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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei
Autoren: Sheila O'Flanagan
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anzunehmen.
    Ich habe so ein Glück, sagte sie sich, als sie mit Allegra am Flughafen von Dublin eintraf, wo Sarah sie abholte. Ihre Schwägerin zog sie und die Kleine in die Arme und versicherte ihr, wie schön es sei, sie beide bei sich zu haben. Ich habe eine wunderbare Familie, sagte sich Mia. Ich muss dafür sorgen, dass sie mich öfter besuchen.
    Da Allegra ihre Cousins zuletzt ein Jahr zuvor bei deren Besuch in Spanien gesehen hatte, befürchtete Mia, dass sie zunächst scheu sein würde. Doch binnen weniger Minuten war das Eis gebrochen, und Allegra spielte mit den Jungen am Boden, während sie munter in ihrem »Spanglisch« drauflosplapperte, einer Mischung aus Englisch und Spanisch, die auch Mia benutzte, wenn sie mit ihr redete.
    »Sie spricht schon recht viel«, sagte Mia zu Sarah. »In beiden Sprachen. Das heißt, Englisch versteht sie zumindest perfekt, vor allem Wörter wie: ›Nein‹ oder ›Stell das sofort wieder hin‹ oder ›Willst du wohl aufhören damit?‹«
    Sarah lachte. »Sie ist ein kleiner Schatz. Wir freuen uns sehr, sie hierzuhaben.«
    »Sie war noch nie von mir getrennt«, sagte Mia besorgt. »Kann schon sein, dass sie anfangs durcheinander ist.«
    »Du hast doch ein paar Videoclips für sie aufgenommen«, beruhigte Sarah sie. »Und du kannst jeden Tag mit ihr telefonieren. Mach dir keine Sorgen. Sie kommt bestimmt zurecht.«

    Ja, dachte Mia ein paar Tage später, als sie nach London flog, um Britt zu treffen, die gerade eine PR-Tour hinter sich hatte. Allegra wird schon klarkommen. Aber ich? Und obwohl sie es genoss, über den Flughafen zu schlendern, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob sie genügend Reinigungstücher oder Allegras Lieblingspuppe oder ihren Lieblingsapfelsaft eingesteckt hatte, war ihr, als würde ein Teil von ihr fehlen. Während sie den Aufzugsknopf drückte, überkam sie ein Anflug von Einsamkeit, der so intensiv war, dass sie beinahe laut aufkeuchte. Sie schluckte schwer und blinzelte die Tränen weg, die unversehens ihre Augen zu überschwemmen drohten. Sie wollte keinesfalls zu einer dieser törichten, besitzergreifenden Mütter werden, die keinen Moment ohne ihr Kind sein konnten. Allie würde es bestimmt guttun, eine Zeit lang mit ihren Cousins zusammen zu sein. Sie sprach es leise murmelnd vor sich hin, um sich selbst zu überzeugen. Doch nur, um abermals von Schuldgefühlen überwältigt zu werden.
    Sie traf Britt in der exklusiven Boutique des Hotels in Paddington, wo ihre Schwester, wenn sie in London war, übernachtete. Trotz ihrer Abneigung gegenüber PR-Auftritten hatte Britt Merediths Drängen nachgegeben. Ihre Agentin hatte sie davon überzeugt, dass jede Leserin von Der perfekte Mann  – gerade stand das Buch vor seiner dritten Preisverleihung in diesem Jahr – ein Anrecht darauf habe, etwas von der Autorin zurückzubekommen. Im Übrigen komme sie bei den so von ihr gehassten Interviews ausgezeichnet herüber, meinte Meredith. Britt wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, beließ es aber bei einem zustimmenden Nicken. Mit Verwunderung hatte Mia an einem Zeitschriftenstand am Bahnhof das Bild ihrer Schwester auf der Titelseite einer Fernsehprogrammzeitschrift gesehen. Die Titelunterschrift verhieß, dass die Autorin ihre besten Tipps abgebe, wie Frau ihren Traummann finde. Das alles klang schrecklich glamourös; wie anders war ihr eigenes Leben, dachte Mia, das sich zwischen Allegra und ermüdenden Versuchen abspielte, städtischen Angestellten
nach ihrer Arbeit Englisch beizubringen, die viel lieber bei ihren Familien sein wollten als im Sprachunterricht. Die Aussicht, dass sie während der nächsten zwei Wochen an diesem glanzvollen Leben teilhaben würde, fand sie aufregend, um nicht zu sagen, nervenaufreibend.
    Mia fuhr mit dem Heathrow Express nach London. Sie war dankbar, dass sich das Hotel nicht weit vom Bahnhof entfernt befand, weil ihr Koffer lachhaft schwer war. Sie hatte sich bemüht, nur das Nötigste mitzunehmen, doch dann gingen ihr unzählige Bilder von Galadinners durch den Kopf, und sie geriet in Panik, weil sie nicht wusste, was sie anziehen sollte. Mit der Folge, dass sie so ziemlich alles, was sie besaß, in den Koffer stopfte. Bestimmt drohte ihr eine saftige Zuzahlung wegen Übergepäcks, und sie war gespannt, was Britt dazu sagen würde, wenn sie versuchte, die Gebühr als Reisekosten geltend zu machen.
    Das Hotel, wo ihre Schwester logierte, war kompromisslos modern: schwarze Marmorböden, schneeweiße Wände und
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