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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe
Autoren: Christian Montillon
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freien Platz wankten noch weit mehr Escalianer, alle offenbar am Ende ihrer Kraft.
    Ein Kandran kam ihm entgegen, kümmerte sich jedoch nicht um ihn. Der Kehlsack blähte sich und erschlaffte in einem raschen Atemrhythmus.
    Alaska Saedelaere erreichte eine Kreuzung, konnte in einen breiten Korridor schauen. Dort bot sich ihm dasselbe Bild, nur dass viele am Boden lagen und schliefen, teils noch ohne ihre Masken. Sie waren offenbar bislang nicht erwacht.
    Er ging weiter, schenkte den Escalianern so wenig Beachtung wie sie ihm. Überall an Bord war Ruhe eingekehrt, eine fast lähmende Stille. Er kam sich vor wie auf einem Toten- oder Seuchenschiff, nur fehlte die unverkennbare Aura des Schreckens und der Krankheit.
    Im Gegenteil wirkte trotz der allgegenwärtigen Schwäche und Erschöpfung alles fast beschwingt. Viele sahen erleichtert aus. Saedelaere ahnte, wieso.
    Sie hatten eine gewaltige Last, ein erwartetes Grauen nicht erleben müssen. Verknüpft mit dem Ritual der Ankunft war dasjenige des Aufbruchs – wenn sich eine der vier Teilentitäten TANEDRARS abtrennte und TAFALLA, NETBURA, DRANAT oder ARDEN auf Reisen gingen. Wenn er es richtig verstanden hatte, folgte der Aufbruch meist sehr schnell der Ankunft und ging in krassem Unterschied zur vorherigen Euphorie stets mit großer Qual und unendlichem Leid einher.
    Doch dieses Mal schien die Superintelligenz von diesem Schema abzuweichen; ein rascher Aufbruch schien derzeit nicht anzustehen.
    TANEDRAR kommt und geht, hieß es in der alten Litanei. Wenn sie kommt, frohlockt das Reich der Harmonie, wenn sie geht, leidet es. So ist es schon immer gewesen, so wird es immer sein.
    Aber dieses Mal nicht ...
    Ein Roboter näherte sich ihm mit stampfenden Schritten und blieb direkt vor ihm stehen. »Bitte folge mir.«
    »Du bittest mich?«
    »Nicht ich. Der Kanzler bittet dich, in dein Quartier zurückzukehren. Du wirst morgen von ihm hören.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Der Roboter schwieg, ehe er wiederholte: »Bitte folg mir.«
    Saedelaere fügte sich. Der Roboter führte ihn aus dem Schauspielpalast in ein angekoppeltes Schiff.
    Er fragte sich, ob es sich um die DRUSALAI handelte, die Große Escalianische Kampfsäule unter dem Kommando von Carmydea Yukks Zwillingsbruder Craton. In diesem Raumschiff war er zuvor zum Palast gebracht worden, nachdem die RHYLINE des Piloten Rizinze Baro in die Gewalt des Reiches der Harmonie gefallen war.
    Er erhielt indirekt eine Bestätigung für seine Vermutung, als er sein dortiges Quartier wiedererkannte; der Roboter führte ihn direkt dorthin.
    »Erhalte ich meinen SERUN zurück? Ich bin ...«
    »Ich habe keinen entsprechenden Auftrag.«
    Nach dieser barschen Antwort verzichtete Alaska Saedelaere auf das Vorbringen aller Argumente, die er sich in Gedanken bereits zurechtgelegt hatte. Diese Maschine kümmerte es nicht, ob er ein Auserwählter der Superintelligenz war oder ein kosmischer Mensch. Sie interessierte sich nicht dafür, dass er inzwischen der Harmonie angehörte.
    Statt einer sinnlosen Diskussion legte sich der Terraner auf das Bett und gab seiner Erschöpfung nach. Augenblicklich schlief er ein.

Ein anderes Schiff, eine andere Zeit (2)
     
    Endreas Konno ging langsam vorwärts. Jeder Schritt kostete unendliche Mühe. Er fühlte sich schwach, hätte sich am liebsten wieder in dem Schrank verkrochen, in dem er zu sich gekommen war. Oder wie immer man es nennen sollte.
    Er blickte in dem Korridor geradeaus, und er glaubte eine Bewegung zu sehen. Direkt an der Kreuzung, an der Abzweigung, die nach links führte! Dort, wo auf der Metallwand eine Art Ruß haftete oder eine dünne Schicht aus Asche.
    Er rannte dorthin. Jeder seiner Schritte hallte in der völlig unnatürlichen Stille. Endreas war alles andere als ein Raumfahrer, aber er hatte einige Jahre lang ein Restaurant – oder auch eine Kantine, ganz wie man's nahm – an Bord eines Schweren Kreuzers betrieben. Und solche Stille kannte er nicht. Man hörte immer etwas, irgendetwas. Ähnlich wie es in Terrania nie völlig dunkel wurde.
    Als er endlich um die Ecke blicken konnte, sah er niemanden in dem schnurgeraden Korridor, der erst in etlichen Metern Entfernung in Düsternis verschwand. Offenbar war dort die Beleuchtung ausgefallen.
    Er musste sich die Bewegung nur eingebildet haben.
    Oder doch nicht?
    In der Wand lag ein Schott. Zwar war es geschlossen, aber ... wenn jemand schnell genug hindurchgehuscht war? Hätte er Zeit dafür finden können?
    Aber warum?
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