Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
Vom Netzwerk:
Einigkeit“. Heute kommt das „Panier“ noch bei studentischen Verbindungen vor, die ihren Namen mit dem Zusatz „sei’s Panier!“ versehen, und beim sogenannten Hasenpanier, aber das ist ein anderes Thema.
    „Viel Aufhebens um etwas machen“
    prahlen
    D iese Redewendung ist zwar nicht richtig mittelalterlich, stammt aber aus dem Wortschatz der Säbel- und Degenkämpfer. Sie ist schon 1691 bezeugt und bezieht sich auf die Gewohnheit von Schaufechtern, ein Duell mit einem umständlichen Aufheben der Waffen vom Boden zu beginnen. Um die Zuschauer zu beeindrucken, dem Vorgang eine größere Wichtigkeit und ihrer folgenden Leistung eine höhere Dramatik zu verleihen, wurden die Waffen auf den Boden gelegt, theatralisch gemessen und verglichen. Weil aber die Zeit der Ritterkämpfe längst vorbei war, fand diese überholte Show immer weniger Bewunderer und die Redewendung bekam die heutige negative Bedeutung. Mit dem Aufheben der Waffen begann jedenfalls der Kampf, die Kontrahenten konnten es dann miteinander aufnehmen, sie fühlten sich dem Gegner gewachsen.

    |24| „In die Schranken weisen“
    seine Grenzen aufzeigen, zurechtweisen
    B ei den ritterlichen Kampfspielen unterscheidet man zwischen dem Massenkampf Buhurt, bei dem viele Ritter gleichzeitig aufeinander einschlugen und bei dem ein ordentliches – um genau zu sein: ziemlich unordentliches – Getümmel herrschte, und dem Tjost, einem Zweikampf, dessen Ziel es war, durch einen gezielten Lanzenstoß den Gegner aus dem Sattel zu werfen. Dabei spielte die Schranke zwischen den Bahnen, auf denen die Ritter aufeinander zuritten, eine wichtige Rolle. Die galoppierenden, über eine Tonne wiegenden Schlachtrösser erreichten nämlich Geschwindigkeiten von über 30 km/h und entsprechende Aufprallenergie. Die beiden Anlaufbahnen wurden durch eine Art Leitplanke voneinander getrennt, um die Pferde aneinander vorbeizuleiten. Wenn ein Ritter in die Schranken gewiesen wurde, so wurde ihm seine Kampfbahn zugeteilt, die er nicht verlassen durfte. Heute wird man in die Schranken gewiesen, wenn man sich ungebührlich benimmt.

    „Aus der Bahn geworfen werden“
    durch einen Schicksalsschlag schwer getroffen werden
    D ie Teilnehmer beim Tjost, dem ritterlichen Zweikampf mit dem Ziel, den Gegner mit einer Lanze aus
dem Sattel zu heben oder wenigstens zu treffen, durften den Kampfplatz, die Bahn zwischen den Turnierschranken, vor Ende des Kampfes nicht verlassen. Wer die Wucht des Aufpralls der gegnerischen Lanze nicht parieren konnte, wurde aus dem Sattel, vom Pferd und damit aus der Bahn geworfen. Er hatte den Kampf verloren. Bemerkenswert ist, dass der Sieger vom Verlierer Waffen, Rüstung und Pferd einfordern konnte; erhebliche Werte, wenn man bedenkt, dass eine Rüstung leicht den Gegenwert von 20 Pferden haben konnte. Die Teilnehmer der Tjoste konnten also hohe Verluste, aber bei entsprechendem Erfolg auch hohe Gewinne erzielen. Ähnlich wie heutzutage in den USA die Rodeoreiter gab es Ritter, die von Turnier zu Turnier tingelten und sich durch die erfolgreiche Teilnahme an Tjosten ihren Lebensunterhalt verdienten und manchmal sogar zu Reichtum kamen.
    |25| „Den Fehdehandschuh hinwerfen“
    die Freundschaft aufkündigen, Streit anfangen
    D er Begriff geht zurück auf eine alte Sitte, wenn eine noch gewaltlose Auseinandersetzung in Kreisen der Ritterschaft in eine bewaffnete Privatfehde umschlug. Für diese Situation ist die Geste des Hinwerfens eines Handschuhs als Zeichen der ehrenhaften Herausforderung bezeugt, symbolisch für einen Schlag ins Gesicht, den ein Ritter nicht hätte ausführen dürfen, ohne die Ehre seines Gegners aufs Gröbste zu verletzen. Das Aufnehmen des Handschuhs bedeutete die Annahme der Herausforderung. Das Wort „Fehdehandschuh“ war gleichwohl damals nicht gebräuchlich, sondern entstand erst im 18. Jahrhundert durch eine Zusammenziehung der Wörter „Fehde“ und „Handschuh“, vor allem in der Dichtung. Damals kam auch die Gewohnheit auf, seinem Gegner einen Handschuh aus Stoff ins Gesicht zu schlagen, um ihn zu einem Ehrenduell herauszufordern.
    „Den Spieß umkehren“
    von der Abwehr zum Angriff übergehen

    K anonen, sogenannte Steinbüchsen, wurden zuerst bei der Belagerung von Städten eingesetzt. Die Einführung
    der Feuerwaffen ab dem 14. Jahrhundert auch in der Feldschlacht, gegen die die Ritter keine Chance mehr hatten, erforderte eine Revolutionierung der Kriegsführung. Die Ritterheere des Mittelalters wurden durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher