Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
wissen.
    »Danke, Sir, aber ich werde lieber hierbleiben.«
    Ich sah ihn scharf an.
    »Schmollen Sie, Jeeves?«
    »Nein, Sir. Ich muß hierbleiben, da Mr. Fink-Nottle beabsichtigt herzukommen.«
    »So, Gussie kommt vorbei? Na, grüßen Sie ihn von mir.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Und bieten Sie ihm was zu trinken an, ja?«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Alsdann, Jeeves.«
    Und ich machte mich auf zum Drohnen-Club.
    Dort begegnete mir Pongo Twistleton, und er redete so viel über seine bevorstehende Fete, von der mir meine Gewährsleute schon viel Gutes berichtet hatten, daß es fast elf war, als ich wieder nach Hause kam.
    Kaum hatte ich die Wohnungstür geöffnet, als ich Stimmen aus dem Wohnzimmer kommen hörte, und kaum hatte ich dieses betreten, als ich feststellte, daß es die Stimmen von Jeeves und, wie mir schien, dem Teufel waren.
    Bei näherem Hinsehen merkte ich dann, daß es sich bei dem Teufel um Gussie Fink-Nottle handelte, der als Mephisto verkleidet war.

2
    »Ahoi, Gussie«, sagte ich.
    Äußerlich war mir nichts anzumerken, aber innerlich war ich ganz schön verdattert. Das Schauspiel, das sich meinen Augen darbot, hätte aber auch jeden verdattert. Ich meine, soweit ich mich erinnerte, war dieser Fink-Nottle immer ein linkischer, schüchterner Trollo gewesen, der wahrscheinlich schon wie Espenlaub zitterte, wenn er bloß zum Tee am Samstagnachmittag ins Pfarrhaus eingeladen wurde. Aber wenn meinen Augen zu trauen war, saß er jetzt da, als wollte er zu einem Maskenball gehen, einer Form der Belustigung, die selbst dem Extrovertiertesten viel abverlangt.
    Und zu diesem Maskenball ging er wohlgemerkt nicht etwa wie jeder andere wohlerzogene Engländer als Pierrot, sondern als Mephisto – was, wie jedermann weiß, nicht nur das Tragen eines feuerroten Trikots, sondern auch eines fürchterlichen falschen Bartes verlangt.
    Alles sehr sonderbar, das müssen Sie zugeben. Aber man trägt seine Gefühle nicht offen zur Schau, und so vermied ich es, ihn verblüfft anzustarren, und ahoite lediglich mit betonter Nonchalance.
    Er grinste durch seine Matratze hindurch – ein bißchen verschämt, wie mir dünkte.
    »Ach, Tag, Bertie.«
    »Lange nicht gesehen. Schlückchen gefällig?«
    »Nein, danke. Ich muß gleich los. Bin nur gekommen, um Jeeves zu fragen, wie ich aussehe. Was sagst du, Bertie: Wie sehe ich aus?«
    Darauf gab es natürlich nur eine Antwort: völlig idiotisch. Aber wir Woosters sind taktvoll und wissen, was sich für einen Gastgeber gehört. In unseren vier Wänden sagen wir alten Freunden nicht ins Gesicht, daß sie eine Beleidigung fürs Auge sind. Deshalb wich ich seiner Frage aus.
    »Wie ich höre, bist du zur Zeit in London«, sagte ich beiläufig.
    »Ja.«
    »Warst ja schon jahrelang nicht mehr hier.«
    »Nein.«
    »Und jetzt stürzt du dich also ins Vergnügen?«
    Bei diesen Worten fuhr er zusammen. Er wirkte gequält. »Vergnügen!«
    »Gehst du denn nicht gerne zu diesem Remmidemmi?«
    »Ach, es wird ja sicher ganz nett«, sagte er mit tonloser Stimme. »Jedenfalls muß ich jetzt los. Es fängt gegen elf an. Ich hab den Taxifahrer gebeten zu warten … Schauen Sie doch bitte mal, ob er noch da ist, Jeeves.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, schwiegen wir ein Weilchen. Eine gewisse Verlegenheit breitete sich aus. Ich mixte mir einen Cocktail, während Gussie sich masochistisch im Spiegel betrachtete. Endlich entschloß ich mich, ihm zu sagen, daß ich wußte, wie die Dinge bei ihm standen. Vielleicht würde es ihn erleichtern, sich einem welterfahrenen verständnisvollen Mann anzuvertrauen. Wenn es einen erwischt hat, braucht er erfahrungsgemäß nichts so sehr wie jemanden, der ihm zuhört.
    »Na, Gussie, alter Knabe«, sagte ich. »Ich hab schon gehört.«
    »Was?«
    »Na, von deinem Problem. Jeeves hat mir alles erzählt.«
    Er schien nicht sonderlich beglückt. Wenn einer sich einen Mephistobart umgehängt hat, kann man das natürlich nicht so genau feststellen, aber es kam mir vor, als ob er ein bißchen errötet wäre.
    »Ich wünschte, Jeeves würde so was nicht in aller Welt herumposaunen. Das war schließlich vertraulich.«
    Das konnte ich so nicht durchgehen lassen.
    »Wenn er seinen Herrn ins Bild setzt, kann man das nicht als ›herumposaunen‹ bezeichnen«, sagte ich leicht pikiert. »Jedenfalls weiß ich Bescheid, und ich will dir gleich sagen«, fuhr ich fort, wobei ich in meinem Bemühen, ihm Mut zu machen, meine Einschätzung dieser Person als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher