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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott
Autoren: John Brunner
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Ginsberg-Klinik mit seiner Gegenwart beehren, damit er eine hinlängliche Gelegenheit dazu erhält, die Lösung seines Problems herauszufinden – das allerdings, wie ich beiläufig vermute, eines von vielen sein dürfte.“
    Reedeth schüttelte den Kopf. „Zurückziehen und umdenken!“ zitierte er laut, froh um die Möglichkeit, einmal ohne elektronische Lauscher sprechen zu können. „Hätte ich geahnt, wie weit sich dies Rezept auslegen läßt, ich schwöre, ich wäre überall hingegangen, bloß nicht hierhin, wo dies widerwärtige Weibsbild mich herumstoßen kann, wie ein Kind es mit einem Fußball treibt, nur weil Liebe ein ‚Abhängigkeitsverhältnis’ ist, und wie soll ein Therapeut, der seinen Gefühlen auf Gedeih und Verderb unterworfen ist, Patienten dabei helfen, den vernunftmäßigen Abstand zu den Dingen wiederzugewinnen?“
    Finster betrachtete er den Pultomaten, ein Sinnbild der unpersönlichen Ideale Mogshacks, und da bemerkte er auf einmal, daß das Rotlicht zwar noch leuchtete, aber nicht länger blinkte, sondern nur still glomm. Er fluchte insgeheim, als er begriff, daß das hieß, er mußte binnen kurzem von Angesicht zu Angesicht eben jener Person gegenübertreten, deren unerfreuliche Lage noch hartnäckiger an seinem Verstand zehrte als seine eigene unschöne Situation.

Das Wie und Warum
     
    „Es geht nicht so sehr darum, daß die Natur der geistigen Störungen sich verändert hätte, wie ein Laie aus der offenkundig beobachtbaren Tatsache schlußfolgern mag, daß heutzutage ein höherer Anteil der Bevölkerung damit rechnen kann, zeitweilig in eine Psychiatrie eingewiesen zu werden, als – um einmal damit zu vergleichen – in früheren Zeiten, als die öffentliche Gesundheitsfürsorge sich vorwiegend mit rein organischen Leiden beschäftigte, jemals in ein Tuberkulosekrankenhaus oder ein Fieber-Spital eingeliefert worden ist.
    Nein, vielmehr geht es darum, daß die Natur der Normalität heute nicht so beschaffen ist, wie unsere Vorfahren sie gewohnt waren. Sicherlich darf man nicht erwarten, daß die Probleme der Gesellschaft statisch bleiben. Einige Probleme werden gelöst; andere wiederum – die Mehrheit – entwickeln sich zusammen mit der Gesellschaft als Ganzes. Ich brauche hier schwerlich Beispiele anzuführen, denn jeden Tag liefern uns die Nachrichten gleich mehrere.
    Viel zuwenig jedoch wird auf die Betonung dessen Wert gelegt, daß das geschilderte Phänomen einen positiven Aspekt aufweist. Erneut nämlich hat die Menschheit als Spezies ihre Angehörigen hier vor eine Herausforderung gestellt, die niemals erfüllt werden, der man sich aber tendenziell immer mehr nähern kann. In vergangenen Zeitaltern waren diese Herausforderungen philosophischer oder religiöser Art: Entsage der Lust! Widerstehe der Welt, dem Fleisch und dem Teufel!
    Heute jedoch ist das Gebot psychologischer Art: Sei ein Individuum!“
    Elias Mogshack; passim {6}
    „Meistenteils möchten die Menschen von irgendeiner überzeugenden Respektsperson zu hören bekommen, daß das, was sie sowieso schon tun, vollkommen richtig sei. Ich kenne keine schnellere Methode, sich unbeliebt zu machen, als das Widersprechen.“
    Xavier Conroy

 
(Reserviert für Anzeigen)
     
    Lyla versetzte der Tür mit der Ferse einen Tritt, so daß sie zufiel, warf den Schleier beiseite und schnitt eine Grimasse über dem Packen von Umschlägen, den sie mitbrachte.
    „Praktisch alles Reklame, wie üblich. Wie mir diese Massensendungen zuwider sind! Sie verstopfen das KommNetz so wie der Abfall die Kanäle, und ich würde schwören, neunzig Prozent davon wandern sofort in die Kanalisation, ohne gelesen zu werden … Oh, das hier ist keine Werbung. Kommt von der Schweinzelmännchen AG. Vermutlich ’ne Erinnerung wegen dem greisen Hilfszwerg da.“ Mit einer Kopfbewegung wies sie hinüber zu dem gleichgültigen Heinzelmann.
    „Mainzelmännchen AG heißt es richtig, glaube ich“, berichtigte Dan sie. „Du mußt dir solche Sachen endlich mal merken.“ Er zögerte. „Stammt wahrscheinlich aus dem Deutschen“, fügte er lahm hinzu und streckte seine Hand nach dem Brief aus.
    „Ewig dieselben Namen“, murmelte Lyla, während sie den Rest durchsah. „Werden die denn nie gescheiter?“ Sie vollführte eine Gebärde, wie um die Umschläge allesamt durchzureißen, aber sie waren gegen derartige Absichten ausreichend verstärkt; man konnte sie nur entlang der markierten Linie aufreißen, und dadurch setzte man die Chemikalien frei, die
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