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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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Variante: Bei Hofe gab es viele Ämter wie den Truchsess, den Mundschenk und den Brotmeister. Eine der niederen Aufgaben war, dem Hausherrn und seinen Gästen das Fleisch schneiden und vorlegen zu dürfen. Weil hier ein scharfes Messer im Spiel war, wurde die Position nur einem zuverlässigen Dienstmann anvertraut. Sicher hat diese verantwortungsvolle Tätigkeit den einen oder anderen „Aufschneider“ dazu verleitet, mit dieser Position anzugeben. Wenn also jemand prahlte, dass er dem Hausherrn ganz nahe kommen und ihm sogar das Fleisch schneiden dürfe, war er gewiss ein Aufschneider.
    |141| „Die Tafel aufheben“
    die Mahlzeit als beendet erklären

    D ie Einrichtung mittelalterlicher Burgen war weitaus schlichter, als sich das die meisten Menschen heute vorstellen. Unser Bild von dieser Zeit ist nämlich geprägt von der Mittelalterbegeisterung der Romantik, als man sich unter anderem eine Burg voller Rüstungen, Ahnenportraits und Waffen an den Wänden vorstellte. Nichts davon ist authentisch. In Wirklichkeit war der Rittersaal – auch dieser Begriff stammt aus der Burgenrezeption des 19. Jahrhunderts – relativ leer, die Gäste des Hausherrn nahmen auf einfachen Bänken Platz, und die Speisen standen auf großen Brettern, die auf Holzböcken lagen. Die Tafeln wurden nach dem Mahl mit allem, was daraufstand, mit Speiseresten und benutztem Geschirr, aufgehoben und aus dem Saal getragen, um Platz für andere Aktivitäten zu haben. Schon sehr lange werden keine Tischplatten mehr aus dem Raum getragen, und dennoch hat sich die Redensart bis heute gehalten, wo sie allerdings mehr als Signal verstanden wird, dass die Mahlzeit endgültig beendet ist.
    „Den Löffel abgeben“
    sterben
    I m Mittelalter war es völlig normal, mit den Fingern zu essen. Die für uns heute selbstverständliche Gabel war verpönt, weil der Teufel eine Gabel benutzte. Jahrhunderte lang war, neben dem Messer, mit dem Fleisch und Brot geschnitten wurden, das einzige Esswerkzeug der Löffel, den man für Suppe und Brei benötigte. In der mittelalterlichen Hausgemeinschaft erhielt jedes Haushaltsmitglied einen eigenen Holzlöffel, den jeder nach der Mahlzeit abwischte und auf das Löffelbrett steckte. Den eigenen Löffel behielt man meist bis zum Lebensende. Dadurch wurde der Löffel nicht nur ein Symbol für Essen, sondern auch für Leben allgemein. Wer den Löffel abgegeben hatte, war gestorben, da der Löffel zur Nahrungsaufnahme offenbar nicht mehr nötig war. Weil damals nichts weggeworfen wurde, was man noch irgendwie verwenden konnte, wurden Löffel von gestorbenen Familienmitgliedern selbstverständlich an einen Jüngeren weitergegeben.
    |142| „Maulaffen feilhalten“
    mit offenem Mund neugierig dastehen
    D en Unterschied zwischen dem Leben im Mittelalter und dem unseren heute kann man sich verdeutlichen, wenn man bedenkt, was damals an heute selbstverständlichen Dingen nicht vorhanden war. Zum Beispiel war damals der Tag nach Sonnenuntergang schnell zu Ende, denn es gab außer Tranfunzeln nur Kienspäne, die etwas Licht spendeten. Für diese harzreichen Holzscheite gab es tönerne Kienspanhalter, in Form eines menschlichen Kopfes gestaltet, mit dem offenen Mund als Öffnung für den Kienspan. Der Grund war, dass man den Span, wenn man gerade keine Hand frei hatte, kurzfristig durchaus auch zwischen die Zähne nahm. Im 14. Jahrhundert wurden diese Halter deshalb „Maulauf“, später „Maulaff“ genannt; möglicherweise entstand dieser Name auch aus der hochdeutschen Übernahme des plattdeutschen „Mul apen = Maul offen“. Die Redewendung nimmt Bezug auf das dumme Gesicht mit offenem Mund, das aussieht wie ein Kienspanhalter, eben ein zum Verkauf angebotener Maulaff.
    „Etwas ausbaden“
    Konsequenzen tragen müssen

    I n früheren Zeiten, als es noch nicht so einfach war, einen ganzen Zuber Wasser zu erhitzen, war es selbstverständlich, dass sich die Mitglieder einer Familie das Badewasser teilten, indem sie nacheinander das einmal gefüllte Badefass nutzten. Dies galt auch über die direkten Familienangehörigen hinaus, denn früher gehörte auch das Gesinde, also Mägde und Knechte, zum Haushalt. Deshalb kamen, je nach Rangordnung, auch die anderen nacheinander in den „Genuss“ des immer kälter und schmutziger werdenden Badewassers. Der Letzte musste schließlich das Wasser entsorgen und Fass und Kammer reinigen. Auf diese unangenehme Arbeit bezieht sich die Redewendung, die so zu verstehen ist, dass man für etwas
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