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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Autoren: Joseph Merrick
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ERSTER TAG
    Der erste Engel blies seine Posaune. Da fielen Hagel und Feuer, die mit Blut vermischt waren, auf das Land. Es verbrannte ein Drittel des Landes, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras.
    Offenbarung Kapitel 8 Vers 7
    Ich erinnere mich noch ganz genau an die Zeit meiner Versetzung. Es glich damals einer persönlichen Apokalypse, den Arsch aus meinem Bürosessel zu erheben und den hohen Posten beim FBI an den Nagel zu hängen.
    Nicht, dass es mir nur wegen diesem Job leid tat – es ging mir auch um die Stadt, die ich dadurch verlassen musste. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir schon speiübel, und ich hätte am liebsten dem gesamten Kollegium die Faust in den Magen gerammt. Detroit, Michigan! Welch eine Stadt! Es steckte so viel Leben in ihr.
    In der letzten Zeit war ich fast jeden Abend Stammgast im »Walker«. Gut, nicht unbedingt eine Kneipe von hohem Niveau, keine sauberen Toiletten, und die Luft war so verraucht, dass ich jedes Mal ein Taschentuch benötigte, um mir die Tränen aus den Augen zu wischen. Aber es gab den besten Whisky weit und breit und die Bedienung war nicht ohne. Wie hieß sie noch gleich? Jessy? Mary? Ich muss zugeben, für weibliche Vornamen hatte ich mich noch nie wirklich interessiert, eher für deren Oberweiten. Sie trug leider kurzes Haar, dennoch war sie eines der Mädchen, für die ich töten würde.
    Es ist schon Ironie, wenn man bedenkt, dass ich für die Aufklärung einiger Morde eingesetzt worden war, und ausgerechnet jemand wie ich sprach vom Töten. Nun ja, es ist ja auch nur so eine Redensart.
    Die letzten zehn Jahre hatte ich in Detroit verbracht, wobei ich erst vor fünf Monaten das erste Mal das »Walker« betreten hatte. Ich glaube, einer der Gründe war der, dass mich etwa zu dieser Zeit meine Frau verlassen hatte.
    Ja, dies war alles ein schwerer Umbruch für mich. Ich war irgendwie in einer Sackgasse gelandet. Wir hatten die ganze Ehe, die immerhin neun Jahre angedauert hatte, zu lange schleifen lassen.
    Meist ging der Job vor, und ich habe dadurch meine Frau Cynthia sehr vernachlässigt. Sie sprach mich immer wieder darauf an; leider vergeblich. Ich fühlte mich ständig unter Beobachtung und schob ihr damals die Schuld zu. Ein großer Fehler. Und als dann auch noch unsere neue Kollegin, Miss Cole, ihren Dienst bei uns angetreten hatte, ging es vollends bergab: Ich begann damals ein Techtelmechtel mit ihr und wir landeten im Bett. Jede Woche. Als Ausrede für meine jetzige Exfrau landete mein Job auf dem ersten Platz der Ausredecharts.
    Wie auch immer, lange ging das nicht gut, und irgendwann kam es raus. Wenn ich recht überlege, kann ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wie es passieren konnte. Ich war immer äußerst vorsichtig. Ich meine, ich arbeite, Entschuldigung, arbeitete beim FBI, der ranghöchsten Polizeibehörde in den Vereinigten Staaten, und sollte eigentlich Bescheid wissen, worauf es bei der Vertuschung von Beweisen ankommt. Den ganzen verdammten Tag war ich damit beschäftigt, Indizien von Mördern und Vergewaltigern zu sammeln, und schließlich kam man mir bei solch einer Lappalie auf die Schliche. Das Wort »Lappalie« hätte mir in dieser Hinsicht wirklich besser gefallen als das, das meine Ex mir damals an den Kopf geworfen hatte: Dreckschwein!
    Für sie war es wirklich alles andere als Peanuts. Die Konsequenz konnte ich mir damals schon ausrechnen.
    Mein Anwalt meinte, ich solle froh sein, dass es so glimpflich ausgegangen sei: Ich durfte das Auto behalten – einen alten 67er Chevy, der bei Kälte nicht anspringen wollte. Die Heizung war schon lange defekt und die Fahrertür klemmte, sodass ich fast jedes Mal durch die Beifahrertür einsteigen musste. Das Haus wäre mir lieber gewesen.
    Das ganze Geld, welches ich damals verdiente, war für unser Haus draufgegangen; für einen neuen Wagen war einfach nichts übrig geblieben. Dieser fahrende Schrotthaufen erinnerte mich irgendwie an meine Frau: Nichts als Probleme. Oh Mann, schlechter hätte es damals wirklich nicht laufen können.
    Sie grinste, als der Scheidungsrichter das Urteil verkündete und sie mir den Wagenschlüssel übergab. Das hängt mir heute noch nach: Der Moment, als sie mir den Schlüssel in die Hand fallen ließ. Das Letzte, was mir dazu noch einfällt, war das zufriedene Lächeln ihres Anwalts, während er seine Akten zusammenpackte. Das widerwärtige Feixen dieses milchgesichtigen Schlipsträgers hatte sich förmlich in mein Gehirn eingebrannt.
    In
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