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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben
Autoren: Robert A. Heinlein
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Abneigung gegen Bettpfannen entwickelt?«
    »Ganz genau. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Sir …«
    Als sie gegangen war, sagte Salomon: »Glaubst du wirklich, sie würde nicht lauschen?«
    »Natürlich wird sie, das kann sie gar nicht verhindern, ganz besonders jetzt, wo sie krampfhaft versuchen wird, es nicht zu tun. Aber sie ist stolz, Jake, und ich hänge lieber von Stolz ab als von irgendwelchen technischen Geräten. Okay, ich werde müde, also will ich es kurz machen. Ich will einen Körper kaufen. Einen jungen.«
    Eunice Branca zeigte kaum eine Reaktion. Jake Salomons Züge erstarrten zu der nichtssagenden Maske, die er für Pokerspiele und Staatsanwälte bereit hielt. Nach kurzer Pause fragte Eunice: »Soll ich aufnehmen, Sir?«
    »Nein. Oder vielleicht doch. Sagen Sie dieser Nähmaschine, daß sie für jeden von uns eine Kopie machen und das Band löschen soll. Unsere Kopien kommen in den Safe, und du tust deine zu den Papieren, die das Finanzamt nicht sehen darf, Jake.«
    »Ich werde meine Kopie an einen noch sichereren Ort unterbringen – wo ich die Akten schuldiger Klienten verwahre. Aber ich muß dich darauf hinweisen, Johann, daß ich nicht berechtigt bin, einen Klienten zu beraten, wie er Gesetze brechen oder umgehen kann. Ich darf ihm nicht mal erlauben, eine solche Absicht zu diskutieren.«
    »Hör schon auf, du alter Gauner. Seit Jahren berätst du mich zweimal die Woche, wie ich Gesetze brechen oder umgehen kann. Zu welchem anderen Zweck würde die Wirtschaft so viele Juristen beschäftigen?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich mich immer an die Ehrenordnung meines Berufsstandes gehalten hätte; ich sagte dir bloß, was sie verbietet. Ich leugne nicht, daß mein Berufsethos einen gewissen Spielraum hat – aber ich werde nichts mitmachen, das nach Körperraub, Entführung oder Beihilfe zur Sklaverei aussieht.«
    »Erspare mir den Sermon, Jake; was ich will, ist moralisch und ethisch in Ordnung. Ich brauche deine Hilfe, daß alles völlig legal zugeht. Ich weiß selber, daß wir uns hier keine riskanten Auslegungen leisten können.«
    »Hoffentlich.«
    »Ich weiß es. Ich sagte, daß ich einen Körper kaufen will – legal. Das schließt Körperraub, Entführung und Sklaverei aus. Ich will einen legalen Ankauf tätigen.«
    »Kannst du nicht.«
    »Warum nicht? Nimm diesen hier«, sagte Smith und zeigte auf seine Brust. »Er ist nicht mal als Dünger viel wert; nichtsdestoweniger kann ich ihn einem anatomischen Institut vermachen und dafür dreißig Dollar kassieren. Du weißt es.«
    »Ich glaube, ich muß das näher erklären. Einen eigentumsrechtlichen Besitz an einem menschlichen Wesen gibt es nicht. Das ist im Antisklavereiartikel der Verfassung festgelegt. In diesem Sinne ist dein Körper nicht dein Eigentum, weil du ihn nicht verkaufen kannst. Aber ein Kadaver ist Eigentum, obwohl er nicht oft wie andere Eigentumswerte behandelt wird und besonderen Hygienebestimmungen unterliegt. Aber er ist tatsächlich Eigentum der Erben. Wenn du einen Kadaver kaufen willst, läßt sich das einrichten, nehme ich an. Aber warst du es nicht, der eben erst jemand als Ghoul beschimpft hat?«
    »Was ist ein Kadaver, Jake?«
    »Eh? In unserem Fall der tote Körper eines Menschen. Die juristische Definition ist komplizierter, läuft aber auf das gleiche hinaus.«
    »Es ist der kompliziertere Aspekt, der mich interessiert, Jake. Gut, wenn einer tot ist, dann kann man ihn als Eigentum betrachten und vielleicht kaufen. Aber was ist Tod, Jake, und wann tritt er ein? Was sagt das Gesetz?«
    »Das Gesetz ist, was der Oberste Gerichtshof sagt. Glücklicherweise wurde dieser Fall in den siebziger Jahren durch ein Grundsatzurteil geklärt. Viele Jahrhunderte lang war ein Mensch tot, wenn sein Herz zu schlagen aufhörte. Dann galt er für etwa ein Jahrhundert als tot, wenn ein zugelassener Arzt ihn auf Atmung und Herztätigkeit untersuchte und einen Totenschein ausstellte. Das hatte zuweilen schreckliche Folgen, weil Ärzte auch Fehler machen. Und dann kamen die ersten Herzverpflanzungen und führten zu völliger juristischer Verwirrung. Aber der Fall jenes Henry M. Parsons aus Rhode Island regelte die Sache: Ein Mensch ist tot, wenn alle meßbare Gehirntätigkeiten endgültig aufgehört hat.«
    »Und was bedeutet das?« beharrte Smith.
    »Das Gericht hatte keine weitergehende Definition. Aber in der Anwendung – sieh mal, Johann, ich bin Anwalt für Wirtschafts- und Handelsrecht, kein Spezialist für medizinische
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