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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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Zündloch getriebenen Nagels unbrauchbar gemacht.
    |28| „Lunte riechen“
    einen Hinterhalt ahnen
    D iese Redensart kann erst in der Zeit entstanden sein, als Feuerwaffen im Einsatz waren. Vorderladerkanonen wurden gezündet, indem man eine glimmende Lunte von außen an das mit Schwarzpulver gefüllte Zündloch heranführte. Diese Lunte bestand aus Hanfschnüren, die mit Salpeter und Bleizucker getränkt waren. Man kann sich vorstellen, dass das Glimmen solcher Lunten nicht ohne beißende Qualmentwicklung vor sich ging. Die Redewendung nimmt darauf Bezug, denn der Gestank verriet den Feinden einen bevorstehenden Beschuss oder den Standort eines verborgenen Geschützes, dessen Mannschaft die Lunte glimmen ließ. Bei der Luntenzündung verzischte manchmal nur das Schwarzpulver im Zündloch, während der eigentliche Schuss nicht losging und die Kugel im Lauf blieb. Man hatte es also abblitzen lassen – im Krieg ein Missgeschick, das das Leben kosten konnte, heute als Begriff bei gescheiterten Annäherungsversuchen in Verwendung.

    „Das geht aus wie das Hornberger Schießen“
    mit großem Getöse etwas ankündigen, das dann ohne Ergebnis endet
    D er Brauch des Salutschießens hat eine Geschichte mit vielen Anekdoten. Den Bewohnern des Städtchens Hornberg im Schwarzwald wird beispielsweise nachgesagt, dass sie 1564 ihren Landesherrn, den Herzog von Württemberg, standesgemäß mit Salutschüssen empfangen wollten. Die Kanonen waren – selbstverständlich ohne Kugeln – geladen und schussbereit, als sich in der Ferne eine Staubwolke sehen ließ. Das Volk jubelte und die Kanoniere absolvierten die für einen Landesherrn übliche Schussfolge. Leider stellte sich heraus, dass die Staubwolke von einer einfachen Postkutsche stammte. Die Kanonen feuerten dann noch einmal, was das Pulver hergab, als man den Staub einer Rinderherde, die auf die Stadt zu getrieben wurde, ebenfalls fehlinterpretierte. Als der Herzog endlich kam, hatte man sein Pulver verschossen. Heute lässt sich aus dieser damals peinlichen Geschichte natürlich trefflich Tourismusmarketing betreiben.
    |29| „Blaues Blut haben“
    adlig sein

    I n der heutigen Zeit ist „gesunde Bräune“ das Ideal, und manche Zeitgenossinnen und -genossen strapazieren ihre Haut auf Sonnenbänken, als ob sie auf der nächsten Lederwarenmesse ausgestellt werden wollten. Ist es nicht seltsam, dass früher Bräune ein Zeichen von Armut war? Die arbeitende Bevölkerung, die ihrem Tagewerk meist unter freiem Himmel nachging, wies zwangsläufig eine kräftige Hautfarbe auf. Die Angehörigen des Adels, die in der Regel andere Menschen für sich arbeiten ließen, hielten sich dagegen in ihren, die Katen der Bauern an Luxus weit in den Schatten stellenden Herrenhäusern auf – ihre Haut blieb weiß. Diese vornehme Blässe entwickelte sich, als Zeichen für Reichtum und Müßiggang, sogar zum Statussymbol. Wenn sich keine Pigmente in der Haut bilden, zeichnen sich die Venen ab, deren Blut im Gegensatz zum arteriellen einen bläulichen Ton hat. Beim blassen Adligen konnte man glauben, dass in seinen Adern blaues Blut floss. Die Wertigkeit von blasser und gebräunter Haut hat sich wie gesagt inzwischen ins Gegenteil verkehrt, wobei das wachsende Hautkrebsrisiko den Trend irgendwann möglicherweise auch wieder umkehren wird.
    „Einen Zacken aus der Krone brechen“
    im Ansehen herabsinken, etwas unter seiner Würde tun
    S elbstverständlich denkt jeder, der diese Redensart hört, gleich an die typischen Kronenträger der Geschichte, die Könige. Aber auch in der Hierarchie darunterstehende Adlige wie Fürsten, Grafen und Barone hatten ihre Kronen, zwar nicht auf dem Kopf, aber als Schmuck und Statussymbol auf dem Wappenschild. Und damit hat diese Redewendung zu tun. An diesen Wappenkronen konnte man nämlich den Rang des Wappeninhabers erkennen, und zwar an der Zahl der Zacken. Je mehr Zacken die Krone hatte, desto höher der Rang. Die Redensart bedeutet also, dass man, wenn man etwas unter seiner Würde tun muss, Angst hat, nicht mehr seinem Status entsprechend angesehen werden könnte. Die gelegentlich gehörte Theorie, dass eine unstandesgemäße Heirat den Verlust eines Zackens aus der Wappenkrone, die ja scheinbar Zacken verlieren konnte, mit sich gebracht habe, ist jedoch nicht zu halten.
    |30| „Sich aufs hohe Ross setzen“
    hochmütig, stolz, eingebildet sein

    D as Pferd ist neben dem Hund das am frühesten domestizierte Tier. Seit Jahrtausenden wird es vom Menschen
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