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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei
Autoren: Sheila O'Flanagan
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wenn die meisten von ihnen einen langen Tag gehabt hatten und erschöpft waren. Die Fotografin hatte gerade den Riemen ihres Fotoapparats vom Hals entfernt und schickte sich an, auf die Gruppe ihrer Kollegen zuzuschlendern, als sich raschen Schritts ein weiterer Passagier über den Pier näherte, kurz zögerte und dann, ohne dass sie die Chance hatte, eine Aufnahme von ihm zu machen, die Gangway hinaufeilte, während sie mit der Kamera in der Hand verdutzt dastand und ihm nachsah.

    Bei ihrer Ankunft hatte sich die Fotografin noch nicht an der Gangway positioniert gehabt, sodass es auch von Mia und Britt kein Einschiffungsfoto gab. Sie hatten einen frühen Linienflug von London genommen, statt des späteren, von der Blue Lagoon Cruise Company gecharterten Fluges. So kam es, dass die beiden Schwestern als die ersten Passagiere an Bord gegangen waren. Mia bedauerte es nicht, dass es von ihnen kein Foto vor dem Hintergrund eines riesigen ausgeschnittenen Herzens gab. Wahrscheinlich wäre es ihr ohnehin nicht gelungen, Britt dazu zu überreden, davor zu posieren.
    Dass sie in den Genuss eines Linienflugs gekommen waren, war dem Entgegenkommen der Kreuzfahrtgesellschaft geschuldet, genauso wie Merediths Verhandlungsgeschick, Britts Agentin. Ursprünglich hatte sie selbst Britt auf der Reise begleiten wollen, und das Wort »Economy« kam in ihrem Wortschatz nicht vor. Und auch wenn Mia schrecklich aufgeregt war angesichts der bevorstehenden Kreuzfahrt und sich immer wieder versichern musste, dass sie sich tatsächlich an Bord befand und nicht etwa in einem Traum, hegte sie leise Zweifel, ob es nicht für alle Beteiligten besser gewesen wäre, wenn Meredith wie geplant mitgekommen wäre. Immer wieder musste sie sich sagen, dass sie nicht als Britts hoffnungslose jüngere Schwester mitreiste, sondern als deren Assistentin, die gutes Geld dafür bekam und damit eine offizielle Funktion erfüllte. Auch musste sie sich stets aufs Neue vor Augen führen – so schwer es ihr auch fiel –, dass ihre Schwester nicht mehr einfach nur Bridget McDonagh war. Nein, sie war Brigitte Martin, die Autorin von Der perfekte Mann, dem herzzerreißenden Liebesroman, der während der letzten sechs Monate sämtliche Bestsellerlisten anführte und dessen Verfilmung in Kürze, mit zwei Oscar-Gewinnern und einem Oscar-Anwärter in den Hauptrollen, starten sollte und einer der erfolgreichsten Kinofilme zu werden versprach.
    Mit dem Ergebnis, dass Britt nun als eine Art Autorität in Sachen
Liebe und Romantik galt: In Mias Augen unglaublich, wenn man bedachte, dass ihre Schwester der am wenigsten romantische Mensch war, den sie kannte, und sich nach nicht mal einem Jahr von ihrem Mann hatte scheiden lassen. Als preisgekrönte Autorin war sie ein gern gesehener Gast in Talkshows und bei Literaturveranstaltungen, um mit den anderen Teilnehmern über das Wesen der Liebe zu plaudern. Und mit jeder neuen Absage seitens Britts wurden ihre Auftritte umso begehrter. Und Britt sagte recht oft Nein, was Meredith bestimmt in den Wahnsinn trieb. Mia – die Talkshows liebte und möglichst keine verpasste – war es schleierhaft, wie Britt immer wieder Fernsehauftritte ablehnen konnte. Aber Britt bestand darauf, dass sie keinerlei Interesse habe, in aller Öffentlichkeit ihr Privatleben zu erörtern oder sich gar von zwei Holzpuppen im Fernsehen auf den Arm nehmen zu lassen, wie es in der Podge and Rodge Show, einer von Mias Lieblings-Talkshows, der Fall war. Irgendwann hatte Britt nachgegeben und war in der Late Late Show aufgetreten. Und das nur, weil Paula, die es nicht hatte glauben können, dass sich ihre Tochter der seit langem mit Erfolg laufenden Talkshow verweigerte, sie so lange bedrängt hatte, dass Britt schließlich keine andere Wahl mehr geblieben war. Paula gelang es wesentlich besser als Meredith, Britt zu zermürben. Sie hatte Britt klipp und klar gesagt, dass sie nicht auf die Reise nach Dublin und auf einen großartigen Abend verzichten wolle, nur weil ihre Tochter sich mal wieder so anstellte. Schließlich triumphierte Paula und schwärmte anschließend gegenüber Mia, wie wunderbar und brillant und überaus natürlich Britt gewesen sei. Sie sandte Mia eine DVD mit der Show nach Spanien, und Mia konnte ihr nur beipflichten.
    Was Mia am meisten erstaunte, war die völlige Verwandlung ihrer Schwester. Hatte sie in den letzten zehn Jahren fast ausschließlich schwarze Hosenanzüge oder Kostüme mit weißen Seidenblusen getragen, zeigte sie
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