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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht
Autoren: Barbara Wallace
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verteidigte Kelsey sich innerlich schwach. Aber sie wusste, dass Alex Markoff recht hatte. Sie sah auf ihre Finger und kam sich wie ein ertapptes kleines Kind vor. Ein schreckliches Gefühl. Das Schlimmste daran war, dass sie sich die peinliche Situation ganz allein eingebrockt hatte.
    „Es wird nicht wieder vorkommen“, brachte sie heraus. Sie sah ihn immer noch nicht an.
    „Sie haben recht. Denn Sie werden abreisen. Und zwar heute noch.“
    Abreisen? Sollte das heißen, dass sie gefeuert war?
    Sie hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte sie ihre eigenen Regeln missachtet und sich nicht einfach um ihre Arbeit gekümmert? Nein, sie musste ihre Nase unbedingt in Alex Markoffs Angelegenheiten stecken und von ihm gefeuert werden! Das bedeutete, dass sie noch heute ohne Zeugnis wieder auf der Straße sitzen würde. Unter den Umständen würde es eine Ewigkeit dauern, bis sie eine andere Stelle fand. Im Geist sah sie, nicht zum ersten Mal, wieder den Gerichtsvollzieher vor sich. „Mr Markoff, warten Sie!“
    Er hatte sich schon abgewandt und war auf dem Weg nach draußen.
    Kelsey lief ihm hinterher. „Überlegen Sie es sich bitte noch einmal.“
    Er drehte sich um und funkelte sie an. „Ganz sicher nicht.“
    „Bitte. Ich brauche diesen Job.“ Sie verabscheute den flehenden Ton in ihrer Stimme.
    „Das hätten Sie sich vor Ihrer Google-Tour überlegen sollen.“
    „Aber …“
    „Heute noch, Miss Albertelli. Packen Sie Ihre Sachen.“
    Was sollte sie jetzt tun? Vielleicht konnte sie Mr Lefkowitz bitten, sich einzuschalten …
    Es fiel ihr nicht leicht, auf dieses Druckmittel zurückzugreifen, aber extreme Situationen erforderten nun einmal extreme Maßnahmen. Der Zweck heiligte die Mittel. Wenn sie Grandma Rosies Schulden in absehbarer Zeit irgendwie loswerden wollte, dann hatte sie keine Wahl. Markoff war schon fast an der Terrassentür. Wer wusste, wie lange er wieder fortblieb, wenn er erst einmal verschwand.
    Sie schluckte. „Was ist mit Mr Lefkowitz?“, rief sie entschlossen. „Weitere Komplikationen werden ihm gar nicht gefallen.“
    Abrupt blieb Alex Markoff stehen. „Was Stuart gefällt oder nicht, ist nicht meine Sorge.“ Er klang immer noch unendlich arrogant, aber jetzt schwang ein Hauch von Vorsicht in seiner Stimme.
    „Das glaube ich Ihnen“, gab sie zurück. „Aber …“
    Seine Lippen wurden zu einer dünnen Linie. „Aber – was?“
    Jetzt oder nie. Langsam und konzentriert durchquerte sie den Raum, ohne den Blick von Alex Markoff zu wenden. Es war nicht einfach, weil ihr Magen bei jedem Schritt hüpfte. „Wir wissen beide, dass er nicht noch weitere Verzögerungen tolerieren wird.“
    Alex Markoff sog scharf die Luft ein. Die Karten lagen auf dem Tisch. Er wusste, dass Kelsey von seinem Vertragsbruch wusste. Sekundenlang hörte man nur das Ticken der Wanduhr draußen in der Diele.
    Kelsey wartete mit angehaltenem Atem und versuchte, an nichts zu denken.
    Endlich fuhr er sich durchs Haar und murmelte resigniert: „Warum könnt ihr mich nicht alle einfach in Ruhe lassen?“ Müde ließ er die Arme sinken. „Ist das so viel verlangt?“
    Mit diesen Worten lief er endgültig hinaus. Der Schmerz, der in seiner Stimme geklungen hatte, legte sich schwer auf Kelseys Gewissen. Auch wenn Alex Markoff es nicht direkt ausgesprochen hatte, war klar, dass sie diese Kraftprobe gewonnen hatte. Er warf sie nicht hinaus. Fürs Erste zumindest nicht.
    Sie wartete, bis er in Richtung der Bäume außer Sicht war, dann sank sie erleichtert auf das Sofa. Gleichzeitig verspürte sie ein immer stärkeres Schuldgefühl. Hilflos versetzte sie dem nächstliegenden Kissen einen Fausthieb.
    Sie hatte es sich mit Alex Markoff so gründlich verdorben, wie man nur konnte. Und das, noch bevor sie mit ihrer Arbeit überhaupt richtig angefangen hatte.

3. KAPITEL
    An diesem Abend ging Kelsey auswärts essen. Nach dem heutigen Katastrophentag wollte sie für eine Weile möglichst großen Abstand zwischen sich und Alex Markoff bringen. Schließlich landete sie im örtlichen Gasthof. Das zweihundert Jahre alte Gebäude beherbergte einen Pub im Keller, und dort versuchte sie, bei einem Cheeseburger und irischer Musik, ihre Schuldgefühle in Ginger Ale zu ertränken.
    Aber es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich schrecklich und hätte sich ohrfeigen können. Warum war sie nur so neugierig gewesen? Markoff hatte recht, seine Vergangenheit ging sie nichts an. Wie würde sie selbst sich wohl fühlen, wenn jemand auf diese
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