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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott
Autoren: John Brunner
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KommNetz.“
    „Zieh ihn an, ich sag’s dir. Du bist für ’ne Viertelmillion Kröten versichert, und in der Police steht, daß du ihn tragen mußt.“
    „Du hast gut reden“, entgegnete Lyla widerspenstig. „Du brauchst nicht mit dem Scheißding rumzulaufen.“ Trotzdem griff sie nach dem Schutzschleier, der neben der Wohnungstür am Haken hing.
    Sie machte Anstalten, es über den Kopf zu streifen, verharrte jedoch plötzlich. „Sag mal … äh … in der Klinik werde ich’s doch wohl nicht zu tragen brauchen, oder? Es wäre gräßlich hinderlich, wenn ich um mich schlage.“
    „Nein, während deiner eigentlichen Performance sicher nicht. Allerdings, wenn ich genauer darüber nachdenke …“ Dan biß sich auf die Lippe und musterte Lyla mit merklichem Zweifel. „Die Patienten in der Ginsberg-Klinik sind isoliert, und dein Anblick könnte ihnen vielleicht nicht besonders gut bekommen. Hast du nichts, was dich mehr verhüllt?“
    „Ich glaube nicht. Meine Februarsachen sind alle verfallen, und die Märzklamotten sind schon reichlich schäbig. Und im April bin ich natürlich auf Durchsichtiges umgestiegen.“
    „Dann laß es eben.“ Dan zuckte mit den Schultern. „Wenn sie dort darauf bestehen sollten, kannst du irgendwas auf ihre Kosten verlangen, stimmt’s? Vielleicht so was wie’n Kleid. Wie lang ist’s her, daß du zuletzt ein Kleid getragen hast – war’s im November?“
    „Ja, das Kleid, das ich gekauft habe, ehe ich nach Hause gefahren bin, um am Erntedankfest meine Alten zu besuchen. Aber damals war es kalt, und jetzt ist es schwül … Ach, ich glaube, wenn’s sein muß, käme ich damit zurecht. Vorausgesetzt, sie bezahlen’s … Kleider sind in dieser Saison entsetzlich teuer.“ Sie stülpte sich den Schleier über den eingezogenen Kopf und öffnete die Tür. „Ich schließe nicht ab“, fügte sie nach einem vorsichtshalber in beide Richtungen des Korridors geworfenen Blick hinzu, anhand dessen sie sich davon überzeugte, daß draußen niemand herumlungerte. „Ich bin gleich wieder da.“

Unbequeme Tatsachen sind bisweilen tatsächlich unbequem
     
    „Der Name lautet Harry Madison, nicht Mad Harrison.“
    „Verzeihung?“ hakte der computerisierte Pultomat im haargenau richtig nuancierten Frageton nach; es handelte sich um ein ultramodernes IBM-Modell mit totalpersonalisierter Vokoderkommunikation, und seine mechanische Existenz gründete auf allerlei Glaubenssätzen. Einer davon besagte, daß ein Mitglied des Klinikpersonals, das sich allein im Raum aufhielt und vernehmbare Äußerungen tat, eine Antwort wünschte. Dieser Grundsatz galt dagegen nicht für Patienten. Um den Pultomaten und anderen Automaten eine Unterscheidung zu ermöglichen, waren die Patienten dazu angehalten, Kittel mit auf Vorder- und Rückseite in einem Zickzackmuster eingearbeiteten Drähten zu tragen.
    „Ist nicht so wichtig“, sagte Dr. James Reedeth matt und preßte seine Kiefer so fest aufeinander, daß er das Singen der Spannung in der Muskulatur hören konnte. Nach der Unvorsichtigkeit des lauten Denkens setzte er seine Überlegungen stumm fort. Verflucht noch mal, er ist mit Grund eingewiesen worden, von Experten, die in der Beurteilung genauso sicher sind wie ich! Er ist nicht einmal mein Patient. Was also interessiert mich so an diesem Fall – liegt es an unbewußtem Widerwillen gegen die Anwesenheit eines Niebs in einer ansonsten reinen Blanks-Klinik? Bezweifle ich. Aber es ist völlig sinnlos, immerzu die einzige vernünftige Antwort zu wiederholen.
    Zum abermalsten von so vielen Malen, daß er sie, wäre er dazu imstande gewesen, sie zu zählen, doch nicht zu zählen gewagt hätte, fragte er sich, was ihn nur in dies vom Minotaurus unsicher gemachte Labyrinth getrieben haben mochte. Die Verlockung, den Arztberuf zu ergreifen und von Menschen in Sachen Tod konsultiert zu werden …?
    „Ariadne! Ariadne! Wo bist du, da ich nun deines Garnknäuels bedarf?“ Aufgrund einer unvermittelten Anwandlung hatte er absichtlich wieder laut gesprochen, und im folgenden Augenblick plagte ihn der Zweifel, ob er die Entscheidung nur mit Freiwilligkeit übertüncht hatte, um sich selber irrezuführen. Der Pultomat gab Mißtöne von sich, während er partielle Analogien prüfte und verwarf, bis er die Antwort erteilte, mit der Dr. Reedeth rechnete.
    „Unter der Voraussetzung, daß die Nennung des Namens ‚Ariadne’ eine Nachfrage bezüglich Dr. Spoelstras bedeutet, kann ich die Auskunft geben, daß sie
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