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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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sich freuen“, und diese – manchmal etwas albern anmutenden – Tätigkeiten sind, neben anderen, etwas intimer und unter frisch Vermählten in den besagten Wochen sehr verbreitet.

    |154| „Rutsch mir den Buckel runter!“
    Du bist mir völlig egal!
    F ür die Erklärung dieser Redewendung muss kurz auf die Herkunft des Wortes „Buckel“ eingegangen werden. Dieser Begriff bezeichnete nämlich im Mittelhochdeutschen eine halbkugelförmige Verstärkung in der Mitte des ritterlichen Schildes, die Wucht und Richtung eines Schwert- oder Axthiebes abschwächen sollte. Über die Form ist der Begriff auf die durch eine Verwachsung der Wirbelsäule entstehende höckerartige Erhebung auf dem menschlichen Rücken übergegangen, ja sogar auf die obere Partie des Rückens allgemein, wenn sie im Alter eine gerundete Form annimmt. Die oft kolportierte Interpretation, dass die Redewendung vom Herabgleiten eines im Kampf verwundeten oder toten Ritters an der Rundung des gegnerischen Schildes herrührt, ist nicht zu halten. Vielmehr dürfte es sich um eine nicht so drastische Version der Götz von Berlichingen in den Mund gelegten, körperlich weiter unten angesiedelten Aufforderung handeln.
    „Aus dem Ärmel schütteln“
    etwas Schwieriges scheinbar mühelos erledigen bzw. wissen

    V iele heutige Benutzer dieser Redewendung dürften davon ausgehen, dass es sich hier um eine Tätigkeit handelt, die aus dem Milieu der Kartenspieler kommt, genauer gesagt dem der Falschspieler, denen ja nachgesagt wird, dass sie im Ärmel gezinkte Karten mit sich führen. Solche Karten werden aber nicht etwa aus dem Ärmel „geschüttelt“, was viel zu auffällig wäre, sondern diskret gezogen. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass die Mode des Mittelalters Ausgangspunkt dieser Redensart war. Genauer gesagt die der gehobenen Stände, denn diese schlug Kapriolen in Form von überlangen Schuhen und kunterbunter Kleidung. Damals kamen auch bemerkenswert lange und weite Ärmel auf, die manchmal bis auf den Boden reichten. Solche Ärmel waren auch bei der Geistlichkeit beliebt, weswegen anlässlich spontaner Predigten bei den Zuhörern die Vermutung aufkam, deren Text habe der Priester aus dem Ärmel geschüttelt.
    |155| „Eine beleidigte Leberwurst sein“
    wegen einer Nichtigkeit gekränkt sein
    L eber gehört wegen ihres speziellen Geschmacks nicht gerade zu den beliebten Gerichten, ganz im Gegensatz zur Leberwurst. Vielleicht liegt das daran, dass bekanntlich wenig echte Leber in der gleichnamigen Wurst drin ist – oft nur zehn Prozent. Neigt die Leberwurst vielleicht deswegen zum Gekränktsein? Die eigentliche Ursache für diese Redewendung liegt darin, dass die Medizin des Mittelalters die Leber als den Sitz der Gefühle ansah, weil man glaubte, in der Leber werde das Blut produziert. Deshalb sind hier noch andere Redensarten lokalisiert: Wenn jemandem eine Laus über die Leber gelaufen ist, ist er verärgert, und wenn jemand frei von der Leber weg redet, spricht er ohne Hemmungen. Wie nun die Wurst zur Leber kommt? Als man im 18. Jahrhundert wusste, dass die Leber mit dem Temperament nichts zu tun hat, machte der Volksmund aus der beleidigten Leber eine ebensolche Wurst, obwohl, wie gesagt, nur wenig von diesem Organ darin enthalten ist.

    „In der Zwickmühle stecken“
    sich in einer ausweglosen Situation befinden
    B ücher handelten im Mittelalter fast ausschließlich von religiösen Themen. Es ist deswegen kein Wunder, dass Spiele in den höheren Schichten zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen gehörten. Die Spielwut nahm, ähnlich wie heute bei den Computerspielen, epidemische Formen an, gegen die sogar der Papst anpredigte. Neben Trictrac und Schach war eines der schon damals sehr beliebten Spiele das Mühlespiel, das schon im Mittelalter seine auch heute noch gültige Form besaß – auf Fensterbänken romanischer Burgen wurden die typischen Mühle-Spiellinien eingeritzt gefunden. Der bei diesem Brettspiel erstrebenswerte vorteilhafteste Spielzug ist bekanntlich, seine Spielsteine so zu platzieren, dass man, hin und her ziehend, mit jedem Zug eine Mühle schließen kann, was den Gegner jedes Mal einen Stein kostet. Man darf davon ausgehen, dass auch vor 800 Jahren diese Spielvariante der Zwickmühle schon bekannt war.
    |156| „Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen.“
    Jetzt ist das Befürchtete passiert.

    E s gibt heute kaum noch offene Brunnenschächte, aber man hört noch oft diese Bemerkung, wenn es für die
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