslos drein, dann verlor er die Besinnung und erschlaffte.
    „,Schildwache’-Fallen!“ sang eine horrormäßige Kastratenstimme. „,Schildwa-a-a-a-a-ache …!’“
    „Vielleicht sollten wir uns auch so’n Ding anschaffen“, meinte Dan.
    „Um alles in der Welt, was soll denn hier überhaupt zu stehlen übrigbleiben, wenn du derartig weitermachst?“ wollte Lyla mißgestimmt wissen. „Kapierst du nicht, daß du gerade das Bett demoliert hast?“ Sie sprang auf und drückte am HoloSet die Ausschalttaste. Nichts geschah.
    „Ach, ich habe vergessen, dir zu sagen, daß die Aus-Taste nicht funktioniert“, nuschelte Dan. „Deshalb hat Berry uns den Apparat nämlich gegeben.“
    „Oh, zum …!“ Lylas Blick suchte das Kabel; sobald sie es sah, riß sie den Magnetkontakt von der Wand, und das wiederaufgetauchte Konterfei Matthew Flamens zerfiel in ein Wirrwarr von Blau- und Grünschattierungen. „Möchtest du heute nacht auf einem flachen, harten Bett schlafen? Ich nicht!“
    „Ich rufe jemanden an und laß es reparieren“, antwortete Dan mit einem Aufseufzen. „Aber du mußt dich jetzt endlich in Bewegung setzen, hm? Oder weißt du nicht mehr, daß du am Nachmittag einen Auftritt in der Ginsberg-Klinik hast?
    Mürrisch sammelte Lyla die Kleidungsstücke auf, die sie am Vorabend zur Seite geworfen hatte: einen Trikot-Overall in Grau und Olivgrün und ein Paar Schuhe. „Irgendwelche Anrufe oder Post?“ erkundigte sie sich, als sie sich anzukleiden begann.
    „Schau nach, wenn’s dich so sehr interessiert.“ Behutsam betastete er die Haarbüschel; zufrieden mit seinem präsentablen Aussehen, löste er den Rasurmat von der Wand und legte ihn zurück in den Kasten, zu den übrigen Teilen des Barbazar-Sets. „Eigentlich solltest du aber erst mal dem Heinzelmann die Ehre erweisen, oder?“
    „Wir haben ihn bloß für sieben Tage zur Probe“, erwiderte Lyla gleichgültig und strich den Trikot-Overall an ihren Hüften glatt. „Wenn er so wild darauf ist, in einem dermaßen miserablen Loch wie diesem hier zu sitzen, dann soll er auch seine Arbeit tun. Außerdem, was hast du dir überhaupt dabei gedacht, einen Stapel abgelaufener Bücher in seinen Gabenteller zu knallen? Erwartest du, daß er’s freundlich aufnimmt, als Müllschlucker verwendet zu werden?“
    „Ich hab’s aus dringender Notwendigkeit gemacht“, antwortete Dan gedämpft. „Die Kanalisation ist wieder verstopft.“
    „O nein!“ Auf einem Bein ausbalanciert, während sie versuchte, ihre Zehen in einen Schuh zu schieben, starrte Lyla ihn entgeistert an.
    „Es ist nicht so schlimm – die Toiletten funktionieren noch. Aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, sie auch zu verstopfen, indem ich einen Haufen Bücher hineinschmeiße, verstehst du?“
    „Du brauchst mir nichts über Arterienverkalkung zu erzählen“, seufzte Lyla, die sich an eine besonders verbreitete Metapher aus Xavier Conroys Die senile Stadt entsann. „Wenn die Kanäle nicht verstopft sind, dann eben die Straßen, und wenn nicht die Straßen, dann das KommNetz … Ich seh’ mal nach, ob was gekommen ist, könnte ja ausnahmsweise was Interessantes dabei sein.“
    Sie ging zur Tür und stemmte sich gegen die Kurbel der Winde, um die einhundert Kilo schwere Falltür zu heben, die die Wohnung nachts gegen Eindringlinge sicherte.
    „Zieh deinen Schleier über“, sagte Dan, stieg in eine grüne Kniebundhose und schloß den Gürtel um seine Taille.
    „Ich bitte dich! Ich gehe doch nur ans
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