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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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für Arbeit, Krieg und Vergnügen genutzt. Einfache Leute hatten Esel oder nahmen Ochsen als Zugtiere vor dem Karren, ein Pferd konnten sich nur die Reichen leisten. Aber es gibt noch eine weitere Verwendung, die vor allem mit der Aufteilung der Gesellschaft in Oben und Unten zu tun hat. Über viele Jahrhunderte benutzte die Obrigkeit Pferde, um sich nicht nur bequem von Ort zu Ort zu bewegen, sondern auch, um ihre gehobene Position zu betonen. Erst das Automobil löste in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg das Pferd ab. Der Adlige ging also möglichst nicht zu Fuß, sondern ritt zu Pferde. Von dort konnte er gut auf die Untertanen hinabschauen, denen gegenüber er oft Willkür walten ließ. Kein Wunder, dass sich Ausdrücke wie hochtrabend und hoch zu
Ross gebildet haben, und auch das Eigenschaftswort aufsässig kommt daher.
    „Auf großem Fuße leben“
    luxuriös leben, viel Geld ausgeben
    D ie Redensart hat ihren Ursprung im 12. Jahrhundert. Ein Graf von Anjou hatte sich nämlich Schuhe mit besonders langer Spitze machen lassen, weil er an einem Fuß eine Geschwulst hatte und normales Schuhwerk nicht tragen konnte. Weil er im Rufe stand, ein Vorbild für Eleganz zu sein, eiferten ihm seine Zeitgenossen nach und ließen sich ebenfalls lange Schuhe machen. Schließlich waren folgende Längenmaße für Schuhe üblich, ausgehend von der Maßeinheit 1 Fuß des normalen Bürgers: Ritter 1 Fuß, Baron 2 Fuß, Fürst 2 Fuß. Die Mode treibt ja auch heute noch seltsame Blüten, man denke nur an die Plateausohlen der 70er Jahre. Insofern sollten sich Menschen des 21. Jahrhunderts nicht darüber lustig machen, dass im 12. die Länge der Schuhe auf das Ansehen des Trägers schließen ließ. Erst nach 1500 wurde diese Mode unter Kaiser Karl V. abgeschafft. Dass zu einigen Ritterrüstungen lange spitze Schuhe gehören, hat seinen Grund darin, dass man mit einem spitzen Schuh den Steigbügel besser treffen konnte.
    |31| „Jemandem etwas abknöpfen“
    jemanden um Geld erleichtern
    V erbreitet ist die Vermutung, dass adlige Herren früher echt goldene Knöpfe an ihrer Kleidung trugen. Wenn sie auf ihren Latifundien unterwegs gewesen seien, habe es passieren können, dass sie einem Untertanen einen Dienst vergelten oder ein Trinkgeld geben wollten. Wenn gerade kein Bargeld zur Hand gewesen sei, sei es Usus gewesen, einfach einen der goldenen Knöpfe abzureißen und dem Betreffenden in die Hand zu drücken. Der habe dann seinem Herrn im wörtlichen Sinn etwas
abgeknöpft. Diese Interpretation hat Schwächen. Erstens hätte ein Untertan wenig mit einem goldenen Knopf anfangen können; wenn er versucht hätte, ihn zu Geld zu machen, wäre er vielmehr des Diebstahls verdächtigt worden. Und zweitens deutet schon die transitive Form des Verbs darauf hin, dass man sich nicht selbst etwas abknöpfte, sondern einem anderen. Deshalb wird wohl jene Deutung die richtige sein, dass es Leute gibt, die so gutmütig oder vertrauensselig sind, dass man ihnen ohne Widerstand einen Knopf von der Jacke nehmen könnte.

    „Den Hut ziehen“
    Leistung anerkennen
    F rüher war ein Hut ein Statussymbol, er zeichnete den freien Bürger aus. Knechte hätten es nicht wagen dürfen, einen Hut zu tragen, für sie kam höchstens eine Mütze in Frage. Noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein ging der Mann ab einem bestimmten Alter nicht ohne Hut aus dem Haus. Gleichzeitig galt es als unhöflich, beim Grüßen den Hut aufzubehalten. Das Lüften des Hutes ist seit dem 13. Jahrhundert als Grußgeste belegt. Man zeigte damit, ähnlich wie mit dem „Diener“, der Verbeugung, dass man sich dem Gegenüber symbolisch unterordnete, wobei es natürlich eine Rangfrage war, wer vor wem zuerst den Hut zog. In der christlichen Kultur ist es aus demselben Grund selbstverständlich, dass ein Mann eine Kirche barhäuptig betritt. Heutzutage ist die Geste eine reine Formalität, die nichts mehr mit Rangunterschieden zu tun hat. Allerdings ist das Tragen von Hüten zum Leidwesen der Hutmacher total aus der Mode gekommen.
    |32| „Als Prügelknabe herhalten“
    für jemand anderen bestraft werden

    E s wäre ein interessantes psychologisches Experiment, wie heute Kinder reagieren würden, wenn anderen an ihrer Stelle Schmerzen zugefügt würden. Abwegiger Gedanke? Keineswegs. Als König Konrad IV. von Hohenstaufen (1228 –1254) noch ein Junge war, soll einer seiner Kameraden für die Verfehlungen Konrads bestraft worden sein. In Frankreich bekam ein junger Husar für Delikte
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