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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht
Autoren: Barbara Wallace
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versuchte, seine Launen an sich abprallen zu lassen. Dafür bemerkte sie auf einmal Einzelheiten, die sie am Vortag vor lauter Nervosität nicht gesehen hatte. Seine gebräunte Haut, die schwache Narbe auf dem Nasenrücken, die schön geschwungenen Lippen.
    Und natürlich die Tiefen, die sich hinter dem ständig wechselnden, faszinierenden Grau seiner Augen verbargen. Wieder hatte sie das Gefühl, dass etwas Schmerzliches, Trauriges dahinterlag.
    Oder es war einfach die Einsamkeit.
    Sie wusste fast nichts über diesen Mann und sein bisheriges Leben. Zum hundertsten Mal machte sie sich Vorwürfe, dass sie nicht wenigstens ein bisschen recherchiert hatte, bevor sie den Job annahm.
    Plötzlich knirschte der Kies hinter dem Haus. Bei dem Geräusch veränderte sich Markoffs Gesichtsausdruck ein weiteres Mal. Er runzelte die Stirn, brummte leise etwas vor sich hin und straffte sich.
    „Was ist?“ Sie versuchte immer noch, seinen abrupten Stimmungswechseln zu folgen.
    Natürlich gab er auch diesmal keine Antwort. Wie gestern wandte er sich einfach ab, ging davon und überließ es ihr, ob sie mitkam oder nicht. Ihre Neugier siegte, und mit einem Seufzer lief sie ihm hinterher.
    Als sie um die Hausecke bog, erblickte sie einen weißbärtigen, stämmigen Riesen, der gerade aus einem grünen Pick-up stieg. Der Pick-up trug seitlich eine handgepinselte Aufschrift: Leafy Bean, Farley Grangerfield Prop.
    Alex Markoff ließ sich also von einem Laden aus der Stadt die Lebensmittel ins Haus bringen. Was gar nichts mit seinem gebrochenen Arm zu tun haben musste. Es ersparte ihm, seine Einsiedlerklause überhaupt jemals zu verlassen!
    Interessiert blickte der weißhaarige Händler durch seine dicke Brille zwischen ihr und Alex hin und her, sagte aber nichts.
    Gleich darauf hoben die beiden Männer wortlos jeder zwei Leinentaschen mit Lebensmitteln von der Ladenfläche. Alex trug zwei Taschen mit seinem gesunden Arm.
    Als der Fremde an Kelsey vorbeikam, warf er ihr noch einen Blick zu und brummte: „Die anderen Taschen laden sich nicht von selber ab.“
    Kelsey begriff den Wink, eilte zu dem Pick-up und nahm die letzten beiden Taschen heraus. Immerhin hatten die Männer ihr offenbar die beiden leichtesten übrig gelassen, dafür konnte man schon dankbar sein!
    In der Küche packten Alex Markoff und der Händler, immer noch schweigend, Lebensmittel und Haushaltswaren aus und häuften sie auf den Küchentisch. Als die Tür hinter Kelsey zufiel, sahen die beiden zu ihr her.
    „Wo soll ich das hintun?“, fragte sie.
    „Auf die Arbeitsfläche dort“, antwortete Markoff. „Nicht nötig“, fügte er hinzu, als sie begann, die Taschen auszupacken.
    „Es macht mir nichts aus“, entgegnete sie freundlich. Was sollte sie sonst tun? Einfach dastehen und den beiden zusehen? „Sie müssten mir nur sagen, wo alles hinsoll. Zumindest jetzt am Anfang. Ich merke mir immer ziemlich schnell, wo die Dinge hinkommen. So kann ich auch gleich sehen, wo ich dann Platz für meine eigenen Einkäufe finde.“
    Oje, sie plapperte wieder drauflos. Das wurde langsam zu einer furchtbaren Angewohnheit. Als sie merkte, wie Alex Markoff sie jetzt ansah, bereute sie noch mehr, dass sie sich nicht besser beherrscht hatte. Aber diese Stille, die im Raum hing! Und immer wieder warf der Händler ihr neugierige und recht anzügliche Blicke zu. Da war es nicht leicht, cool zu bleiben.
    „Eine größere Bestellung kostet Sie extra“, bemerkte der Händler knapp zu Markoff.
    „Miss Albertelli kauft für sich ein“, gab Markoff zurück.
    Sie nickte. Es war ja vereinbart, dass sie sich selbst versorgte. Warum hätten sie ihre Einkäufe auch aufeinander abstimmen sollen? Außer, dass es unter normalen Menschen vielleicht naheliegend gewesen wäre …
    „Ich bin Kelsey Albertelli“, sagte sie freundlich und wandte sich direkt an den Händler. „Mr Markoffs neue Assistentin. Ich helfe ihm, solange er den Gips hat. Sind Sie Mr Grangerfield?“
    Keine Antwort. Da er nicht verneinte, schloss sie einfach daraus, dass sie richtig getippt hatte.
    „Bestellung für eine Lieferung drei Tage im Voraus“, erklärte der Mann jetzt. „Wenn Sie die Sachen früher haben wollen, müssen Sie sie selbst holen. Sonderbestellungen dauern länger. Und wenn ich die Marke nicht habe, gibt’s eine andere. Keine Reklamationen.“
    Waren hier in Berkshire County alle Leute so brüsk? Immerhin unterschied sich Farley Grangerfield in seinem Schweigen von Alex Markoff. Der alte Mann war
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