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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei
Autoren: Sheila O'Flanagan
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ahnungslos. Sie bekam nichts davon mit, dass ihre Schwester sie für ihre unerschütterliche Ruhe, ihre Intelligenz und ihre Fähigkeit beneidete, Sonntag für Sonntag einen Nachschlag von Paulas Schokoladencremetorte abzulehnen. Ihre große Schwester konzentrierte sich ausschließlich auf die jeweiligen Ziele, die sie erreichen wollte. Auch verfügte sie über eine staunenswerte Disziplin. Eine Eigenschaft, die, wie Mia wusste, alle Romanautoren erfüllen mussten. Insofern war es womöglich gar nicht so überraschend, wie alle Welt meinte, dass Britt quasi über Nacht den Bestseller des Jahres geschrieben hatte.
    In der Tat hatte Britts berühmte Selbstdisziplin nur ein einziges Mal versagt, und zwar, als sie Ralph heiratete. Mia dachte oft, dass ihre Schwester mit ein bisschen weniger Selbstdisziplin auf anderen Gebieten und ein bisschen mehr in Bezug auf Ralph sehr viel besser gefahren wäre. Auch wenn sie diesen Gedanken tunlichst für sich behielt. Denn nach ihrer gescheiterten Ehe mit Ralph veränderte sich ihre Schwester von Grund auf: Aus dem warmherzigen Menschen, bei dem immer wieder der messerscharfe Verstand durchblitzte, wurde ein kalter Mensch mit warmherzigen Momenten. Deswegen war Mia ja auch so erstaunt, als Britts Buch als romantisches Meisterwerk bejubelt wurde. In Mias Augen hatte Ralph Britts romantischem Gen den Garaus gemacht. Und wenn man ehrlich war, so hatte sie bei ihrer Schwester, von Der perfekte Mann mal abgesehen, seither keinerlei romantische Anzeichen mehr entdecken können.
    Umso verblüffter war sie, als ihre Schwester sie anrief und fragte, ob sie sie an Bord der Aphrodite begleiten wolle.
    »Und du bist dir sicher, dass du mich dabeihaben willst?«, fragte
Mia zweifelnd. »Nicht, dass ich nicht wahnsinnig gern mitkommen würde«, fügte sie hastig hinzu, »aber ich würde meinen, dass jemand aus deinem Verlag bestimmt geeigneter für diese Aufgabe wäre als ich.«
    »Ich muss meine Kabine mit meiner Begleiterin teilen«, sagte Britt mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »Und das geht natürlich nicht mit jemandem, den ich nicht kenne. Mit Meredith wäre das ja in Ordnung gewesen, sie kenne ich inzwischen, und mit ihr hätte ich mich arrangiert.«
    Britt schlief nicht gern mit jemandem in einem Zimmer. Sie brauchte Raum für sich. Das war schon als junges Mädchen so gewesen. Wenn sie von Freundinnen über Nacht zu sich nach Hause eingeladen worden waren oder umgekehrt Paula sie fragte, ob sie nicht mal eine Pyjamaparty veranstalten wollten, hatte sich Britt stets quergestellt.
    Während ihre Schwester ihr ausführlich berichtete, was es mit dieser Kreuzfahrt auf sich hatte, dachte Mia, sie muss mit den Nerven fertig sein, wenn sie ausgerechnet mich fragt, auch wenn ich nur zweite Wahl bin. Sie ist ordentlich, und ich bin chaotisch und weiß, dass sie das in den Wahnsinn treibt.
    »Kannst du oder kannst du nicht?« Britt klang aufgeregt und ein wenig herrisch zugleich.
    »Es hört sich großartig an, danke, dass du mich gefragt hast, aber ich kann Allegra nicht allein lassen«, sagte Mia. In ihr tobte ein Kampf zwischen ihrer brennenden Neugier, mal zu sehen, wie die oberen Zehntausend so lebten – nie im Leben würde sie sich eine derartige Luxuskreuzfahrt leisten können –, und ihrer Verantwortung gegenüber ihrer dreijährigen Tochter. Britt musste sich hingegen nur um sich selbst kümmern.
    »Es sind ja nur zwei Wochen«, sagte ihre Schwester. »Allegra wird auch mal ohne dich klarkommen. Und ich werde natürlich für alles bezahlen. Mum hat mir erzählt, dass du deinen Job bei der Kommune verloren hast.«

    Mia knirschte mit den Zähnen – warum musste ihre Mutter ein solches Plappermaul sein!
    »Das ist saisonbedingt«, erklärte sie. »Sierra Bonita wächst und wächst, und die Stadt bietet immer wieder Englischkurse für ihre Mitarbeiter an. Sie sind zufrieden mit meiner Arbeit und haben mir gesagt, dass sie mich in ein paar Wochen bestimmt wieder einstellen werden.«
    »Perfekt«, sagte Britt. »Dann kannst du mir ja in der Zwischenzeit helfen, und ich kann dir helfen.«
    »Ich …«
    »Bitte. Ich brauche dich wirklich.«
    Es kam selten vor, dass Britt um Hilfe bat. Mia hatte sie seit Jahren nicht mehr so besorgt erlebt. Sie warf einen Blick auf ihre kleine, schwarzhaarige Tochter mit dem Stupsnäschen und dem Rosenknospenmündchen, die auf der gefliesten Veranda mit ihrer Puppe spielte, und umklammerte den Hörer fester.
    »Ich kann wirklich nicht«, sagte
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