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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht
Autoren: Barbara Wallace
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herausgekommen war, und seitdem leistete der Kater ihr Gesellschaft. Vermutlich war es ein Streuner. Alex Markoff schien nicht unbedingt der große Tierfreund zu sein, es sei denn, er hatte eine sehr gut verborgene weiche Seite!
    Und doch … die Augen, die sie gestern Abend gesehen hatte, verbargen eindeutig etwas …
    Sie schüttelte die Erinnerung ab. Ihr neuer Chef war es nicht wert, dass sie sich so viele Gedanken über ihn machte. Nicht nach seinem bisherigen abweisenden Verhalten! Ganz sicher verdiente er kein Mitgefühl, nachdem er sie den ganzen Abend mit seinem endlosen Auf- und Abgehen und Seufzen am Einschlafen gehindert hatte.
    „Ich dachte, Schreiben wäre ein sitzender Beruf. Muss man dafür denn nächtelang hin und her laufen?“ Kelsey trank noch einen Schluck und wartete auf die anregende Wirkung des Koffeins. Sie musste in Topform sein, wenn sie jetzt täglich von morgens bis abends Markoffs Handschrift entziffern wollte.
    „Weißt du was, Kater: Der Mann mag ein genialer Schriftsteller sein, aber er sollte an seinen Umgangsformen arbeiten. Du hättest erleben sollen, wie er mich gestern behandelt hat. Geradezu feindselig. Wetten, es stört ihn sicher schon, dass ich mir heute Morgen einfach einen Becher Kaffee genommen habe?“
    Der Kater legte zur Antwort eine Pfote über die Augen.
    „Du verstehst mich“, antwortete Kelsey. „Wenn man eine Kanne frisch aufgebrühten Kaffee im Morgengrauen in der Küche stehen lässt, darf man sich nicht wundern, wenn jemand zugreift.“ Nach der mehr oder weniger schlaflosen Nacht hatte der himmlische Duft sie magisch in die Küche gezogen. „Es war nur gerecht, oder?“
    „Mit wem reden Sie da?“
    Kelsey hätte fast der Schlag getroffen. Am Rand der Terrasse stand Alex Markoff, dunkel, einschüchternd und ungeheuer gut aussehend. Über seinen perfekt sitzenden Jeans trug er an diesem Morgen ein kurzes marineblaues T-Shirt, Ton in Ton mit seiner Armschlinge.
    Er war offenbar schon draußen in den Wäldern unterwegs gewesen. Seine Haut glitzerte von Schweiß, der Kragen seines Shirts schimmerte feucht und dunkel. Das dunkle Haar ringelte sich im Nacken. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie der Mann wohl aussah, wenn er frisch aus der Dusche trat.
    „Guten Morgen“, sagte sie, als sie wieder Luft bekam.
    Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Mit wem haben Sie geredet?“
    „Nur mit …“ Sie wies auf den Sonnenflecken auf der Terrasse, der jetzt verlassen dalag. „… mir selbst.“
    „Machen Sie das immer?“
    „Wenn sonst keiner zum Reden da ist. Wie heißt es doch? ‚Man ist sich selbst die beste Gesellschaft.‘“
    „Da haben Sie recht.“
    Kelsey schob ihr Haar zurück. Dabei hätte sie schwören können, dass er auf ihr Ohr blickte. Sah er nach, ob sie nicht doch einen Stöpsel im Ohr hatte? Ein verstecktes Mikrofon? Beinahe musste sie lachen. Hielt er sie für eine Art Spionin?
    „Ich habe mir etwas von dem Kaffee genommen, ich hoffe, das ist für Sie in Ordnung“, sagte sie und lächelte entschuldigend.
    Er nickte nur. „Ich habe es gehört.“
    Was hatte er wohl sonst noch alles gehört? Schnell hob sie ihren Becher an den Mund und hoffte nur, dass Alex Markoff nicht sah, wie sie vor Verlegenheit rot geworden war. „Sind Sie schon lange auf?“, fragte sie über den Becherrand hinweg. „Ich hätte angenommen, dass Sie nach so einer langen Nacht ein bisschen ausschlafen.“
    „Warum glauben Sie, dass es eine lange Nacht war?“
    Weshalb legte er bloß alles, was sie sagte, auf die Goldwaage, als gäbe es einen verborgenen Sinn darin? Dazu dieser durchdringende Blick aus den Sturmwolken-Augen!
    „Ich habe Sie gehört“, erklärte sie und widerstand dem Drang, wie ein nervöser Teenager den Kopf einzuziehen. „Man konnte es kaum ignorieren. Sie haben ein altes Haus mit dünnen Wänden. Sie seufzen laut.“
    „Oh.“
    Oh, ja. „Gestern Abend ging es wohl nicht so gut voran?“, fragte sie höflich.
    „Warum wollen Sie das wissen?“
    Sie zuckte die Achseln und versuchte gelassen zu bleiben. „Muss man denn für alles einen Grund haben?“
    „Es gibt immer einen Grund.“
    „Wir sollen den ganzen Sommer hier zusammenarbeiten, da könnten wir doch vielleicht ein bisschen höflicher miteinander umgehen?“, platzte sie heraus. Jetzt war sie mit ihrer Geduld am Ende. „Ich wollte nur nett sein.“
    Alex Markoff sah sie lange an. Überlegte er, ob er ihr glauben sollte? Kelsey
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