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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane
Autoren: Grigori Adamow
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sich denn so auf, mein lieber Krok?“ Matwej Petrowitsch lächelte geringschätzig. „Ein-, zwei- oder dreimal – das ist doch im Grunde dasselbe. Übrigens, wenn Sie nicht wollen – ich habe noch genügend Zeit, dem Generalstab von Ihrer Ablehnung Meldung zu machen. Anna Nikolajewna wird vermutlich darüber sehr erbittert sein, ihre erst kürzlich gewonnene Freiheit wieder einzubüßen.“
    Krok durchmaß mit großen Schritten das Zimmer. Dann blieb er vor dem Tisch stehen und sagte entschlossen:
    „Ich bin einverstanden. Aber ich muß völlige Gewißheit haben. Geben Sie mir das Ehrenwort eines Edelmannes, eines Samurai, daß von nun ab Anna Nikolajewna nichts mehr mit der Sache zu tun haben wird und daß ich unter allen Umständen das Schiff verlassen kann, bevor es seinen Bestimmungshafen erreicht haben wird.“
    „Aber Krok! Sie brauchen nicht im geringsten daran zu zweifeln, daß alle Ihre Wünsche genau erfüllt werden. Ich verbürge mich dafür. Übrigens, wann soll der Bestimmungshafen erreicht werden? Ist Ihnen klar, daß wir das wegen Ihrer zweiten Forderung wissen müssen?“
    Krok schwieg, den Kopf auf die Brust gesenkt. Ein schmaler Lichtschein fiel auf seine hohe, mit kleinen Schweißperlen bedeckte Stirn. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich, ohne sein Schweigen zu brechen, übers Gesicht.
    „Nun, warum zögern Sie?“ fragte Matwej Petrowitsch beharrlich weiter. „Wie können wir Sie an Bord unseres Schiffes nehmen, ohne zu wissen, wieviel Zeit wir zur Verfügung haben?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Krok mit dumpfer Stimme und ließ sich, ohne aufzublicken, auf einen Stuhl am anderen Ende des Tisches fallen.
    „Das glaube ich Ihnen nicht!“ erwiderte Matwej Petrowitsch scharf und schlug mit der Handfläche auf die Karte. „Sie fordern von mir die Erfüllung einer Verpflichtung und binden mir gleichzeitig die Hände. Das ist unlogisch! Und schließlich, was für ein Unterschied besteht schon zwischen der Information über die Koordinaten und der über den Zeitpunkt der Ankunft? Warum können Sie die erste geben und die zweite nicht? Dieser Widerspruch ist typisch für die weite slawische Seele.“
    Matwej Petrowitsch lehnte sich verdrießlich in seinem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
    „Machen Sie keinen Unsinn, Krok!“ fuhr er nach kurzer Pause energisch fort. „Ich muß den Termin wissen. Wenn Sie ihn mir nicht nennen, ist unsere Abmachung null und nichtig. Und nicht nur die Abmachung! Wir werden uns dann um Ihr Wohlergehen nicht weiter kümmern. Vergessen Sie nicht, daß uns der alte Abrossimow alle Ihre Quittungen übergeben hat. Und Ihr Bericht an mich befindet sich auch in sicheren Händen … Nun?“ Matwej Petrowitsch runzelte die Stirn. „Der Termin! Ich muß den Termin wissen! Wegen einer solchen Bagatelle brauchen sich doch zwei Freunde nicht zu überwerfen!“
    Krok sprang vom Stuhl auf und schritt hastig durchs Zimmer. Plötzlich blieb er vor dem Tisch stehen und sagte mit brüchiger Stimme:
    „Gut. Aber genau weiß ich es nicht … Ich habe nur gehört, daß es der 23. August sein soll.“
    Wie von einer Tarantel gestochen, schnellte Matwej Petrowitsch vom Stuhl, ließ sich aber gleich wieder langsam auf den Sitz sinken.
    Sein braungelbes Gesicht erstarrte, die Augen verschwanden völlig hinter den schrägen Lidern.
    „So!“ murmelte er, nur mit Mühe seine Erregung meisternd. „Der 23. August? Das … das ist ja höchst interessant!“
    Nach einer kleinen Pause fuhr er, schon wesentlich ruhiger, fort:
    „Nun wäre wohl alles klar, mein lieber Krok; bis zum 23. August haben wir natürlich genügend Zeit, Sie vom Schiff zu holen. Die ,Lady Macbeth‘ oder ein anderes unserer Schiffe wird rechtzeitig mit Ihnen in Verbindung treten …“ Und als habe er Kroks Anwesenheit vollkommen vergessen, wiederholte er mit starr in die Ferne gerichtetem Blick nachdenklich und langsam: „Der 23. August … Seltsam! Ist es nur ein Zufall, oder wissen sie etwas?“
    Endlich schien Matwej Petrowitsch sich wieder vollends gefaßt zu haben. Er ließ einen Bleistift durch seine Finger gleiten und wechselte das Gesprächsthema:
    „Was haben Sie vor, Krok, wenn Sie zu uns kommen? Sie sind doch dann ein reicher Mann …“ Mit gezwungenem Lächeln fügte er hinzu: „… und der Besitzer einer entzückenden Frau und eines ehrenwerten Schwiegervaters.“
    „Das weiß ich noch nicht, Matwej Petrowitsch“, antwortete Krok zögernd,
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