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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves
Autoren: P. G. Wodehouse
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einer Schnulzensuse verleugnete, »daß Madeline Bassett ein ganz reizendes Mädchen ist. Ein Volltreffer, wie geschaffen für dich.«
    »Kennst du sie etwa?«
    »Natürlich kenne ich sie. Ich verstehe nur nicht, wo du sie kennengelernt hast. Wie seid Ihr euch denn begegnet?«
    »Sie war vorletzte Woche bei Leuten in meiner Nähe zu Besuch.«
    »Aber trotzdem. Gehst du denn bei deinen Nachbarn ein und aus?«
    »Nein. Ich traf sie, als sie mit ihrem Hund spazierenging. Der Hund war in einen Dorn getreten, und als sie ihn herausziehen wollte, schnappte er nach ihr. Da bin ich ihr zu Hilfe gekommen.«
    »Du hast dem Hund den Dorn aus der Pfote entfernt?«
    »Ja.«
    »Und hast dich dabei Hals über Kopf verliebt?«
    »Ja.«
    »Na, Menschenskind, das war doch eine günstige Gelegenheit. Warum hast du denn nichts daraus gemacht?«
     
    »Ich hab mich nicht getraut.«
    »Und wie ging’s weiter?«
    »Wir haben uns ein bißchen unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Ach, über Vögel.«
    »Vögel? Was denn für Vögel?«
    »Über die Vögel, die da gerade herumschwirrten. Und über die Landschaft und so was. Und sie sagte, sie werde nach London fahren und ich solle sie doch besuchen, wenn ich zufällig auch mal dort wäre.«
    »Und da hast du nicht mal ihre Hand ergriffen?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Na, was soll man da noch sagen? Ich meine, wenn einer ein Hasenfuß ist, dann kann man ihm die schönsten Gelegenheiten auf dem Servierteller präsentieren, und er wird trotzdem nicht zupacken. Sein Fall sah mir ziemlich hoffnungslos aus. Aber dann mußte ich wieder daran denken, daß dieser Blindgänger und ich zusammen auf der Schule waren. Für einen alten Schulfreund mußte man was tun.
    »Na ja«, sagte ich, »wir wollen mal sehen, was sich da machen läßt. Es kann ja noch werden. Jedenfalls wird es dich beruhigen zu wissen, daß ich voll hinter dir stehe. Bertram Wooster ist auf deiner Seite, Gussie.«
    »Danke, älter Junge. Und Jeeves natürlich auch; das ist ja die Hauptsache.«
    Ich gebe offen zu, daß ich bei diesen Worten zusammenzuckte. Er hatte das sicher nicht böse gemeint, aber diese taktlose Bemerkung versetzte mir doch einen Stich. Immer wieder kommen mir Leute mit solchen Anzüglichkeiten. Geben mir durch die Blume zu verstehen, daß sie Bertram Wooster für eine Null halten und daß der einzige in der Familie, der Grips und Ideen hat, Jeeves ist.
    So was wurmt mich.
    Und an diesem Abend wurmte es mich mehr als sonst, weil ich einen Rochus auf Jeeves hatte. Sie wissen schon, wegen dieser Sache mit dem Samtblazer. Gewiß, ich hatte ihn kraft meines willenstarken Auftretens gezwungen, zurückzustecken und, wie oben beschrieben, klein beizugeben, aber ich war immer noch ein bißchen sauer, daß er das Thema überhaupt angeschnitten hatte. Bei Jeeves, fand ich, mußte man eisern durchgreifen.
    »Und was hat er bisher unternommen?« fragte ich kühl.
    »Er hat viel über den Stand der Dinge nachgedacht.«
    »Soso, hat er das?«
    »Und er hat mir geraten, auf diesen Maskenball zu gehen.«
    »Mit welcher Begründung?«
    »Weil sie da sein wird. Genaugenommen hat sie mir sogar eine Einladung geschickt. Und Jeeves meinte …«
    »Aber warum nicht als Pierrot?« fragte ich, weil mir dieser Punkt einfach keine Ruhe ließ. »Warum dieser Bruch mit einer guten alten Tradition?«
    »Er wünschte ausdrücklich, daß ich als Mephisto gehen sollte.«
    Ich horchte auf.
    »Ach, wirklich? Er hat dich also rundheraus aufgefordert, dieses Kostüm anzuziehen und kein anderes?«
    »Ja.«
    »Ha!«
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Ich sagte nur: ›Ha!‹«
    Und ich will Ihnen auch erklären, warum ich »Ha!« sagte. Da hatte dieser Jeeves erst so ein großes Aufhebens davon gemacht, daß ich einen völlig normalen weißen Samtblazer getragen hatte, ein Kleidungsstück, das nicht nur todschick und tiptop, sondern absolument de rigueur war; und im nächsten Moment geht er her und stiftet Gussie Fink-Nottle dazu an, sich in einem roten Trikot zum Gespött von ganz London zu machen. Das war doch der blanke Hohn! Mal so und mal so zu reden – das schätze ich aber gar nicht!
    »Was hat er denn gegen Pierrots?«
    »Er hat wohl nichts gegen Pierrots als solche. Aber er fand, daß in meinem Fall ein Pierrot nicht das Richtige sei.«
    »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Er sagte, ein Pierrot-Kostüm sehe zwar hübsch aus, zeitige aber nicht dieselben Ergebnisse wie ein Mephisto-Kostüm.«
    »Ich begreife immer noch nicht.«
    »Es hat mit
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