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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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ganz schlicht auf dem Fußboden zu sich nehmen. Der „Katzentisch“ ist also ursprünglich der Fußboden, wie man ja auch klares Wasser als „Gänsewein“ bezeichnet. Im 18. und 19. Jahrhundert verband man mit „Katzentisch“ schon schlechtere Verpflegung und ungünstige Platzierung. Heute nennt man immer noch Tische, die nicht zur Haupttafel gehören, sondern in der Nähe von Türen oder in der Zugluft stehen, so. Katzentische weisen arrogante Menschen gern Leuten zu, die ihrer nicht würdig sind und denen sie am liebsten das Essen auf der Erde servieren würden, wie der Katze.
    |152| „Das Kind mit dem Bade ausschütten“
    Gutes zusammen mit Schlechtem verwerfen

    F ür Eltern ist es immer wieder lustig, einem Baby beim Planschen in der Wanne zuzusehen. Welche Mutter oder welcher Vater könnte da so nachlässig oder gedankenlos sein, die Badewanne, die ja früher ein Badezuber war, auszuschütten, obwohl noch ihr Kind darin sitzt? Der Vorgang hat also etwas Irreales, und tatsächlich ist diese Redewendung mehr als viele andere ein Gleichnis. Sie geht auf Martin Luther zurück, der in einer Lehrschrift einen solchen Unglücksfall konstruierte. Er wollte damit deutlich machen, dass es Leute gibt, die übereilt handeln und bei einer im Prinzip positiven Handlung, nämlich indem sie das schmutzige Badewasser entsorgen, negative Begleitumstände in Kauf nehmen. Also: Keine Sorge um die Babys im Mittelalter!
    Ins Bett „steigen“
    zu Bett gehen
    I n Burgen ist ja meist nicht mehr die Einrichtung des Mittelalters erhalten, weil spätere Zeiten nicht nur Veränderungen in den fortifikatorischen Bauwerken, sondern auch im Wohnkomfort mit sich gebracht hatten. Noch originales Mobiliar ist äußerst selten, vor allem was inoffizielle Räume wie das Schlafzimmer angeht. Ein gotisches Bett zum Beispiel findet man nur auf sehr wenigen Burgen. Diese Betten muss man sich wie einen großen Kasten vorstellen, der oft auch noch auf einem Podest, mehrere Stufen hoch, im Raum thronte. Wegen des in den Zwischenböden der Etagen lebenden Ungeziefers wurden die Betten mit einem Baldachin überspannt, der verhinderte, dass Flöhe, Spinnen und Wanzen von der Zimmerdecke auf die Schlafenden herabfallen konnten. Massive Seitenwände umgaben das Bett, das oft nur an einer Seite offen war. Auch auf der Einstiegsseite zwang eine relativ hohe Wange den zu Bett Gehenden, im Wortsinn ins Bett zu steigen. Auch das morgendliche Aufstehen war mit einer entsprechenden gymnastischen Übung verbunden, wenn zuerst die hohe „Bordwand“ überwunden werden musste.
    |153| „Dumm wie Bohnenstroh“
    von sehr niedriger Intelligenz
    E s gibt Dinge, die nur in Mengen einen Wert haben; die Bohne ist so ein Ding. Eine einzige von ihnen ist nutzlos, weswegen man auch etwas völlig Wertloses mit dem Urteil Nicht die Bohne! abqualifiziert. Die Redewendung hat sich erst im 19. Jahrhundert mit dem Adjektiv „dumm“ verbunden, vorher sagte man „grob wie Bohnenstroh“, denn arme Leute schliefen nicht wie die anderen auf Strohsäcken, sondern auf einem Geflecht aus Saubohnenranken. Da die soziale Unterschicht wegen der äußerst geringen Aufstiegschancen auch als dumm galt, übertrug man das Bohnenstroh als Symbol für Armut auch auf den Inhalt des Kopfes: so ein Mensch hatte also „Bohnenstroh im Kopf“. Heute benutzt man modernere Metaphern, um geistige Tiefflieger zu charakterisieren: „Wenn Dummheit quietschen würde, müsstest du den ganzen Tag mit einem Ölkännchen rumlaufen.“
    „Die Flitterwochen verbringen“
    auf Hochzeitsreise sein
    E s ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass der Tag der Hochzeit der schönste Tag im Leben sei. Jeder, der diesen Tag erlebt hat, wird bestätigen, dass er in den wenigsten Fällen ohne Stress und Hektik über die Bühne geht. Die daran anschließenden Tage, die in amerikanischen Filmen meist damit beginnen, dass die Hauptpersonen, also das Brautpaar, die Feier merkwürdigerweise verlassen und wegfahren, werden Flitterwochen genannt. Die daraus resultierende Vermutung, dass in dieser Zeit der Himmel nicht nur voller Geigen hängt, sondern dass auch ständig Flitter, das sind schimmernde, lamettaähnliche Metallstreifchen, auf das Brautpaar niedergeht, entbehrt nicht der Komik. Denn tatsächlich ist Flitter ja ein falsches Versprechen, weil wertloser Schmuck – ein für die Ehe eher ungutes Omen. Tatsächlich kommt „vlittern“ aber aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie „kichern, flüstern,
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