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Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Titel: Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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    Carmen Gonzales bettete ihren Kopf in Ricardos Schoß. Sie sah den Wolken nach, die langsam über das Meer hinweg nach Westen zogen. In stetem monotonen Rhythmus rollten die Wellen auf den Ufersand. Fast menschenleer war die Bucht, in der Carmen Gonzales und Ricardo Romero zu baden pflegten.
    Sie waren beide arm. Während Carmen sich ihr Geld mit Häkelarbeiten verdiente, die später an Touristen verkauft wurden, fuhr Ricardo mit den Fischern hinaus aufs Meer. Er war ein hübscher Junge mit großen, dunklen Augen und glattem schwarzen Haar. Unter seiner bronzebraunen Haut spannten sich kräftige Muskeln.
    Seufzend strich Carmen das schwarze angekrauste Haar nach hinten. Dann schaute sie in Ricardos Gesicht.
    »Wir sollten wieder einmal zum Touristenstrand hinuntergehen«, meinte sie. »Dort ist viel mehr los.«
    »Du weißt, dass ich diese Ausländer nicht mag! Sie sind reich und behandeln uns verächtlich.«
    Carmen lachte dunkel auf.
    »Manchmal fällt ein Brocken von ihrem Reichtum an uns ab, Ricardo. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Wir sind Mexikaner«, sagte er selbstbewusst und legte stolz seinen Kopf in den Nacken. »Wir haben es nicht nötig, uns etwas schenken zu lassen!«
    Da richtete sie sich auf, legte ihre Hände auf seine breiten Schultern und blickte ihm eindringlich in das Gesicht. Ihre Augen funkelten leidenschaftlich.
    »Hör zu, Ricardo«, sagte sie. »Willst du immer so arm bleiben? Wir leben schlimmer als die heimatlosen Hunde. Wenn ich nur an dieses erbärmliche Haus denke, in dem ich mit meiner Mutter wohnen muss, dann wird mir schlecht. Verstehst du nicht, dass ich irgendwann einmal heraus will aus diesem Loch? Ich will mehr haben, Ricardo! Ich will reich sein!«
    »Wer will das nicht?«, fragte der junge Mann. »Das wollten unsere Eltern schon. Doch sie sind geblieben, was sie immer waren, nämlich arme Schlucker, und genau das werden wir auch bleiben - unser Leben lang.«
    Da sprang sie auf. Sie trug einen schicken Bikini, den sie einmal von einer reichen Touristin geschenkt bekommen hatte. Mit blitzenden Augen sah sie Ricardo an.
    »Du hast keinen Ehrgeiz«, sagte sie und nahm ihr Handtuch.
    Der junge Mann sprang auf, trat auf sie zu, riss sie in seine Arme und suchte mit seinen Lippen ihren Mund.
    »Aber ich liebe dich, Carmen«, stammelte er. »Das muss genug sein.«
    »Von der Liebe allein kann man nicht leben, Ricardo. Sei doch vernünftig. Es ist schließlich egal, womit man sein Geld verdient. Die Hauptsache ist doch, dass man überhaupt welches hat. So, und jetzt lass mich bitte gehen. Du hast mich verärgert.«
    Sie war schön und unsagbar stolz.
    Das wusste der Fischerjunge Ricardo Romero. Er verlegte sich aufs Bitten.
    »Bleib doch, Carmen«, bat er. »Du läufst mir immer weg. Du gehörst doch mir. Du hast doch versprochen, dass du mir gehörst.«
    »Das ist nicht wahr!«, rief sie leidenschaftlich. »Ich gehöre keinem außer mir allein! Ich bin ich, und ich werde es immer bleiben - solange ich lebe, Ricardo. Du weißt, dass ich dir weglaufe, wenn du Unsinn redest. Ich gehe jetzt zum Touristenstrand.«
    »Bitte, bleib!«, flehte er.
    Aber er konnte sie nicht halten. Anscheinend war ihr diese Rastlosigkeit angeboren. Sie war ein Mädchen, das stets auf der Suche nach irgendetwas war und außerdem unendlich ehrgeizig. Sie stand oft drüben in der großen Bucht, in der sich die Touristen tummelten, ihre eisgekühlten Drinks nahmen und scheinbar keine Sorgen hatten. Dann wünschte Carmen Gonzales sich nichts sehnlicher, als ein Leben zu führen, wie es diese Menschen hatten. Sie wollte teilhaben an diesem Glitzer und dem Flimmer der großen Welt.
    Doch stets, wenn sie in die kleine, erbärmliche Hütte am Rande des Ortes Santa Margarita zurückkehrte, kam die Ernüchterung. Carmens Mutter war eine überschlanke, hochgewachsene Frau mit schönen dunklen Augen, die stets ein wenig melancholisch blickten. Sie hatte Carmen allein großgezogen, denn der Vater - ein Fischer - war vor langer Zeit auf dem Meer geblieben.
    »Carmen, bitte bleib!«, flehte Ricardo noch einmal. Vor einem knappen halben Jahr hatte seine Liebe zu ihr begonnen. Er hatte sie zur Frau gemacht. Damals hatte es Träume und Hoffnungen gegeben - auch für Ricardo. Aber Carmen war eben anders. Er würde ihr nicht genügen, das wusste Ricardo. Und je mehr er versuchte, sie zu halten, um so weniger gelang ihm das. Sie war unberechenbar, kapriziös und egoistisch. Ihr Wesen war, zu faszinieren. Ricardo wusste,
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