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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane
Autoren: Grigori Adamow
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Brust und sagte weinend: „Ach, Marat, ihm gefiel das Buch so gut! Wie war er von Rob Roy begeistert! Er sagte zu mir: ,Das war aber ein Held!‘ Und er selber …?“
    Marat legte die Hand auf Pawliks Kopf.
    „Weine nicht, Pawlik … Wir müssen immer bereit sein zu sterben … Stelle dir vor, er sei im Kampf gefallen …“
    „Ja, im Kampf!“ rief Pawlik. „Aber das ist er doch nicht!“
    „Auch das war Kampf, mein lieber Junge, Kampf um die ,Pionier‘. Und er ist in Ausübung seiner Pflicht gestorben.“
    Pawlik schwieg, wischte sich die Tränen aus den Augen und sagte leise:
    „Ich werde ihn nie vergessen! Und du, Marat?“
    „Ich auch nicht, Pawlik …“ Marat seufzte, und die Haarsträhne auf seinem Scheitel bewegte sich traurig.
    Beide schwiegen. Dann sagte Marat:
    „Hast du schon gehört, Pawlik? Der Kapitän hat nach Wladiwostok gefunkt und Skworeschnjas Verschwinden gemeldet. Er hat das schnellste Wasserflugzeug angefordert, damit es Skworeschnja tot oder lebendig findet. Das Flugzeug wird die Insel eher erreichen, als es das U-Boot vermocht hätte. Und der Kapitän hat vorgeschlagen, das Flugzeug solle vorher mit dem U-Boot im Ozean zusammentreffen, damit es von unserem Schiff einen Taucher übernehmen kann. Es heißt, Arsen Dawidowitsch habe vom Kapitän die Erlaubnis erhalten, an Bord des Flugzeuges zu gehen. Er ist ja Arzt und zudem ein erfahrener Taucher.“
    „Ein fabelhafter Mensch, unser Kapitän!“ sagte Pawlik begeistert. „Und Arsen Dawidowitsch auch …“ Und mit einem Seufzer fügte er hinzu:
    „Und alle sind hier so nett … Nicht wahr, Marat?“

Dreizehntes Kapitel
AM ZIEL
    I
    n der Nacht zum 21. August erreichte die ,Pionier‘ die Fanning-Inseln, die sich in einer langgestreckten Kette von Nordwest nach Südost hinziehen. Bis zu den Japanischen Inseln führte jetzt die Fahrtroute durch eine öde Wasserwüste. Nur einige einsame Inselchen und Riffe belebten die unendlichen Weiten des Ozeans. Südwestlich vom Reiseweg der ,Pionier‘ lagen die zahllosen Inseln der Marshall- und Karolinen-Archipele.
    Im Bestreben, einige Stunden im Wettlauf mit der Sonne zu gewinnen, setzte der Kapitän alle Reserven der ,Pionier‘ ein und steigerte ihre Geschwindigkeit bis zur äußersten Grenze. Das U-Boot brauste wie ein Komet durch die dunklen Räume der Tiefsee. Den schnellsten Schwimmern des Meeres, sogar Delphinen und Schwertfischen, die die Bahn des U-Bootes kreuzten, gelang es nicht, rechtzeitig auszuweichen. Bei der Berührung mit dem bis zu zweitausendzweihundert Grad erhitzten Schiffsrumpf waren sie sofort tot.
    Nach drei Tagen Fahrt mit dieser enormen Geschwindigkeit hatte das U-Boot etwa fünf Stunden herausgeholt und war von der Nordspitze Nippons, der größten der Japanischen Inseln, nur noch tausend Kilometer entfernt.
    Auch die nebensächlichen Reparaturen waren jetzt fast alle erledigt. Es blieb nur noch übrig, in den Kajüten ein paar Licht- und Signalkabel zu erneuern und die in der Druckkammer aufgestapelten Materialien und Ausrüstungsgegenstände zu verstauen. Der Oberleutnant drängte nicht, diese Arbeiten auszuführen; erst sollte die Versammlung, die zu heute abend angesagt war, stattfinden.
    Der Alltag an Bord der ,Pionier‘ verlief wieder normal. Aber die U-Boot-Besatzung sehnte sich jetzt nach Arbeit. Beim Arbeiten konnte man die schweren Verluste vergessen, die die Schiffsgemeinschaft erlitten hatte. Die Trauer um die toten Kameraden trübte die Freude über die baldige Rückkehr in die Heimat.
    Zu zehn Uhr abends, fast an der Grenze der heimatlichen Gewässer, hatte Kommissar Sjomin eine Versammlung aller dienstfreien Männer anberaumt. Es sollte eine Bilanz der wissenschaftlichen und technischen Leistungen dieser bemerkenswerten Seefahrt gezogen werden – einer Seefahrt, die später das U-Boot ,Pionier‘ in der ganzen Welt berühmt machen würde.
    Zur festgesetzten Zeit begann sich der Aufenthaltsraum mit Menschen zu füllen. Aber die bei solchen Anlässen übliche gute Stimmung wollte diesmal nicht aufkommen. Man stand in kleinen Gruppen herum, die Unterhaltung wurde mit gedämpfter Stimme geführt und brach zuweilen ganz ab.
    In der Mitte des Raumes stand ein langer, schmaler Tisch, aber niemand setzte sich. Auch am Büfett, das mit Brötchen, Kuchen, Konfekt und Flaschen mit Mineralwasser überladen war, herrschte nicht die übliche ausgelassene Stimmung.
    Die Berichterstatter erschienen: Professor Lordkipanidse, Professor Schelawin und Kosyrew.
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