Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Autoren: Joseph Merrick
Vom Netzwerk:
als Zivilisation bezeichnen konnte. Allerdings musste ich dies wohl, denn hier endete alles. Alles, was sich westlich davon befand, wurde als das Hinterland Alaskas bezeichnet.
    Alaska! Ich konnte es kaum glauben, dass ich wirklich dorthin versetzt wurde.
    Die Flugreise nach Fairbanks konnte man über sich ergehen lassen, aber mit meinem alten Chevy über diesen Feldweg zu fahren, (Straße konnte man dies kaum nennen), war wirklich das Letzte. Und dies sollte auch noch die Interstate 3 sein. Dass ich nicht lache! Die Highways an der Ostküste konnte man wenigstens als Straßen bezeichnen, sie glichen keineswegs den hiesigen einspurigen Katastrophen.
    Nicht einmal einen Dienstwagen hatten die für mich, nein, mein alter 67er Chevy mit der nicht funktionierenden Heizung wurde vorausgeschickt, wartete bereits am Flughafen auf mich. Und das mitten in Alaska!
    Der Außentemperaturmesser am Wagen musste wohl defekt sein oder war zumindest gerade dabei, endgültig den Geist aufzugeben. Es konnte einfach nicht sein, dass er bei minus zwölf Grad stehen blieb.
    Meine Atemwolke verdeckte mir fast die Sicht und die Windschutzscheibe beschlug. Mit meinen Handschuhen versuchte ich sie wieder frei zu bekommen.
    Obwohl ich mich dabei ziemlich weit vorbeugen musste, gelang es mir mit Mühe und Not. Es war ein Drahtseilakt: Mit einem Fuß auf dem Gaspedal, einer Hand am Lenkrad und mit der anderen Hand an der Scheibe reibend, war ich einen Moment unachtsam, und meine Hand glitt wegen der rutschigen Wildlederhandschuhe ab. Das Fahrzeug driftete schnell nach links, kam kurzfristig ins Schleudern und geriet auf die Gegenfahrbahn. Ich konnte nicht schnell genug reagieren, um rechtzeitig gegenzulenken. Doch kaum gelang es mir, das Lenkrad mit beiden Händen zu ergreifen, da blendeten mich bereits zwei extrem helle Scheinwerfer und ein ohrenbetäubendes Horn ertönte. Mein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe, ich riss reflexartig das Lenkrad in die Gegenrichtung und konnte nur mit Mühe und Not einen Zusammenstoß mit dem heranrasenden Truck vermeiden.
    Ich brachte den Chevy zum Stehen. Mein Atem glich dem eines Marathonläufers, der gerade noch das Ziel erreicht hatte. Mein Wagen rollte ein wenig nach, da die Straße hier abschüssig verlief. Erneut trat ich in die Bremsen.
    Stille umgab mich. Ich vernahm lediglich meinen Herzschlag, der von meinem aufgeregten Atem begleitet wurde. Ich war hellwach. Die Trägheit, weil ich mich fühlte wie einer, dem man einen fremden Willen aufgedrückt hatte, war verflogen.
    Langsam nahm ich wieder meinen Körper wahr. Ich umklammerte das Lenkrad so fest, dass meine Hände schmerzten. Erst jetzt wurde mir klar, dass dies wirklich mein Ende hätte sein können. Welch ein Albtraum. Mitten im Nirgendwo von einem Truck überrollt. Das würde sich wirklich nicht gut auf meinem Grabstein machen.
    Mein Blick in den Außenspiegel ließ mich die Rückleuchten des bereits ziemlich weit entfernten Lastwagens erkennen. Ich sah ihnen nach, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden waren.
    Für einen Moment kurbelte ich die Seitenscheibe herunter, um frische Luft zu tanken. Ich schloss die Augen, denn der eisige Wind ließ sie tränen.
    Der Motor lief noch und ich hatte auch nicht vor, ihn abzustellen. Wer weiß, ob er je wieder angesprungen wäre, und das wollte ich in dieser trostlosen Gegend nicht riskieren. Ich stieg aus und sah mich um. So weit das Auge reichte, nur gähnende Leere, bis auf die weit aufragenden, gletscherbedeckten Berge, deren Hänge allem Anschein nach mit Nadelhölzern bewachsen waren.
    Ich stieg wieder in den Wagen. In meinem Handschuhfach lag noch ein Schokoriegel, den ich mir für die Fahrt nach Crimson an einem Automaten am Flughafen geleistet hatte. Als ich hineinbiss, brach ich mir fast einen Zahn ab. Die Kälte hatte den Riegel erstarren lassen wie eine dieser mumifizierten Leichen, die man im Eis nach Tausenden Jahren wiedergefunden hatte. Aber da ich Hunger verspürte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn hinunterzuwürgen. Dieser Tag gehörte dem Teufel.
    Ich nahm die Fahrt wieder auf. Der Highway schien kein Ende zu nehmen. Alaska beherrschte wohl die Kunst, die Straßen endlos erscheinen zu lassen. Die hohen und dichten Nadelbäume am Rande der Straße, die ins Nirgendwo zu führen schien, glichen einander wie eineiige Zwillinge. Und vor mir dieser hohe Berg, der keinen Deut näher heranrückte. Ich weiß nicht, aber es kam mir so vor, als sei er eine riesige Attrappe, wie bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher