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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut
Autoren: Gerhard Wagner
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abzuleiten. Eine dritte, mehr zivile Erklärung der Redensart lautet, dass ein Müller ruiniert war, wenn der Graben, der Wasser auf sein Mühlrad brachte, angestochen wurde – von der Konkurrenz womöglich – und auslief.
    „In die Bresche springen“
    in der Not beistehen

    W ie erobert man eine Burg? Man macht ein Loch in die Mauer. Einfacher gesagt als getan, aber das Ergebnis einer solchen Gewaltanwendung nennt man „Bresche“, wie so viele Wörter der Militärsprache aus dem Französischen (brèche = Öffnung, Spalt). Aus Sicht der Verteidiger ist nun höchste Gefahr angesagt, denn die unliebsamen Besucher neigen dazu, hereinzudrängen und in der Burg Feuer zu machen, und zwar überall. Die Burgbesatzung, die einen Versicherungsfall ohne Versicherung vermeiden will, muss sofort etwas unternehmen. Bevor man darangeht, die Öffnung wieder mit Baumaterial zu schließen, muss jemand die unerwünschten Gäste aufhalten, bevor sie die Burg betreten und Schaden anrichten. Wenn die Öffnung zu Beginn noch relativ schmal ist, ist das Mittel der ersten Wahl, dass ein Ritter in die Bresche springt, der den Engpass wie ein wehrhafter eiserner Korken unpassierbar macht.
     
    |15| „Luftschlösser bauen”
    unrealistische Pläne machen
    A uch andere Länder kennen „Luftschlösser“. In England heißen sie „castles in the air“, in Holland „luchtkastelen“. Im Mittelhochdeutschen, der Sprache der Ritter, gibt es schon den Begriff „Schloss“, gleichbedeutend mit „Burg“. Womit wir bei der oft gestellten Frage wären, was der Unterschied zwischen Burg und Schloss ist. Eine Burg war ein militärischer Zweckbau, der befestigte Wehrbau eines Adligen. Nach der Einführung der Feuerwaffen spalteten sich diese Funktionen – einerseits wehrhaft, andererseits wohnlich – auf; ab dann bezeichnete „Schloss“ den luxuriösen Fürstensitz, während „Festung“ den militärisch-wehrhaften Teil übernahm. Im 16. Jahrhundert sprach man bei Phantastereien von einem „Schloss in der Luft“, was hundert Jahre später zu der heutigen Redensart führte. Kein Wunder, dass dafür ein filigranes, verziertes Schloss viel eher geeignet war als eine wuchtige, steinerne Burg!
    „Pech gehabt!“

    V iele Burgführer zeigen über dem Burgtor eine „Pechnase“ und weisen darauf hin, dass daher der Ausdruck Pech gehabt stamme. Seit dem 19. Jahrhundert glaubte man, dass die Verteidiger einer Burg heißes Pech auf die Angreifer geschüttet hätten. Diese gruselig-romantische Vorstellung entspricht allerdings nicht den Tatsachen, denn die Burgenforschung hat mittlerweile nachgewiesen, dass zum Flüssigmachen von Pech Temperaturen nötig gewesen wären, die in einem Torhaus nicht hätten erzeugt werden können. Der fälschlicherweise „Pechnase“ genannte Erker war also eine Verteidigungsvorrichtung, aus der man Steine warf oder Pfeile schoss. Redewendungen, in denen der Begriff „Pech“ vorkommt, haben deshalb nichts mit Burgen zu tun. Ein Pechvogel war zum Beispiel ein Singvogel, den man auf einer mit klebrigem Pech bestrichenen Rute fing, um ihn anschließend zu verspeisen – Pech gehabt! Und wenn heute jemand auf etwas erpicht ist, dann ist er darauf fixiert, wie mit Pech daran festgeklebt.
    |16| „Sich die Sporen verdienen“
    sich auszeichnen, sich würdig erweisen
    B evor ein adliger Knabe den Ritterschlag erhalten konnte, der ihn zu einem vollwertigen Mitglied dieser Adelsschicht machte, musste er sieben Jahre als Page dienen, um Erfahrungen im Umgang bei Hofe zu sammeln – er musste lernen, höflich zu sein. Sieben weitere Jahre diente er als Knappe bei einem Ritter, bei dem er das Waffenhandwerk erlernte. Er führte schon Waffen, trug auch schon Sporen und durfte an Kampfspielen teilnehmen. Mit 21 Jahren empfing er die Schwertleite, die im 14. Jahrhundert durch den Ritterschlag abgelöst wurde, wenn er sich durch Mut und Treue ausgezeichnet hatte. Dabei wurden ihm goldene Sporen angelegt. Dass er diese Würde verdient hatte, musste er in der nächsten Schlacht in der ersten Kampflinie beweisen. Auch heute noch sagt man von jemandem, dem sein Chef Anerkennung ausgesprochen hat, dass er den Ritterschlag bekommen habe. Echte Ritterschläge gibt es heute noch in England, wenn Stars wie Paul McCartney oder Sean Connery zum „Sir“ ernannt werden.

    „Hand und Fuß haben“
    vollständig, in Ordnung sein
    D iese Redensart geht auf eine altdeutsche Rechtsformel zurück, in der allerdings nur die rechte Hand und der
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