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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Autoren: Joseph Merrick
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meinem letzten Apartment, welches mir der Staat Michigan besorgt hatte, kam ich kaum zurecht, und es war eine extreme Umstellung für mich. Alleine schon das Bad war so eng, dass ich mich gerade mal von der Kloschüssel zum Waschbecken drehen konnte, und auch die Dusche war wohl für Kleinwüchsige gebaut worden. Immerhin war es eine Erfahrung, sich mal wie ein solcher zu fühlen, wenn man auf den Knien duschen muss te.
    Der Fahrstuhl im Haus war so oft außer Betrieb, dass die Hausverwaltung das Schild »Nicht defekt« ins Foyer hängte, wenn er mich dann doch ab und zu in den zwölften Stock fuhr. Welch ein Luxus!
    Aber was hätte ich machen sollen? Das Haus wurde von meiner Exfrau verkauft, und ich bekam davon keinen Penny. Als ich mich damals kurz vor dem Verkauf ins Haus begab, um meine letzten Sachen zu bergen – der Rest meiner Klamotten kam aus dem Fenster geflogen –, lief sie mir noch einmal über den Weg. Ich versuchte, den Blickkontakt zu meiden, doch als ein Möbelwagen die Straße zu unserem Haus, Pardon, ihrem Haus hochfuhr, um die Möbel mitzunehmen, musste ich sie einfach fragen, warum sie das Haus verkaufte. Ein verachtender Blick war ihre einzige Antwort, und ich denke einfach, sie verband damit zu viele schlechte Erinnerungen. Ich kann es ihr nicht einmal übel nehmen.
    Tja, und bei Miss Cole war danach ebenso Schluss. Jeder von meinen Kollegen wusste über unser Verhältnis Bescheid, und es dauerte nicht lange, bis der Commissioner davon erfuhr.
    Nur, zu dieser Zeit war der Commissioner eine Frau und von diesen Neuigkeiten alles andere als begeistert. Kurz darauf wurde Miss Cole versetzt und gab mir auch noch die Schuld.
    In den folgenden Wochen kam es mir so vor, als wüsste das ganze verdammte FBI-Hauptquartier Bescheid. Ich fühlte mich wie ein Tier, das zur Schlachtbank geführt wird. Ich war das Hauptthema! Und als ob dies nicht schon ausreichte, wurden mir die miesesten Fälle zugeteilt, deren Aufklärung entweder unmöglich war oder die mit so viel Arbeit verbunden waren, dass sie mir einen Fünfzehnstundentag beim FBI bescherten. Es war also auf der ganzen Linie beschissen.
    Ich fühlte mich einsam, und so fand man mich nach fast jedem stressigen Arbeitstag in irgendeiner Tittenbar, in der ich ein paar hart verdiente Dollar in den Slip eines der Mädchen steckte. Auch wenn ich den Anblick der Tänzerinnen genoss, konnte ich mich dabei nicht fallen lassen. Der Grund waren aber eindeutig nicht die Mädchen, die wirklich eine gute Show ablieferten, sondern die Gedanken an meine kürzliche Scheidung, die mir den Verstand raubten. Und die Kerle, die um mich herum grölten, während ihnen der Sabber aus den mit schlechten und gelben Zähnen gespickten Mündern lief, machte die Sache nicht gerade besser. Genießen war hier nicht drin. Entweder du heulst mit der Meute oder du lässt es. Das Letztere war wohl zwangsläufig der Fall. Ich ließ mich zwar noch ein paar Mal blicken, doch ich merkte schnell, dass dies nichts von Dauer war.
    Damals streifte ich abends oft durch die Straßen und ließ mich von den Großstadtlichtern verzaubern. Am schönsten war es immer, wenn es regnete und die Lichter der großen Lichtreklamen sich vermischten – wie auf einem Ölgemälde, auf dem man Wasser verschüttet hatte.
    Viele Menschen behaupten, der Großstadtlärm würde sie zum Wahnsinn treiben. Bei mir war das anders. Das Hupen der Autos, der ferne Sound einer Polizeisirene, das Rattern der Hochbahn durch ganz Detroit ... all dies zeigte mir, dass ich noch lebte.
    Oft stand ich nachts am Detroit River und sah auf die Skyline, deren Anblick mich jedes Mal aufs Neue faszinierte: diese gewaltigen Hochhäuser, deren Lichter sich im Wasser widerspiegelten. Das muss man erlebt haben; man kann es nicht mit Worten beschreiben. Ja, meine Heimat war Detroit, obwohl mir ihr Spitzname besser gefiel: Rock City. Hm, wie sie wohl zu diesem Namen gekommen ist? Vielleicht wegen Schockrocker Alice Cooper, der in dieser Stadt geboren wurde?!
    Viele mögen mich für verrückt halten, aber jedes Mal, wenn ich meinem Job nachging, musste ich am alten Fisher Building vorbei, und ich war begeistert von dessen »biblischer« Bauweise, ähnlich dem Turm zu Babel. Es erinnerte mich zudem an ein paar alte Schwarz-Weiß-Filme mit Humphrey Bogart oder Cary Grant. Ich mochte die Zeit, in der diese Filme entstanden waren, und wünschte mir oft, ich könnte dorthin entfliehen. Aber in Erinnerungen schwelgen half mir natürlich auch
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