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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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verantwortlich gemacht wird, das jemand anderes verschuldet hat. Im 20. Jahrhundert bildete sich in diesem Zusammenhang auch die Wendung Baden gehen, die ebenfalls einen nicht gerade positiven Vorgang meint.
    |143| „Einen Korb geben“
    einen Antrag ablehnen

    Z ur romantischen Brautwerbung gehörte immer schon, unter dem Fenster der Angebeteten um ein Rendezvous zu bitten. Im Mittelalter scheint es Usus gewesen zu sein, den Freier in einem Korb, der aus dem Fenster der Angebeteten heruntergelassen wurde, zu ihr hochzuziehen. Da stellte sich für die Frau manchmal das Problem, wie sie einem nicht willkommenen Mann beibringen konnte, dass er nicht erwünscht war. Eine drastische Methode war, einen Korb mit beschädigtem Boden herunterzulassen, der unter dem Gewicht des Freiers herausbrach. Diese bodenlose Gemeinheit ließ Liebhaber durchfallen – tatsächlich stammt dieser heute meist auf nicht bestandene Prüfungen angewendete Ausdruck aus diesem Zusammenhang. Eine peinlichere Variante der Abweisung bestand darin, den Freier hängen zu lassen, indem man das Hochziehen des – diesmal intakten – Korbes auf halber Höhe des Hauses stoppte. Diese Bräuche waren im 17. Jahrhundert bereits vergessen, aber die Wendung hat den Sinn eines negativen Bescheids behalten.
    „Etwas durch die Blume sagen“
    eine Aussage beschönigend umschreiben
    F rüher kam es häufig vor, dass ein Freier um eine Jungfrau anhielt, die ihn noch nicht kannte. Wenn sie ihn ablehnte, sich aber scheute, dies auszusprechen, konnte sie dem Bewerber beispielsweise einen Strauß bestimmter Blumen überreichen; da früher viele Blumen wie Vergissmeinnicht oder Männertreu eine symbolische Bedeutung hatten, konnte sie ihm ihre Entscheidung durch die Blume mitteilen, ein Nein zum Beispiel durch Kornblumen. Wenn sie sich traute, konnte sie es ihm allerdings auch unverblümt ins Gesicht sagen. Eine andere Art der höflichen Abfuhr war das Abspeisen. Dabei erhielt der Freier eine bestimmte Mahlzeit vorgesetzt, je nachdem, ob die Antwort positiv oder negativ war. In Hessen zum Beispiel reichte man bei einem Ja Wurst und Schinken, bei einem Nein Käse – dann war alles „Käse“. Manchmal kam es allerdings vor, dass sich der enttäuschte Freier nicht so einfach abspeisen lassen wollte.
    |144| „Um die Hand anhalten“
    einen Heiratsantrag stellen
    J ahrhundertelang kam für die Frau nur die traditionelle Rolle als Hausfrau und Mutter in Frage, ein Beruf, also ein selbständiger Gelderwerb, war undenkbar. Noch weit ins 20. Jahrhundert hinein waren viele Frauen völlig auf die Fürsorge eines Mannes angewiesen. Dieser Mann war erst der Vater, bei der Heirat ging die Verantwortung an den Ehemann über. Dies wurde symbolisch dadurch ausgedrückt, dass der Vater dem Bräutigam feierlich die Jungfrau an der Hand zuführte; dann legte der Vormund die Hand der Braut in die des Bräutigams. Die Hand, das wichtigste Werkzeug des Menschen, war schon immer ein Symbol der Macht, des Besitzes und Schutzes und stand auch symbolisch für den ganzen Menschen. Insofern meinte der Freier auch die ganze Frau, wenn er um deren Hand anhielt. In der Zeit der symbolischen Gesten war übrigens auch der Fuß wichtig; auf den musste der Mann der Angetrauten treten, um die „Inbesitznahme“ perfekt zu machen.

    „Unter die Haube kommen“
    geheiratet werden
    I n Diskussionen um Kopftuch tragende Frauen aus anderen Kulturkreisen vergisst man oft, dass es auch bei uns noch vor gar nicht langer Zeit für eine verheiratete Frau unschicklich war, ohne Kopfbedeckung aus dem Haus zu gehen. Nach germanischem Brauch war es ein Symbol der Jungfräulichkeit, das Haar offen zu tragen; die Verhüllung des Haupthaares war Kennzeichen der verheirateten Frau. Dies blieb auch im christlichen Mittelalter verbindliche Sitte, und auch heute noch verhüllen zum Beispiel Frauen bei der Papstvisite ihr Haar mit einem Tuch oder einem Schleier. Zu vielen Trachten, den traditionellen Bekleidungen in den verschiedenen Landschaften, gehörte die Haube für die verheiratete Frau. Die setzte sie zum ersten Mal am Tag ihrer Hochzeit auf und zeigte so ihren Stand. Daraus entstand die bekannte Redewendung. Die Redensart Unter einen Hut bringen drückte den Machtanspruch des Ehemannes über seine Frau aus; sie musste akzeptieren, dass er den Hut aufhatte, das Symbol der Herrschaft.
    |145| „Unter einer Decke stecken“
    insgeheim zusammenarbeiten

    Z wangsheiraten waren auch in hiesigen Gefilden im
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