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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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Landsknechtsarmeen ersetzt, die wendiger und schlagkräftiger waren. Ihre Hauptwaffe war die Pike (von franz. „piquer“ – „stechen”), ein langer Spieß, mit dem sie sich auch wirksam gegen Kavallerieangriffe wehren konnten. Die Soldaten wurden deshalb auch Pikeniere genannt, wovon sich bis heute das Adjektiv pikiert für jemanden, der durch eine Bemerkung getroffen ist, ableitet. Pikeniere stellten bis zum 17. Jahrhundert die schwere Infanterie in großen Teilen der europäischen Heere. Wenn es im Kriegsgetümmel zu Handgemengen kam, konnte es passieren, dass ein Landsknecht dem gegnerischen den Spieß abnahm, umdrehte und gegen ihn, den nun Wehrlosen, einsetzte.
    |26| „Im Stich lassen“
    in einem kritischen Augenblick verlassen

    I n einer Schlacht war der Ritter nicht allein. Er wurde begleitet von Kriegsknechten und vor allem von seinem Knappen, der ihn zu unterstützen und in jeder Beziehung für ihn zu sorgen hatte. Er hielt sich im Gefecht hinter seinem Herrn, um ihm Hilfe zu leisten, wenn dieser verwundet wurde, und hielt ein Ersatzpferd und eine zweite Lanze in Bereitschaft, wenn seinem Herrn die Erstausstattung abhanden kam. Wenn dieser Helfer, auf den sich der Ritter unbedingt verlassen können musste, unfähig war oder gar feige seinen Herrn im Kampf verließ, überließ er diesen dem mit der Lanze zustechenden Gegner, er ließ ihn im Stich. Kein Wunder, dass dieses „Stich“-Wort auch in vielen weiteren Redewendungen eine Rolle spielt. Wenn Argumente stichhaltig sind, halten sie der Diskussion stand, ähnlich wie ein Harnisch dem Stich einer Waffe. Der Ausdruck jemanden ausstechen hat seinen Ursprung ebenfalls im Zweikampf, in dem einer den anderen aus dem Sattel stach, also besiegte. Und bei gleichwertigen Gegnern muss die letzte Entscheidung auch heute noch in einem Stechen gefunden werden.
    „Sich aus dem Staub machen“
    verschwinden, flüchten
    B eim Buhurt, dem ritterlichen Kampfspiel mit gleichzeitig vielen Teilnehmern, aber auch bei den Ritterschlachten wurde durch die ständigen Richtungswechsel und Wendemanöver mit den schweren Pferden eine Menge Staub aufgewirbelt. In dieser Staubwolke konnte so mancher Kriegsknecht, dem sein Leben lieber war als die dem einfachen Mann meist unbekannten Kriegsziele seines Königs, unbemerkt das Weite suchen, denn die anderen Beteiligten waren einerseits selbst mit ihrem Überleben beschäftigt, andererseits war ihnen wegen der Staubwolke der Überblick erschwert. Fahnenflucht war natürlich für die Ritter kein Thema, gehörte doch Verlässlichkeit zu ihren ritterlichen Tugenden, auf die sie ihr Leben lang eingeschworen worden waren.
    |27| „Die Flinte ins Korn werfen“
    aufgeben, resignieren
    D iese Redewendung stammt aus der Zeit der Steinschlossgewehre, also aus dem 17./18. Jahrhundert, denn das Wort „Flinte“ geht zurück auf den Flintstein, mit dem damals der Zündfunke in den Vorderladergewehren erzeugt wurde. Damals bestanden die Armeen hauptsächlich aus Söldnern, also angeworbenen Kriegsknechten, die nicht für eine Ideologie, sondern für Geld kämpften und mit Aussicht auf Beute bei Plünderungen. Es ist klar, dass diese Soldaten – auch in diesem Wort steckt der Begriff „Sold“! – in einem aussichtslosen Kampf lieber von der Fahne gingen, als sich für ein Kriegsziel, das sie ja nicht einmal kannten, töten zu lassen. Getreidefelder boten sich als Deckung für Desertierende an, sie warfen wortwörtlich ihre Flinte ins Korn(feld) und verschwanden wohl auch selbst darin.

    „Vernagelt sein“
    begriffsstutzig sein
    A uch für diesen Ausdruck gibt es mehrere Erklärungen. Einige Deuter siedeln ihn in der Umgebung des „Bretts vor dem Kopf“ an und gehen davon aus, dass es dieses Stück Holz ist, mit dem jemandem das Begriffsvermögen zugenagelt wurde. Wahrscheinlicher aber ist eine militärische Herkunft. Wenn nämlich eine feindliche Stellung erobert wurde, war für die fliehende Geschützmannschaft keine Zeit, die äußerst schweren Kanonen mitzunehmen – solch eine Kartaune des 16. Jahrhunderts wog immerhin bis zu zwei Tonnen und es waren mehrere Pferde nötig, die Lafette zu ziehen! Weil man die Waffen nicht funktionsfähig dem Feind überlassen wollte, wurden sie vernagelt. Dazu trieb man einen starken Nagel in das Zündloch und versperrte so dauerhaft den Zündkanal zum Hauptrohr. Auch Kanonen auf eroberten und anschließend aufgelassenen Festungen, die man nicht abtransportieren konnte, wurden mittels eines ins
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