Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
von ihnen in die Salatschüssel fiel. Die Erinnerung daran ließ mich zweifeln, ob dieses Unikum beim Liebeswerben jemals einen Blumentopf gewinnen würde. Vor allem dann, wenn es sich bei seiner Auserwählten – wie zu befürchten war – um eine dieser modernen Emanzen handelte, kühl bis ans Herz hinan und mit stechendem Blick.
    »Sagen Sie, Jeeves«, fragte ich, aufs Schlimmste gefaßt, »was für ein Mädchen ist Gussies Angebetete denn?«
    »Ich kenne die junge Dame nicht, Sir. Mr. Fink-Nottle sprach aber sehr lobend von ihr.«
    »Sie meinen, er mag sie?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat er ihren Namen erwähnt? Vielleicht kenne ich sie.«
    »Es handelt sich um eine Miss Bassett, Sir. Miss Madeline Bassett.«
    »Wie bitte?!«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich sperrte Mund und Nase auf.
    »Potz Donner, Jeeves, die Welt ist doch klein, wie?«
    »Sie kennen die junge Dame, Sir?«
    »Und ob ich sie kenne. Ihre Mitteilung beruhigt mich, Jeeves. Jetzt kommt es mir so vor, als hätte die Sache doch noch Aussicht auf Erfolg.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Unbedingt. Bevor Sie mir den Namen des Mädchens sagten, hatte ich offen gestanden die heftigsten Zweifel, ob es dem armen Gussie je gelingen würde, irgendeine Maid dazu zu überreden, ihn auf dem Gang zum Altar zu begleiten. Er ist schließlich nicht jedermanns Geschmack, nicht wahr?«
    »Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, Sir.«
    »Kleopatras Fall wäre er nicht gewesen.«
    »Das ist möglich, Sir.«
    »Und ich bezweifle, daß er bei der Garbo hätte landen können.«
    »Wohl kaum, Sir.«
    »Aber wenn Sie mir sagen, daß der Gegenstand seiner Zuneigung Miss Bassett ist – ja dann, lieber Jeeves, dürfen wir wieder hoffen. Er ist genau einer von denen, die Madeline Bassett sich mit Vergnügen angeln würde.«
    Dazu muß ich erklären, daß diese Bassett zur selben Zeit wie wir in Cannes Urlaub machte; und da sie und Angela eine von viel weiblichem Getue begleitete Freundschaft geschlossen hatten, bekam ich sie oft zu sehen. Manchmal, wenn ich mal weniger guter Laune war, kam es mir sogar so vor, als könnte ich nirgends hingehen, ohne dieser Person zu begegnen.
    Und das Unangenehme und Beunruhigende dabei war, daß mir allmählich der Gesprächsstoff ausging, je öfter ich sie sah.
    Sie wissen ja, wie manche Mädchen so sind. Sie rauben einem den Nerv; Ich meine, sie haben so eine Art, bei der einem die Stimme versagt und das Gehirn sich in Blumenkohl verwandelt. So war es jedenfalls mit der Bassett und mir, und zwar in so hohem Maße, daß man Bertram Wooster manchmal minutenlang dabei beobachten konnte, wie er an seiner Krawatte herumfingerte, mit den Füßen scharrte und sich überhaupt in ihrer Gegenwart aufführte wie ein tumber Tor. Als sie dann zwei Wochen vor uns abreiste, war das nach Bertrams Meinung, wie Sie sich vorstellen können, keine Minute zu früh.
    Dabei war es wohlgemerkt nicht ihre Schönheit, die mir dermaßen den Atem verschlug. Auf ihre schmachtend blond-blaue Art war sie zwar ein ganz hübsches Mädchen, aber doch nicht so ein Brummer, bei dem es einem im Kopf brummt.
    Nein, was mein ansonsten im Umgang mit dem schönen Geschlecht ganz flottes Mundwerk ins Stocken brachte, war ihr ganzer geistiger Zuschnitt. Ich will hier niemandem zu nahe treten und behaupten, daß sie tatsächlich lyrische Gedichte schrieb, aber meiner Meinung nach mußte man den dringenden Verdacht haben, wenn man sie reden hörte. Oder muß es einem nicht zu denken geben, wenn ein Mädchen einen aus heiterm Himmel fragt, ob man nicht auch glaube, daß die Sternlein am Firmament des lieben Gottes Gänseblümchen sind?
    In puncto Seelenbande hat sich daher zwischen uns rein gar nichts abgespielt. Aber für Gussie mochte das anders aussehen. Was mich so genervt hatte – die sentimentalen Spinnereien dieser Dame –, das fand er anscheinend ganz großartig.
    Gussie war ja schon immer so ein versponnener Träumer gewesen – anders hätte er es auch gar nicht ausgehalten, ganz allein mit seinen Molchen zu leben –, und deshalb fand ich, wenn man ihn erst mal dazu brächte, der Liebe erste Huldigung zu stammeln, dann würden er und die Bassett zusammenpassen wie Spiegelei und Speck.
    »Sie ist genau die Richtige für ihn«, sagte ich.
    »Das freut mich zu hören, Sir.«
    »Und er ist genau der Richtige für sie. Kurzum, dieser Fall ist förderungswürdig. Geben Sie Ihr Äußerstes, Jeeves.«
    »Sehr wohl, Sir«, versetzte drauf der wackere Geselle. »Ich werde mich der Angelegenheit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher