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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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Mittelalter üblich. Die Verheiratung der Kinder wurde meist von den Eltern betrieben, wobei oft andere Faktoren eine Rolle spielten als Zuneigung; das Ganze ähnelte zumeist eher einem Geschäft oder einem Zweckbündnis. Laut „Sachsenspiegel“ von 1235 gehörte es zu den symbolischen Rechtsakten, dass eine Ehe erst dann als rechtmäßig geschlossen galt, wenn die Frischvermählten zusammen und vor Zeugen ins Bett gestiegen waren und sich zugedeckt hatten, also unter einer Decke steckten. Allerdings kommt noch ein anderer, auf den ersten Blick etwas eigenartiger Sachverhalt als Ursprung für die Redewendung in Frage. In den höfischen Ritterepen wird berichtet, dass auch Ritter eine Bettstatt teilten, wenn es, zum Beispiel bei Festen auf Burgen, zu wenige Kammern gab. Man scheint das damals nicht so eng gesehen zu haben, aber selbstverständlich schliefen nur Freunde oder Kameraden, die sich trauten, das heißt vertrauten, unter einer Decke.
    „Vögeln“
    geschlechtlich verkehren
    D ieser vulgäre, nicht in der Öffentlichkeit übliche, aber schon um 1600 nachweisbare Ausdruck für das intime Beisammensein hat wahrscheinlich seinen Ursprung im Mittelalter. Damals war es üblich, dass die adlige Dame zur Unterhaltung Singvögel hielt, meist Amseln oder Finken. Wenn sie den Käfig ans offene Fenster stellte, signalisierte sie ihrem Liebhaber, dass er zu den Vögeln kommen konnte. Eine andere Quelle für die Redensart könnte die Falkenjagd gewesen sein, eines der beliebtesten adligen Vergnügen; Kaiser Friedrich II. (1194 –1250) hat ein Standardwerk dazu geschrieben. Im Unterschied zur Jagd auf Wildschweine, die nicht ungefährlich und deshalb Männersache war, konnten an der Beizjagd auch Frauen teilnehmen. Da mag es nicht ausgeblieben sein, dass die Jagdgesellschaft sich bei dieser Gelegenheit auch mit sich selbst vergnügte; leicht möglich, dass die Jagd mit den Vögeln auch als Alibi für die Jagd aufeinander genutzt wurde.
    |146| „Mit Kind und Kegel“
    mit der ganzen Familie
    M it dem beliebten Kegeln hat diese Redewendung nichts zu tun, obwohl dieses Spiel zu den ältesten der Welt gehört. Vielmehr wird das Wort „Kegel“ in einem Wörterbuch aus dem 15. Jahrhundert mit „uneheliches Kind“ übersetzt; es ist also tatsächlich die gesamte Familie gemeint gewesen, inklusive eventueller nicht legitimer Ableger. Es handelt sich hier aber wieder um eine der Zwillingsformeln wie „Mann und Maus“ oder „Haus und Hof“, die einen umfassenden Sinn haben und zugunsten des Stabreims auf inhaltliche Logik keinen gesteigerten Wert legen. Das Wort „Kegel“ ist allerdings schwer zu deuten; mit diesem klobigen Spielgerät könnten ursprünglich Kinder abwertend bezeichnet worden sein, wie ja in bestimmten Schichten hoffnungsvolle Sprösslinge noch heute mehr oder weniger liebevoll „Bälger“ genannt werden. Später kann sich dann der Spottbegriff auf die unehelichen Kinder konzentriert haben.
    „Schief gewickelt sein“
    falsch informiert sein

    D ieses Wickeln geht auf den mittelalterlichen Umgang mit Kleinkindern zurück und hat nur indirekt mit unsachgemäßer Verpackung zu tun. Auch heute sagt man ja noch, dass ein Baby gewickelt wird, man meint aber lediglich, dass es eine frische Windel bekommt. Im Mittelalter aber war mit Wickeln tatsächlich das Einwickeln des ganzen Körpers mit Ausnahme des Kopfes gemeint, weshalb man bei Säuglingen noch heute von Wickelkindern spricht. Unter modernen Gesichtspunkten der Babypflege ist diese historische Art der Ruhigstellung natürlich abzulehnen, weil das Kind stundenlang keinen Finger bewegen konnte. Wie dem auch sei, Ammen beherrschten damals jedenfalls die Kunst, Kleinkinder richtig zu wickeln, um spätere Haltungsschäden zu vermeiden. Wenn nämlich ein Kind schief gewickelt wurde, konnte das sehr schmerzhaft und folgenreich sein.
    |147| „Den Nagel auf den Kopf treffen“
    ins Schwarze treffen
    A uf den ersten Blick könnte diese Redewendung aus der Zimmermannssprache kommen. Aber dass ein Handwerker einen Nagel mit dem Hammer trifft, ist so selbstverständlich, dass sich daraus kaum eine Redensart entwickelt haben dürfte. Hier geht es denn auch vielmehr um den Nagel, der früher den Mittelpunkt einer Zielscheibe bildete. Wo sich heutzutage ein meist schwarzer Punkt mit einer 12 befindet, war auf historischen Scheiben ein Nagel eingeschlagen. Wer diesen Nagel auf den Kopf traf, hatte also genau ins Schwarze getroffen. Im Mittelhochdeutschen war das
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