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Azraels Auftrag (German Edition)

Azraels Auftrag (German Edition)

Titel: Azraels Auftrag (German Edition)
Autoren: Ralf Oswald
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    KAPITEL EINS
     
    Veni
     
    Je stärker das
     
    Bewusstsein verfeinert wird,
     
    desto größer wird die Übereinstimmung
     
    mit der natürlichen Welt.
     
     
     
    Der XIV. Dalai Lama
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kontakt
     
     
     
     
     
     
     
    Ein gewaltiger Blitz erhellte das Cockpit.
    Ein Piepsen erklang, wieder blinkte der Warnanzeiger und eine unsichtbare Stimme schnarrte monoton: „MISSILE! MISSILE! MISSILE!“
    „Verfluchter Mist“, rief Mika, riss den Steuerstick nach links und brachte den Kampfjet in Rückenlage. Gleichzeitig zog er den Stick scharf zu sich heran und leitete kopfüber einen Sturzflug ein.
    „Wahrscheinlich eine AMRAAM“, meldete Carlos. „Entfernung achthundert Meter, schnell näher kommend.“
    Er blickte über seine Schulter nach hinten. Was er sah, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen.
    „Pellath geretto, verdammt!“
    Die fremde Rakete war an ihren Fersen.
    Carlos drückte Schalter auf der rechten Konsole. Mehrmals erklang ein dumpfes Klack-Boff . Carlos wusste, dass in diesem Moment kleine Kartuschen aus dem Spender in der rechten Tragfläche nach hinten ausgestoßen wurden. Drei Sekunden später würden mehrere kleine Magnesiumsonnen mit über dreitausend Grad ein neues Ziel darstellen.
    Carlos zählte mit: „Drei, Zwei, Eins...“, eine kurze Pause erfolgte, in der ein blendendes Licht entstand, „... Pellegratto-Nathdina!“
    Mika wusste, was das zu bedeuten hatte.
    Abrupt änderte er erneut die Flugrichtung und schob gleichzeitig den Schubregler bis zum Anschlag nach vorne. Donnernd erwachten die Nachbrenner zum Leben und leiteten einen rasanten Steilflug ein.
    Die fremde Rakete war immer noch an ihren Fersen.
    „Sidewinder-Rakete immer noch auf Verfolgungskurs. Abstand dreihundert Meter.“
    Carlos schluckte hörbar.
    „Noch zweihundert Meter..., ACHTUNG, KONTAKT IN FÜNF SEKUNDEN!“
    Mika riss den Steuerknüppel nach hinten. Sofort bäumte sich der Jet auf und begann, senkrecht nach oben zu steigen.
    „Kontakt in DREI..., ZWEI..., EINS...“
    Die sich nähernde Rakete erkannte den heißen Triebwerksausstoß des Jets, deaktivierte ihre endgültige Sicherungssequenz und explodierte.
    Eine kleine Sonne begann zu leuchten. Die gigantische Glutwolke bereitete sich aus.
    Das letzte, was Mika sah, war das gewaltige Licht!
    Doch kurz vorher erkannte er noch, wie sich in den Glutwolken ein Gesicht zu formen begann.
    Große, längs geschlitzte Pupillen blickten ihn an. Weißes Haar wurde von glühenden Turbulenzen durcheinandergewirbelt. Blaue Lippen öffneten sich und formten Worte, bevor die lodernde Glutwolke alles zerriss:
    „MIIKAAA, HILF MIR!“
     
    Anfang
     
    Ich war einer von achthundertzwanzig Mönchen, die sich zum kollektiven Freitod entschlossen hatten.
    Wie lange dies her ist? Ich erinnere mich nicht mehr genau, nach den ersten fünfhundert Jahren habe ich mit dem Zählen aufgehört.
    Aber ich erinnere mich noch exakt an die ersten Tage meiner Ausbildung:
    „Habe ich es Dir nicht hundertmal gesagt?“ dröhnte seine Stimme durch die Hallen des alten Klosters.
    Die Steinkacheln des Bodens schimmerten in einem dunklen Grau, auf dem der Morgennebel einen Film hinterlassen hatte. Wie üblich blieben die stahlbewehrten Holzpforten geöffnet, um eine mentale Einheit mit der Umgebung zu erleichtern.
    Ich zuckte zusammen. Durch halb geschlossene Augen erkannte ich, dass er sich mit großen Schritten näherte. Ob er mich im Sinn hatte oder einen meiner Mitschüler? Für den Bruchteil einer Sekunde blinzelte ich.
    „AZRAEL.“
    Er meinte mich.
    „Antworte mir: Was tust du da?“
    Mein Herz begann zu rasen, als ich ihn näher kommen sah. Mit einem kurzen Blick auf den Optiksensor erhöhte ich die Raumhelligkeit um fünf Stufen. Ich wollte mich vom Meditationsbänkchen erheben, doch meine Beine waren taub vom bewegungslosen Sitzen. Ein Stechen durchfuhr meine Oberschenkel, als ich versuchte, wenigstens aufrecht zu knien. Mit beiden Händen griff ich an die Waden und begann sie zu massieren.
    „Ich übe, mein Lehrer“, antwortete ich hastig. „Ich habe meditiert!“
    Er stand direkt vor mir und blickte auf mich herab. Seine dunkelbraune Kutte wurde von einer bronzefarbenen Schärpe zusammengehalten, welche ihn als einen der Medioren auszeichnete. Seine Kiefern mahlten aufeinander, dann sagte er mit ruhiger Stimme: „Lüg’ mich nicht an. Du träumst mit offenen Augen, mehr nicht!“
    „Aber
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