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Azraels Auftrag (German Edition)

Azraels Auftrag (German Edition)

Titel: Azraels Auftrag (German Edition)
Autoren: Ralf Oswald
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Auge bildete sich eine grellweiße Kugel. So hell, das sie alles überstrahlte. Mika sah, wie das Abbild der beiden Mädchen sich in eine Röntgenaufnahme verwandelte. Die Kleidung wurde wie Staub weggeblasen. Gleichzeitig bildeten sich faustgroße Blasen auf dem gesamten Körper. Ein gewaltiger Sturm setzte ein, Fleischfetzen wurden von dem Glutsturm weggerissen und verdampften. Das übrig gebliebene Skelett glühte auf und fiel in einer Aschewolke zusammen.
    Mikas Fingerknöchel traten hervor, als sich sein Griff um das Glas verstärkte. Sein Gesicht hatte sich in eine wütende Grimasse verwandelt, als er im Geist auf dem Foto den riesigen Atompilz aufsteigen sah.
    Er spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen.
    „Anne! Rachel... Gabrielle! Tot!“
    Sie wurden ihm genommen innerhalb einer Sekunde. Nie wieder würde er sie in den Armen halten können.
    Es gab noch so viel, was er mit ihnen vorhatte. Ja, er hatte sich vorgenommen, vielmehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Die Kleine war bereits so aufgeregt auf ihren ersten Schultag. Anne wollte dazu etwas Besonderes vorbereiten.
    Und dann wollten sie nächsten Sommer zusammen in die Toskana fahren, oder noch weiter. Einfach immer weiter. Wie Teenager, die mit ihren kleinen Geschwistern in ein unbekanntes Land ausbrechen.
    Und er würde ihnen Rom zeigen. Ganz gewiss. Das Kolosseum, das Amphitheater, er würde Anne zeigen, wo die Gladiatoren wirklich gekämpft hatten.
    Und wenn dann die Kinder im Bett wären, würde er mit ihr noch ein Glas Rotwein genießen. Mit Blick von der schönsten Terrasse über die gesamte Stadt.
    „Anne..., ich wollte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ausnahmslos alles von vorne beginnen. Ich könnte es verhindern! Ich könnte euch beschützen!“
    Mikas Augen wurden glasig.
    „Anne, du fehlst mir so sehr...!“
    Die Flamme der Kerze begann zu flackern, als die Tür geöffnet wurde, doch Mika merkte nichts von all dem. Im offenen Türrahmen zeichneten sich gegen den erleuchteten Flur die Konturen eines Mannes ab, der ein Schwert in der Hand hielt.
    Geräuschlos bewegte sich die Gestalt durch das Zimmer.
     
     
    Der Auftrag
     
    Uvellar, die größere unserer beiden Sonnen, würde sich in den nächsten vierzigtausend Jahren in eine Quantennova verwandeln.
    Als erstes würde Uvellar die kleinere Sonne zerstören, dann das gesamte Sonnensystem.
    Damals dachte ich, das geschehe erst in einer halben Ewigkeit, und unser Volk, die L’Amarc, würden sich währenddessen einiges einfallen lassen müssen.
    Irgendwann, in ferner Zukunft.
    Dann begannen die Getaree, so nannten sich die Mönche unserer Kaste, den zweiten Teil ihrer Entdeckungen zu erläutern.
    Die Wissenschaftsmönche, denen ich seit einem Jahr angehörte, kannten sich noch sehr wenig mit diesen Phänomenen aus, doch sie wussten eines: die temporale Wechselwirkung, die Uvellar mit Denaan eingehen würde, sollten eine Katastrophe auslösen. Denaan ist unsere kleine, blaue Sonne. Denaan, die Sanfte. Die quantentemporale Wechselwirkung, die sich zwischen den beiden Sonnen in vierzigtausend Jahren ereignen würde, sollte dazu führen, dass sich Denaan bereits schon in fünf Jahren in eine Supernova verwandeln würde, die alle 17 Planeten des Systems verschlingen sollte.
    Ich weiß, was ihr nun denkt. Wie kann etwas, das in vierzigtausend Jahren stattfinden wird, sich in Fünf Jahren auswirken?
    Ich verstand es damals auch nicht.
    Man erklärte mir, dass es mit der Umkehrung von Ursache und Wirkung zusammenhängt.
    Nach vier weiteren Jahren geschah es dann, womit keiner rechnete. Wir machten eine Entdeckung, die alles veränderte, wobei die Lösung nicht in der Unendlichkeit des Universums entdeckt wurde. In den kleinsten, Teilchen, die uns tagtäglich begegneten, erkannten wir die Zusammenhänge als eine Art Spiegel der universalen Zusammenhänge. Diese Einsicht leitete die Wende ein, unsere Forschungen befanden sich auf dem richtigen Weg.
    Die restlichen Erkenntnisse formten sich binnen acht Monaten. Nach kosmischen Gesichtspunkten geschah es innerhalb eines Blinzelns.
    Die grundsätzliche Einsicht überkam uns wie eine Ohnmacht. Das gesamte Wissen, was alle unsere Fragen lösen konnte, befand sich direkt vor unseren Augen.
    Alles war mit einem Mal bekannt, gleichzeitig so furchtbar einfach. Wie blind wir doch waren.
    Die neue Erkenntnis war wie ein Rausch.
    Als ob sich eine geheime Kammer in unseren Zellen öffnete, um dieses gehütete Wissen mit einem Mal zu offenbaren.
    Ich kann
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