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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane
Autoren: Grigori Adamow
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in Ohnmacht gefallen ist, so daß er das Auslaufen des U-Bootes aus der Höhle nicht mehr bemerken konnte. Das ist entsetzlich! Es muß sofort etwas unternommen werden! Wenn der Ohnmachtsanfall lange dauert, muß er ja in seinem Taucheranzug ersticken … Wir müssen zurückkehren! Wir müssen ihn retten!“
    Der Kapitän zog nachdenklich die Brauen zusammen. Also ist es doch möglich, daß Skworeschnja im Tunnel zurückgeblieben ist.
    Kosyrew und Matwejew wurden in den Steuerraum gerufen. Sie bestätigten die Angaben des Zoologen. Außerdem erzählten sie, Pletnjow habe angeblich gesehen, wie Skworeschnja beim Schlußappell das U-Boot verließ. Auch Pletnjow wurde gerufen. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er tatsächlich Skworeschnja habe aus dem U-Boot gehen sehen, aber beim Abzählen der Mannschaft wollte er einen Schatten gesehen haben, der am Rande der Plattform auftauchte und sofort wieder verschwand.
    In der allgemeinen Eile hatte Pletnjow nicht besonders darauf geachtet, in der Meinung, ein großer Fisch sei an der offenen Druckkammer vorbeigeschwommen. Jetzt müßte man aber annehmen, daß es Skworeschnjas Schatten gewesen war.
    Im Steuerraum blieben wieder der Kapitän, der Oberleutnant, der Kommissar und der Zoologe zurück. Alle schwiegen.
    Als erster begann der Zoologe zu sprechen. Mit trauriger Stimme sagte er:
    „Wir können ihn doch nicht im Stich lassen! Wenn noch eine Hoffnung besteht, daß er am Leben ist, müssen wir zur Höhle zurückkehren. Wir müssen unbedingt zurück!“
    Seine Stimme stockte.
    Das Gesicht des Kapitäns war wie erstarrt. Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte. Nach längerer Pause sagte er mit tonloser Stimme:
    „Sie vergessen eins, Arsen Dawidowitsch: Am 23. August, um sechs Uhr früh, muß die ,Pionier‘ in Wladiwostok sein. Und sie wird dort an diesem Tage und zu dieser Stunde eintreffen, sei es auch um den Preis meines Lebens oder das eines anderen. Das Vaterland wartet auf sein U-Boot. Wir setzen die Fahrt fort.“
    „Dann schicken Sie mich zu ihm!“ schrie der Zoologe außer sich. „Ich werde hier nicht mehr gebraucht! Ich nehme, so viel ich nur tragen kann, an Sauerstoff, Akkus und Nahrung mit. Vielleicht gelingt es mir noch, ihn zu retten.“
    „Das wäre zwecklos, Arsen Dawidowitsch“, sagte der Oberleutnant leise. „Es sind bereits vierundzwanzig Stunden vergangen. Sie würden noch weitere drei Tage brauchen, um im Taucheranzug die Insel zu erreichen. Und in welchem Zustand würden Sie Skworeschnja vorfinden? Wenn Sie überhaupt bis dahin gelangten. Der Vorrat an Sauerstoff, Strom und Nahrung, der Ihnen zur Verfügung steht, würde höchstens für zwei Tage reichen.“
    Einige Augenblicke stand der Zoologe reglos da. Dann griff er sich an den Kopf und stürzte aus dem Steuerraum.
    Die Zurückbleibenden blickten ihm schweigend nach.
    Der Kapitän erhob sich schwerfällig vom Stuhl und sagte zu dem Oberleutnant:
    „Alexander Leonidowitsch, sorgen Sie bitte dafür, daß die letzten Reparaturen noch erledigt werden. Aber man soll sich damit Zeit lassen. Wachdienst wie normal.“
    Er nickte dem Offizier zu und ging hinaus.
    Der Kommissar folgte ihm.
    Die ,Pionier‘ setzte ihre Fahrt mit voller Kraft fort.
     
    Pawlik konnte den ganzen Tag über die Tränen kaum zurückhalten. Ein Freund war dahingegangen, mit dem er in zwei Monaten mehr erlebt hatte als in seinem ganzen Leben zuvor. Ein prächtiger Mensch war Skworeschnja gewesen, ein Freund, der das Herz des Jungen durch seine übermenschliche Kraft, durch seine Schlichtheit und seine Tapferkeit erobert hatte. Jeder Schritt, jede Tat von ihm war für Pawlik ein Vorbild gewesen.
    Allein in Pletnjows Kajüte, sah Pawlik seinen Freund in der verklärten Gestalt eines unbesiegbaren Helden.
    Und der Junge legte den Kopf auf das Kissen und schluchzte.
    Wen er auch an diesem Tage traf, auf allen Gesichtern sah er tiefe Trauer. Und er fühlte sich nicht allein in seinem Schmerz …
    Am Abend des schrecklichen Tages, an dem Skworeschnjas Schicksal besiegelt schien, traf Pawlik im leeren Gang Marat. Der junge Mann schlich mit abwesendem Gesichtsausdruck durch den Gang, als suche er etwas.
    „Marat“, sagte Pawlik mit gepreßter Stimme. „Kannst du dich erinnern? Vor längerer Zeit habe ich ihm ein Buch aus der Bibliothek zum Lesen gegeben …,Rob Roy‘ von Walter Scott. Er sagte mir, daß er es dir gegeben habe. Hast du es noch, Marat?“ Seine Stimme zitterte. Er barg das Gesicht an Marats
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