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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane
Autoren: Grigori Adamow
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Feind die Flucht ergriffen hat. Wir haben sechs seiner U-Boote, alle ausgestoßenen Torpedos und einen Torpedobootzerstörer vernichtet! Den anderen Schiffen gelang es, sich durch Flucht zu retten. Morgen setzt die ,Pionier‘ ihre Fahrt nach den heimatlichen Küsten fort!“

Zwölftes Kapitel
„MANN ÜBER BORD!“
    A
    us dem Steuerraum eilten Skworeschnja, Marat und Pawlik in die Messe. Erst jetzt merkten sie, wie müde und hungrig sie waren. Kaum hatten sie den Gang betreten, hörten sie schwere Schritte. Gleich darauf zeigte sich am Ende des Ganges Kommissar Sjomin. Dem Kommissar folgte Krutizki, hinter ihm kam Gorelow; die Prozession beschloß Matwejew.
    Gorelow ging mit tief gesenktem Kopf. Sein Gesicht war fahl, um die Augen lagen dunkle Ringe. Seine Gestalt schien zusammengeschrumpft. Als er an Pawlik vorbeikam, streifte sein Blick den blassen Jungen. Ein klägliches, verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Die Schritte entfernten sich. Schweigend verfolgten die drei Freunde mit den Blicken diesen ungewöhnlichen Aufzug.
    „Der Lump wird in die Isolierzelle gebracht“, bemerkte Skworeschnja mit einer Grimasse des Ekels. „Damit er hier nicht die Luft verpestet … Richtig so … Am liebsten möchte ich dem Kerl bei der nächsten Begegnung den Hals umdrehen!“
    „Laß das, Andrej Wassiljewitsch!“ sagte Marat, der dem vorauseilenden Skworeschnja kaum folgen konnte. „Denk an die Disziplin!“
    „Behalte deine Weisheiten für dich! Ich habe nur darauf gewartet, daß du mir was von Disziplin erzählst!“
    Um in die Messe zu gelangen, mußten die drei Freunde durch den Aufenthaltsraum gehen. Die Tür stand weit offen, und Skworeschnja, Marat und Pawlik blieben erschüttert davor stehen.
    Auf einem großen, mit einem roten Tuch bedeckten Tisch lag, in ein schneeweißes Laken gehüllt, die Leiche Leutnant Krawzows.
    Von der Brust des Leutnants hing zu beiden Seiten des Tisches die Flagge der Kriegsmarine der UdSSR herab. Der Kopf ruhte auf einem Kissen. Das weiße Deckenlicht beschien sein Gesicht.
    Am Kopfende standen mit Gewehr bei Fuß Romejko und Kramer.
    Der Zoologe, mit traurigem Gesicht, ging auf die Eintretenden zu und drückte ihnen die Hand.
    „Ich beglückwünsche Sie, meine Freunde, zum Sieg“, sagte er flüsternd. „Ach, wie leid tut es mir um den Toten!“
    „Wir beeilten uns sehr, ihm zu Hilfe zu kommen“, antwortete Skworeschnja mit leiser Stimme. „Wenn er doch noch etwas durchgehalten hätte!“
    „Ich kann es mir nicht verzeihen!“ fuhr der Zoologe erregt fort. „Warum habe ich nur zugelassen, daß er, noch schwach und erholungsbedürftig, von Bord ging?“
    Der Zoologe schwieg und fügte dann mit einem Seufzer hinzu:
    „Der Kapitän hat angeordnet, daß das Begräbnis in zwei Stunden stattfindet.“
    Schweigend und mit gesenkten Köpfen gingen die Freunde in die Messe, um Mittag zu essen.
    Als sie zurückkehrten, war fast die gesamte Schiffsmannschaft versammelt.
    Kurz darauf erschien der Kapitän; ihn begleiteten Kommissar Sjomin, der Chefakustiker Tschishow, der Elektroingenieur Kornejew und Professor Lordkipanidse. Oberleutnant Bogrow hatte Dienst im Steuerraum.
    Der Kapitän hielt eine kurze Trauerrede, und eine Stunde später erhob sich ein kleiner Hügel in einer Ecke der unterseeischen Höhle über dem harten Basaltgestein des Bodens.
     
    Gleich nach Beendigung der Trauerzeremonie nahm die Schiffsbesatzung die unterbrochenen Arbeiten wieder auf.
    Den ganzen Abend und die erste Hälfte der Nacht wurde fieberhaft in allen Teilen des Schiffes gearbeitet.
    Die Zeit war äußerst knapp. Um ein Uhr dreißig sollte die ,Pionier‘ aus ihrem Schlupfwinkel in die offene See stechen.
    Mit verbissenem Eifer stürzten sich die Männer auf die Arbeit. Um null Uhr fünfundvierzig waren alle in der Höhle befindlichen Gegenstände vor der Plattform der Druckkammer aufgestapelt. Dann begann die Verfrachtung. Einzeln oder zu zweien trugen die Männer die Winde, Stahltrossen, Scheinwerfer, Kabelrollen und Werkzeuge in die Druckkammer, um später, während der Fahrt, alles wieder an seinen Platz bringen zu können.
    Skworeschnja arbeitete entweder unter der Plattform und reichte seinen Kameraden die besonders schweren Gegenstände zu, oder er trug sie selbst in die Kammer.
    Das Verladen ging unter dem Schlingern und Zittern des Schiffsrumpfes seinem Ende zu. Die Elektrotechniker und Maschinisten überprüften die Arbeit der Trieb- und Steuerdüsen. Die Höhle war menschenleer.
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