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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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die Ritter nicht allein an, sondern waren in hohem Maße von der Leistungsfähigkeit ihres Streitrosses abhängig. Deshalb war es nur fair, dass auch der Name dieses wertvollen Tieres ausgerufen wurde, Ross und Reiter eben. Dass der mittlerweile veraltete Begriff „Ross“ statt „Pferd“ in diesem Fall immer noch im Gebrauch ist, verdanken wir dem schönen Stabreim.
    |19| „Das Heft in der Hand haben“
    die Leitung innehaben
    A uch wenn die Assoziation zum Lehrer, der das Klassenarbeitsheft in der Hand hat und damit eine gewisse Macht verkörpert, sich förmlich aufdrängt, hat dieser Ausdruck mit dem von uns heute Heft genannten dünnen Papierstapel nichts zu tun. „Heft“ nannte man ursprünglich die Halterung oder den Griff eines Gerätes. Im engeren Sinne wurde so auch der Griff eines Schwertes, Messers oder Dolches bezeichnet. Es ist einleuchtend, dass sich aus der Position, ein Schwert am Griff halten zu dürfen, im übertragenen Sinn ein Begriff für „Gewalt und Macht haben“ bildete. Erst im 18. Jahrhundert bildete sich in Anlehnung an den Aspekt der Halterung bzw. Befestigung die heute gebräuchliche Bedeutung des Wortes Heft – eine Anzahl gebundener, „gehefteter“ Papierbögen – aus, die mit der Redensart nichts mehr zu tun hat.

    „Vom Leder ziehen“
    sich scharf äußern
    D ie Arbeit eines Barbiers erfordert ein möglichst scharfes Rasiermesser – haarscharf eben. Den letzten Schliff verpasst ihm der Meister mit Hilfe eines Lederriemens, auf dem er die Klinge unter Druck hin und her gleiten lässt. Auch wenn es so scheint, hat die Redewendung damit nichts zu tun. Sie weist vielmehr auf die Bewaffnung des Kriegers mit Hieb- und Stichwaffen zurück. Dolche, Messer und vor allem Schwerter steckten, wenn sie nicht gerade in Benutzung waren, in ledernen Scheiden, damit sich der Träger nicht versehentlich an ihnen verletzen konnte. Wenn der Ritter das Schwert vom Leder, also aus der Scheide zog, wurde es ernst, denn es war eine tödliche Waffe. Luther hat den Ausdruck um 1500 herum wörtlich verwendet, auch im „Simplicissimus“, dem berühmten Roman über den Dreißigjährigen Krieg, wird das Ziehen des Schwertes noch so genannt. Erst danach entwickelte sich die übertragene Bedeutung.
    |20| „Mit offenem Visier kämpfen“
    anständig verhandeln

    D er Kopf des Ritters war sehr gefährdet, denn alle möglichen Waffen in Krieg und Turnier konnten ihm schaden. Ein dem heutigen Integralhelm des Motorradfahrers nicht unähnlicher Metalltopf erfüllte anfänglich gute Dienste. Schmale Schlitze und Löcher ermöglichten nur ein Minimum an Ausblick, denn gegen Armbrustpfeile konnten sich auch scheinbar kleine Öffnungen als verhängnisvolle Lücken erweisen. Wenn man im Kampf dort hindurchblickte, musste man schon ein Auge riskieren
. Die Luftversorgung in einem solchen Helm genügte oft nicht den Minimalanforderungen, weshalb es tatsächlich manchmal zu Erstickungsfällen kam. Um den Helm außerhalb des Schlachtfeldes leichter öffnen zu können, erfand man im 14. Jahrhundert das Visier. Das konnte man mittels eines Scharniers hochklappen. Die Redewendung bezieht sich darauf, dass der Gerüstete bei geschlossenem Gesichtsschutz unidentifizierbar und schlecht einzuschätzen war, während das offene Visier Ehrlichkeit und Anständigkeit suggerierte. Die Redensart, jemanden ins Visier zu nehmen, hat mit den Rittern nicht zu tun, sondern meint die Zielvorrichtung bei modernen Schusswaffen.
    Der militärische Gruß
    D er ursprüngliche Topfhelm deckte zwar den gesamten Kopf einschließlich des Nackens, er ließ jedoch dem Kämpfer nur einen geringen Dreh- bzw. Blickwinkel. Die Lösung war der Helm mit dem beweglichen Klappvisier. Dieses hob der Ritter vor Beginn des Zweikampfes mit der rechten, der Schwerthand, an, um zu zeigen, dass tatsächlich er selbst in der Rüstung antrat und nicht etwa ein Vertreter, dass also der Kampf auf gleicher Augenhöhe stattfand. Als kleines Relikt dieser Handbewegung ist der noch in allen Armeen von Afghanistan bis Zypern übliche Gruß durch Anlegen der Hand an den Mützenschirm erhalten geblieben.
    |21| Das „Victory“-Zeichen

    D iese international weit verbreitete Handbewegung geht nur scheinbar auf den Anfangsbuchstaben des Wortes „Victory“ zurück. In Wirklichkeit hat sie eine viel brutalere Geschichte: Der Langbogen war die gefährlichste Waffe des Mittelalters. Neben der Durchschlagskraft der Pfeile war die Schussfrequenz von sechs Pfeilen pro
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