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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves
Autoren: P. G. Wodehouse
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    »Jeeves«, sagte ich, »darf ich offen sprechen?«
    »Gewiß, Sir.«
    »Aber was ich zu sagen habe, könnte Sie kränken.«
    »Das macht nichts, Sir.«
    »Na schön …«
    Nein, halt. Warten Sie einen Augenblick. Ich glaube, so geht das nicht.
     
    Ich weiß nicht, ob Sie das kennen, aber jedesmal, wenn ich versuche, eine Geschichte zu erzählen, stolpere ich über dieses verteufelte Problem, wie ich anfangen soll. Dabei muß man nämlich höllisch aufpassen. Ein falscher Schritt, und man ist geliefert. Ich meine, wenn man am Anfang lange herumtrödelt und sich damit abrackert, sogenannte Atmosphäre zu schaffen und wer weiß was, dann fesselt das die Leute nicht, und sie laufen einem scharenweise davon.
    Wenn man andererseits gleich loslegt wie eine gesengte Katze, dann kommt das Publikum einfach nicht mit. Es runzelt lediglich die Stirn und fragt sich, worum es hier überhaupt geht.
    Und ich glaube, daß ich letzteren Schnitzer gemacht habe, als ich meinen Bericht über die komplizierte Sache mit Gussie Fink-Nottle, Madeline Bassett, meiner Kusine Angela, Tante Dahlia, Onkel Thomas, dem guten Tuppy Glossop und dem Chefkoch Anatole mit dem obigen Gesprächsfetzen anfing.
    Ich werde wohl ein bißchen weiter vorne beginnen müssen. Und wenn ich es mir recht überlege und sowohl dieses als auch jenes in Betracht ziehe, dann könnte man wohl sagen, daß der Ausgangspunkt dieser Affäre (sofern Affären Ausgangspunkte haben) Cannes war. Wenn ich nicht nach Cannes gefahren wäre, dann hätte ich nicht die Bassett getroffen und mir auch nicht diesen weißen Samtblazer gekauft, und Angela wäre nie ihrem Hai begegnet und Tante Dahlia hätte nicht Bakkarat gespielt.
    Ja, Cannes war zweifelsohne der point d’appui.
    Dann werde ich jetzt mal die Fakten aneinanderreihen.
    Es war Anfang Juni, als ich nach Cannes fuhr – während Jeeves, der mir bedeutet hatte, er wolle die Rennen in Ascot nicht gerne verpassen, zurückblieb. Mit mir reisten Tante Dahlia und ihre Tochter Angela. Tuppy Glossop, Angelas Zukünftiger, hätte eigentlich mitkommen sollen, mußte aber in letzter Minute absagen. Onkel Tom, Tante Dahlias Mann, war zu Hause geblieben, weil er Südfrankreich nun mal nicht ausstehen kann.
    Das wäre also die Ausgangssituation: Tante Dahlia, Kusine Angela sowie Endunterzeichneter Anfang Juni auf dem Weg nach Cannes.
    Soweit ist alles ziemlich klar, wie?
    Wir blieben ungefähr zwei Monate in Cannes, und wenn man mal davon absieht, daß Tante Dahlia ihre Barschaft bis auf den letzten Penny beim Bakkarat verlor und Angela beim Wasserskilaufen um ein Haar von einem Haifisch angeknabbert worden wäre, herrschte allseits eitel Frohsinn.
    Am 25. Juli begleitete ich dann Tante samt Kind sonnengebräunt und gut erholt nach London zurück. Am 26. kamen wir abends um sieben am Victoria-Bahnhof an. Und um zwanzig nach sieben verabschiedeten wir uns unter gegenseitiger Versicherung unserer Wertschätzung – worauf die beiden sich in Tante Dahlias Wagen nach Brinkley Court aufmachten, ihrem Landsitz in Worcestershire, wo sie in ein oder zwei Tagen Tuppy zu Gast erwarteten; während ich in meine Wohnung fuhr, um mein Gepäck abzustellen, mich ein bißchen frisch zu machen und mir dann einen Propeller vors Chemisett zu binden, um anschließend im Drohnen-Club hereinzuschauen und ein Häppchen zu Abend zu essen. Ich war noch in der Wohnung und trocknete mir gerade nach einem dringend benötigten Wannenbad den Torso, als Jeeves gesprächsweise – während wir gewissermaßen die letzten paar Wochen Revue passieren ließen – den Namen Gussie Fink-Nottle erwähnte.
    Soweit ich mich erinnere, lief der Dialog etwa so:
    Ich: Na, Jeeves, da wären wir also wieder, wie?
    Jeeves: Jawohl, Sir.
    Ich: In heimatlichen Gefilden und so weiter.
    Jeeves: Ganz recht, Sir.
    Ich: Kommt mir vor, als wäre ich eine halbe Ewigkeit weggewesen.
    Jeeves: Jawohl, Sir.
    Ich: War’s nett in Ascot?
    Jeeves: Sehr angenehm, Sir.
    Ich: Irgendwas gewonnen?
    Jeeves: Einen recht zufriedenstellenden Betrag, danke der Nachfrage, Sir.
    Ich: Schön, schön. Und sonst, Jeeves? Gibt’s im Westen was Neues? Hat jemand angerufen oder war jemand hier, während ich weg war?
    Jeeves: Mr. Fink-Nottle kam verschiedentlich her, Sir.
    Ich sah ihn erstaunt an. Ja, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, daß ich Kulleraugen machte. »Mr. Fink-Nottle?«
    »Ja, Sir.«
    »Meinen Sie etwa Mr. Fink-Nottle?«
    »Ja, Sir.«
    »Aber Mr. Fink-Nottle ist doch gar nicht in
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