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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe
Autoren: Christian Montillon
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Erleichterung empfand Saedelaere plötzlich Angst, die mit eisiger Kälte sein ganzes Inneres erfüllte: Ich darf die Harmonie nicht verlieren!
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Das wirst du nicht.
    Einerseits klang es wie der Beweis von TANEDRARS Gnade, andererseits fühlte es sich wie eine Drohung an.
     
    *
     
    Die Puppe setzte Alaska Saedelaere die Maske wieder auf. Die Neuanfertigung aus technoider Nanoseide fühlte sich noch immer ungewohnt an; er hatte sich an die billige, geflickte Plastikmaske gewöhnt.
    Kein anderes Material hatte das Cappinfragment bisher geduldet, und nun hatte er anscheinend nebenbei eines entdeckt. Und zudem eines, das ihn in seinem Umfeld akzeptabel wirken ließ.
    In einer galaxienweiten Kultur, die dem Tragen von Masken eine so große Bedeutung beimaß, stellte man völlig andere Anforderungen an einen solchen Gesichtsschutz, als einfaches Plastik sie zu erfüllen vermochte.
    Er drehte sich um.
    »Darf ich mich umsehen?«
    Die Puppe lachte, hell wie Glockengeläut. »Geh nur. Sieh es dir an. Das Ritual der Ankunft ist beendet.«
    Das Ritual der Ankunft, wiederholte er in Gedanken. TANEDRAR spricht nicht von Ankunft und Aufbruch, wie es sonst üblich ist. Noch ist keiner der vier Bestandteile wieder aufgebrochen. Sie sind nach wie vor vollzählig. Heißt das, TANEDRAR hat eine Pause verdient? Dass nicht sofort wieder einer der vier ausziehen muss? Haben die Kosmokraten keinen Folgeauftrag?
    Die Superintelligenz hatte von Saedelaeres Ziel gesprochen; Samburi Yura jedoch hatte sie nicht erwähnt. Wusste sie von der verschollenen Kommandantin? Und wenn ja, kannte sie mehr Details als diejenigen, welche sie in seinen Gedanken gelesen hatte?
    Er sah sich im Museum vor allem um, damit er Zeit gewann. Die meisten Escalianer lagen noch immer reglos auf dem Boden, erschöpft von der Ankunft. Alle hatten sich persönlich oder gegenseitig die Masken vom Gesicht gerissen und völlig euphorisiert die Kontrolle über sich selbst verloren.
    Vereinzelt setzten sie sich wieder auf und suchten ihre Masken. Ein Mann, offenbar ein Lirbal, kroch mit entblößtem Oberkörper an verschiedenen Ausstellungsstücken vorbei, ehe er fündig wurde und sein Gesicht verhüllen konnte.
    Die Überbleibsel einer Art Hemd hingen in Fetzen von seinen Schultern. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das Standbein einer Vitrine und sah kurz in Saedelaeres Richtung. Wie grüßend hob er die Hand und senkte den Kopf. Schwer atmend blieb er sitzen.
    Saedelaere wunderte sich, wie vertraut ihm dieser Blick erschien. Er kannte diesen Lirbal nicht, er war ein Fremder für ihn.
    Ein ... Fremder?
    Eben nicht. Genau wie er gehörte auch Alaska Saedelaere, Maskenträger seit Jahrhunderten, zur Harmonie. Das verband sie miteinander. Anders, als es etwa in Carmydea Yukks Fall war. Sie war eine Jyresca. Eine Unharmonische. Diesem Mann hingegen konnte er vertrauen, das spürte er deutlich.
    Erst im Nachhinein wurde ihm bewusst, wie er über Carmydea geurteilt hatte. Es erschreckte ihn. Selbstverständlich verdiente auch sie sein Vertrauen und seinen Respekt! Viel mehr noch als dieser Lirbal, der die Augen schloss und mit halb offen stehendem Mund wieder einschlief.
    Die Ereignisse, die gemeinsamen Kämpfe, der Vorstoß in die Anomalie – sie hatten Carmydea zu einer Verbündeten werden lassen. Sie war es gewesen, die ihn aus der Gefangenschaft gerettet hatte!
    Und doch ...
    »Hilf mir«, hörte er eine Stimme hinter sich; unter sich. Er senkte den Blick. Eine Frau lag dort, eine Lirbal, ebenfalls mit entblößtem Oberkörper. Doch mit den Händen bedeckte sie nicht etwa ihre Brüste, sondern ihr Gesicht. »Ich kann meine Maske nicht finden. Sie ist blau, und ein Sternenhimmel zieht darüber. Wenn ich singe, schwingt sie mit wie ein Glockenspiel im Wind.«
    »Ich suche nach ihr«, versprach er.
    Langsam ließ er den Blick durch die Umgebung schweifen, und er entdeckte das Gesuchte auf einer kleinen Bühne, rundum begrenzt mit einem einfachen dicken Seil, ähnlich einem altterranischen Boxring. Dort lieferten sich Holofiguren ein phantomisches Duell. Ihre immateriellen Kleider waren über und über mit Symbolen bedeckt, die Saedelaere nicht deuten konnte.
    Die Maske lag genau zwischen ihnen; immer wieder traten die Holofiguren scheinbar dagegen. Saedelaere ging dorthin, stieg über das Seil und griff sich den Gesichtsschutz, ohne darauf zu achten, dass er quer durch eine Kandran-Projektion fasste.
    Er eilte zurück zu der
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