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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe
Autoren: Christian Montillon
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Ein anderes Schiff, eine andere Zeit (1)
     
    Der Wurm wand sich, und das über Lichtjahre hinweg.
    Sein gigantischer Körper blähte sich auf, ein dunkles Ding im hell wogenden Himmel, in dem tausend Sterne rotierten und glitzernde Nebel alles verschlangen.
    Nur war es kein Wurm, und er wand sich auch nicht in Agonie oder aus sonstigen Gründen – das begriff Endreas Konno sogar in seinem von Panik und Furcht zerrissenen Bewusstsein. Er hatte solch entsetzliche Angst. Sie ließ seine Muskeln zittern und verwirbelte seinen Verstand in einen Sturm aus trüben, sinnlosen Gedankenfetzen.
    Das dort draußen musste eine Art Sternennebel sein oder ein Hypersturm. Etwas in der Art. Ein kosmisches Phänomen, vielleicht ein Energiestrahl. Woher sollte er das wissen?
    Jemand schlug gegen ihn, riss ihn von seinem Stuhl, auf dem er das flackernde, grobkörnige Holo beobachtete, das den Wurm zeigte.
    Endreas prallte auf und überschlug sich. Ein Tritt erwischte ihn, eine Frau stolperte über seine Beine, landete quer auf ihm.
    Er versuchte sich umzudrehen und den zitternden Körper – Mellani, es war ausgerechnet Mellani, Myrjas Schwester! – von sich zu stoßen. Er wollte wieder das Holobild sehen, den Wurm, der sich in das fremde All fraß. Er musste es unbedingt beobachten, denn es war die einzige Verbindung zur Außenwelt, die ihm bewies, dass all das wirklich geschah.
    Alles ging viel zu schnell, als dass Endreas verstehen konnte, was sich rund um ihn abspielte. Eben noch hatte er sich an Bord der BASIS befunden, zwar auf einem aufregenden Flug, aber es sollte doch ... Routine sein.
    Die Entführung hatte alles verändert.
    Von einer Sekunde auf die andere hatte sich das Leben von Dutzenden, Hunderten, Tausenden Passagieren auf den Kopf gestellt. Überall Schreie, eine Unzahl hektischer Durchsagen und aufgeregter Meldungen. Alle an Bord bekamen es mit, sogar Endreas in seinem kleinen Restaurant, in dem er traditionelle Blues-Küche für jedermann anbot. Man hatte die BASIS entführt, in eine fremde, unbekannte Umgebung.
    Und dann das Chaos.
    Endreas war mitgerissen worden in sogenannten Evakuierungsplänen, die eher einer unkontrollierten Massenflucht glichen. Nur – wohin sollte man fliehen? In Beiboote? Rettungskapseln?
    Dort draußen im All gab es angeblich feindliche Truppen oder Schutzschirme oder einen undurchdringlichen, finsteren Wall ... oder einen Bombenteppich, der alles in den Untergang riss.
    Die Gerüchte überschlugen sich binnen Sekunden, und niemand wusste noch, was sich wirklich dort abspielte. Woher auch? Es gab keine offiziellen Meldungen mehr, weil immer weitere interne Kommunikationssysteme zusammenbrachen, von anderer Technologie ganz zu schweigen.
    Und weil jeder an Bord an dieser entsetzlichen, lähmenden Angst litt.
    Vielleicht sogar die Führungsoffiziere.
    Vielleicht sogar Perry Rhodan selbst, falls er sich tatsächlich an Bord aufhielt und die entsprechende Meldung kein Pressegag war, was Endreas durchaus für möglich hielt. Einem Projekt wie diesem Flug der BASIS über Abgründe hinweg tat jede zusätzliche Aufmerksamkeit gut, und Politik und Wirtschaft bedienten sich bekanntermaßen seit jeher nicht immer nur sauberer Methoden.
    Gerade weil er nicht wusste, was vor sich ging, hatte er das Holobild nicht aus den Augen lassen wollen. Sofort als ihn der Strom in dieses Beiboot förmlich hineindrückte, hatte er sich einen Platz davor ergattert, sich an den Sessel geklammert und das Holo angestarrt. Es zeigte die kosmische Umgebung – den fremden Kosmos, in den die BASIS entführt worden war.
    Dort tobte ein Chaos aus Schiffen und offenbar hyperphysikalischen Phänomenen. Endreas kannte sich mit solchen Dingen nicht sonderlich gut aus. Er war Koch, kein Wissenschaftler oder Raumfahrer. Dennoch sah es so aus, als würde die BASIS zerbrechen.
    Das gigantische Schiff ging in Fetzen und mit ihm die einzige Heimat in der Ferne, der letzte Schutz für alle Passagiere inmitten der Feinde.
    Und nun lag Endreas am Boden. Mellani kroch von ihm weg, kniete sich hin, versuchte aufzustehen. Ein zweiter Schlag ging durch das Beiboot, in dem sie von der BASIS fliehen wollten, die in diesen Sekunden von irgendwelchen Gegnern überrannt wurde.
    Er hatte solche Angst. Mehr als je zuvor in seinem Leben. Er hätte es nie für möglich gehalten, eine derart tiefe, sein Selbst paralysierende Furcht zu empfinden. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er meinen können, sie werde ihm von außen zugeführt
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