Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane
Autoren: Grigori Adamow
Vom Netzwerk:
„vielleicht fahre ich nach Amerika. Man hat mir dort wiederholt eine Tätigkeit angeboten.“
    „Aber mein lieber Krok!“ sagte Matwej Petrowitsch gekränkt. „Wenn Sie arbeiten wollen, warum denken Sie dann nicht daran, daß man Sie als tüchtigen Ingenieur und Fachmann auf dem Gebiet der Düsenmotore auch in meinem Lande willkommen heißen wird? Ich hoffe, wenn Sie erst einige Zeit bei uns gelebt haben, werden sich Ihre Ansichten und Pläne schon ändern … Nun, und jetzt kehren wir zur Sache zurück.“ Matwej Petrowitsch beugte sich über die Karte und fuhr fort: „Beim nächsten für uns günstigen Aufenthalt – in der Straße von Gibraltar – erwartet Sie …“
    Plötzlich, ohne zu Ende zu sprechen, hob er den Kopf und horchte. Krok schaute zur Tür und erstarrte. Durch die nächtliche Stille drang ein schwaches Geräusch.
    Mit einer katzenartigen Bewegung schnellte Matwej Petrowitsch vom Stuhl hoch.
    „Achtung“, flüsterte er. „Alle Papiere und Unterlagen über die Seefahrt vernichten!“
    Er zog aus der Seitentasche seines Überrocks einige dünne Zettel, die mit Zahlen und Zeichnungen bedeckt waren, und warf sie auf den Tisch. Dann stürzte er in eine Zimmerecke, zog hastig aus einem hohen Schrank einen Kasten heraus und schüttete dessen Inhalt ebenfalls aus.
    Währenddessen wühlte Krok mit zitternden Händen in seinen Taschen. Sein fahriges Tun unterschied sich auffallend von Matwej Petrowitschs ruhigen und beherrschten Bewegungen. Krok betastete seine Taschen, nahm hastig vom Tisch bald den einen, bald den anderen Zettel, las ihn durch, steckte ihn in die Tasche und zerrte ihn wieder heraus.
    „Glauben Sie, daß … daß sie zu uns wollen?“ fragte er flüsternd mit schwacher, stockender Stimme.
    „Ja!“ sagte Matwej Petrowitsch kurz und zog unter dem Bett eine große emaillierte Schüssel hervor.
    Im Vorzimmer klingelte es. Krok wankte und stützte sich auf die Tischkante. Sogar im Halbdunkel des Zimmers konnte man sehen, wie blaß er geworden war.
    „Werfen Sie alle Papiere in die Schüssel!“ befahl Matwej Petrowitsch.
    Krok fühlte, daß seine Hände ihm nicht mehr gehorchten. Er knüllte die auf dem Tisch liegenden Papiere zusammen und lief damit zur Schüssel. Einige Zettel fielen raschelnd auf den Boden.
    „Sind Sie wahnsinnig geworden!“ zischte Matwej Petrowitsch und hob die Zettel auf. „Sie bringen uns in des Teufels Küche!“
    Es klingelte wieder, diesmal lauter und anhaltender.
    „Zünden Sie schnell die Papiere an und werfen Sie den Mantel um!“
    Matwej Petrowitsch schob mit einer Kraft, die man bei ihm nicht vermutet hätte, einen schweren Bücherschrank vor die Tür. Aus dem Vorzimmer hörte man einen dumpfen Schlag, dann noch einen und das Splittern von Holz. In Kroks zitternden Händen zerbrachen die Zündhölzer, flammten auf und erloschen wieder.
    „Zum Teufel!“ fluchte Matwej Petrowitsch. „Sind Sie immer so feige? Geben Sie die Streichhölzer her! Ziehen Sie Ihren Mantel an und durchs Fenster! Los!“
    Im Vorzimmer waren schon Schritte zu hören. Eine Stimme rief befehlend:
    „Iwaschew, machen Sie auf! Wir wissen, daß Sie hier sind!“
    In der Zimmerecke züngelte eine Flamme hoch und beleuchtete für einen Augenblick den mit einem langen, bis an die Knöchel reichenden schwarzen Mantel bekleideten Krok und die schmächtige Figur des anderen.
    Matwej Petrowitsch sprang mit einem Satz zum Tisch, löschte die Lampe aus und stieß Krok zum Fenster.
    „Ihr Leben ist jetzt kostbarer als das meine“, flüsterte er und drückte ihm eine Schnur in die Hand, die an einem Ende mit einer Schlinge versehen war. „Von Ihnen hängt der Erfolg der Sache ab, der Sieg oder die Niederlage meines Vaterlandes. Bringen Sie sich in Sicherheit! Ich werde die Eingedrungenen, solange es nur geht, aufhalten und Ihnen dann folgen. Springen Sie und ziehen Sie sofort an der Schlinge!“
    Er schob die schweren Vorhänge zur Seite und öffnete das Fenster. Kühle, feuchte Luft drang ins Zimmer, auf das Fensterbrett fielen Regentropfen. Durch den Regenschleier und die Dunkelheit sah man in der Ferne die spärlichen und trüben Lichter einer Leningrader Vorstadt.
    Gegen die Tür, vor der der schwere Bücherschrank stand, krachten Schläge.
    Krok stand auf dem Fensterbrett, trat unsicher von einem Fuß – auf den anderen und klammerte sich mit einer Hand ans Fensterkreuz. Unter ihm gähnte, vierzehn Stockwerke tief, ein dunkler Abgrund.
    „So springen Sie doch, Teufel noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher