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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben
Autoren: Robert A. Heinlein
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Jurisprudenz oder Gerichtsmedizin. Ich müßte erst Nachforschungen anstellen, bevor ich …«
    »Gut, du bist nicht Gott. Du kannst deine Bemerkungen später revidieren. Was weißt du jetzt?«
    »Wenn der genaue Zeitpunkt des Todes wichtig ist, wie zum Beispiel bei Mordfällen oder wenn es um Organtransplantationen geht, dann entscheidet irgendein Arzt, daß die Gehirntätigkeit erloschen ist und nicht wieder anfangen wird. Sie machen verschiedene Versuche und sprechen von ›irreversiblem Koma‹ und ›völliger Abwesenheit neutraler Aktivität‹, oder von ›irreparabler Schädigung der Großhirnrinde‹, aber es läuft alles darauf hinaus, daß ein Arzt dafür bürgt, daß dieses Gehirn tot ist und nicht mehr zum Leben erwachen wird.
    Herz und Lunge sind heutzutage irrelevant; sie gelten genau wie Hände, Füße oder andere Körperteile als austauschbar. Das Gehirn allein zählt. Und die Meinung eines Arztes über das Gehirn. In Verpflanzungsfällen sind fast immer zwei Amtsärzte anwesend, die nichts mit der Operation zu tun haben und darüber wachen, daß keine kriminellen oder unerlaubten Handlungen vorkommen. Das geschieht hauptsächlich, um einer restriktiven Gesetzgebung zuvorzukommen. Das Problem bei einer Transplantation besteht ja darin, daß sie das betreffende Organ herausholen müssen, solange es noch lebt, sich zugleich aber gegen Mordanklagen und Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe schützen müssen. So verteilen sie die Verantwortlichkeit und geben einander Rückendeckung.«
    »Ja«, sagte Smith. »Jake, du hast mir nichts gesagt, was ich nicht schon wußte – aber deine Bestätigung hat mich erleichtert. Nun weiß ich, daß es getan werden kann. Also, ich will einen gesunden Körper zwischen zwanzig und vierzig, noch warm und mit noch funktionierendem Herzen, ohne andere Schäden, deren Reparatur übergroße Schwierigkeiten machen würde, aber mit einem Gehirn, das unter allen legalen und medizinischen Aspekten tot und nochmals tot ist. Ich will den Körper kaufen und dieses mein Gehirn in seinen Schädel verpflanzen lassen.«
    Eunice saß ganz still. Jake zwinkerte ungläubig. »Wann willst du diesen Körper haben? Im Laufe des Tages?«
    »Oh, bis nächsten Mittwoch, ungefähr. Das sollte früh genug sein. Garcia sagt, er könne mich einstweilen in Gang halten.«
    »Ich schlage vor«, sagte Jake, »daß wir dir bei der Gelegenheit gleich ein neues Gehirn besorgen – dieses hat zu funktionieren aufgehört.«
    »Laß deine Späße, Jake; es ist mein Ernst. Mein Körper fällt auseinander. Aber mein Verstand ist klar, und mein Gedächtnis ist nicht schlecht – ich habe die gestrigen Börsennotierungen aller Aktien im Kopf, die für uns interessant sind. Ich kann noch immer logarithmische Rechnungen ohne Tabelle machen; ich kontrolliere mich täglich, weil ich weiß, wie es um mich steht. Ich habe so viele Hunderte von Millionen, daß ich schon lange aufgehört habe, sie zu zählen. Aber mein Körper ist nur noch mit Klebeband und Draht zusammenzuhalten – sozusagen.
    Nun habe ich mein Leben lang immer wieder gehört: ›Du kannst deinen Reichtum nicht mitnehmen.‹ Und vor acht Monaten, als sie mich mit all diesen unwürdigen Schläuchen und Kabeln ans Bett fesselten, fing ich an, über diese alte Redensart nachzudenken. Und ich sagte mir, wenn ich meinen Reichtum nicht mitnehmen kann, werde ich eben nicht gehen!«
    »Ha! Du wirst gehen, wenn der Knochenmann dir mit dem Zeigefinger winkt.«
    »Vielleicht. Aber ich werde soviel wie nötig für den Versuch ausgeben, ihm ein Schnippchen zu schlagen. Wirst du mir dabei helfen?«
    »Johann, wenn du von einer Herztransplantation sprechen würdest, würde ich sagen: ›Viel Glück, und Gott steh dir bei‹; aber eine Gehirntransplantation … Hast du eine Ahnung, was das bedeutet?«
    »Nein, und du auch nicht. Aber ich weiß mehr darüber als du; ich hatte jede Menge Zeit und konnte viel lesen. Du brauchst mir nicht zu sagen, daß noch nie eine erfolgreiche Verpflanzung eines menschlichen Gehirns gelungen ist. Ich weiß es. Du brauchst mir nicht zu erzählen, daß die Chinesen es mehrmals versuchten, aber ohne wirklichen Erfolg, obwohl drei von ihren Patienten noch leben, wenn ich richtig informiert bin. Es ist einfach nicht gelungen, ein zufriedenstellendes Verwachsen von Gehirn und motorischem Nervensystem zu erreichen. Die Gehirne leben in den fremden Körpern, können sie aber nicht steuern.«
    »Möchtest du so ein Fall
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