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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane
Autoren: Grigori Adamow
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der Hand, „hier hat bestimmt jemand gestanden.“
    „Ganz schön, aber wer?“ fragte der Leutnant nachdenklich.
    Wieder untersuchte er das Fensterbrett mit der Lupe.
    „Hier stand ein Mann …“, der Leutnant sprach leise, aber seine Stimme klang immer überzeugter, „hier stand ein Mann mit großen Füßen. Aber wer war es? Und wo ist er geblieben? Er konnte sich doch nicht mit einem Seil vom vierzehnten Stockwerk hinunterlassen! Das ist unmöglich!“
    Der Leutnant öffnete wieder das Fenster und untersuchte mit der Lupe den Sims. Hier waren keinerlei Spuren zu sehen.
    „Sergejew, gehen Sie mit Maximow hinunter und schau en Sie sich mal im Hof die Stelle unter dem Fenster an.“
    Der Offizier riß aus seinem Notizbuch eine Seite heraus, wickelte darin das dünne Plättchen aus Erde und Tabak ein und legte das winzige Päckchen zwischen die Seiten des Notizbuches. Dann wandte er sich der Schüssel zu. Er entfernte den Vorhang und erblickte darunter ein Häufchen halbverkohlter Papiere, die er vorsichtig auf dem Tisch ausbreitete und aufmerksam betrachtete. Dabei fiel sein Blick auf die Karte, die auf dem Tisch lag, und blieb auf einer mit Bleistift umrandeten Stelle östlich der Bahama-Inseln im Sargassomeer haften. Er überlegte einen Augenblick und nahm einen der halbverkohlten Zettel. Darauf waren noch Fragmente geographischer Breiten- und Längenbestimmungen, Grade, Minuten und Sekunden, erhalten geblieben. Der Leutnant vertiefte sich in das Studium des Zettels.
    Plötzlich ließ er ihn auf den Tisch fallen, drehte sich jäh um und sprang auf. Im gleichen Augenblick rollten zwei Körper, zu einem Knäuel verschlungen, über den Teppich. Neben ihnen fiel mit leisem Klirren ein finnisches Messer zu Boden.
    Ein paar Sekunden später lag Hauptmann Majeda, die Hände auf dem Rücken gefesselt, reglos am Boden.
    Der Leutnant rief Jerofejew herbei. Beide trugen den Gefesselten aufs Sofa. Möglich, daß der Japaner dieses Mal wirklich die Besinnung verloren hatte.
    Sergejew und Maximow kehrten zurück. Sie brachten einen langen schwarzen Mantel mit, der mit zahlreichen Knöpfen zu verschließen war. Eine Unmenge dünner, langer und elastischer Stäbe, die vertikal vom Kragen bis zum Saum angeordnet waren, bildeten so etwas wie das innere Gerippe eines riesigen Schirmes. An den unteren Enden dieser Stäbe waren feste Seidenschnüre befestigt, die alle in einem im Mantel verborgenen, breiten ringförmigen Gürtel, der ebenfalls aus Seide war, zusammenliefen.
    „Wo habt ihr das gefunden?“ fragte der Leutnant, den seltsamen Fund erstaunt betrachtend.
    „Genau unter diesem Fenster, Genosse Leutnant“, antwortete Sergejew. „Das Ding hing auf einem Baum. Es hatte sich im Astwerk verfangen.“
    „Jetzt ist alles klar“, sagte der Leutnant. „Das hier ist ein kleiner Fallschirm. Damit ist der andere Verbrecher, vielleicht der gefährlichere von beiden, aus diesem Zimmer geflohen.“
    Auf der Straße ertönte lautes Hupen. Der Krankenwagen war eingetroffen. Hauptmann Majeda wurde in das Gefängnislazarett eingeliefert; Jerofejew und Kowalenko begleiteten ihn.
    Der Leutnant und seine zurückgebliebenen Kameraden setzten indessen die gründliche Haussuchung fort.

Zweites Kapitel
ABENTEUER UNTER WASSER
    D
    er Kampf ging seinem Ende zu. Der Tintenfisch wurde immer schwächer. Er klammerte sich mit zwei Fangarmen an einen schmalen Felsvorsprung und versuchte mit den anderen acht Armen, den schlüpfrigen, schlangenähnlichen Körper seines Gegners zu umschlingen. Die gewöhnlich graue, grüngestreifte und gesprenkelte Schutzfärbung des Tintenfisches, die ihn im Tangdickicht des Meeresgrundes fast unsichtbar macht, änderte sich jetzt ständig und zeigte ein prächtiges, irisierendes Farbenspiel.
    Der elastische Hautring um den Kopf des Seeungeheuers dehnte sich; wie ein großer schwarzbrauner Papageienschnabel ragten daraus die gefährlichen, messerscharfen Kiefer des Tintenfisches hervor. Zwei große runde Glotzaugen funkelten bald rötlich, bald bläulich, bald silbergrün. Wie immer bei seinen Jagden auf Fische, versuchte der Tintenfisch, den Gegner mit seinen Fangarmen, die mit zahlreichen Saugnäpfchen bedeckt sind, zu fassen und in die Nähe der Kiefer zu bringen, um seinem Opfer den Kopf zu zermalmen. Aber dieser Gegner, eine große, zwei Meter lange Muräne, war gewandt und kräftig. Das gelb glänzende plumpe Vorderteil des Fisches fuhr in einem rasend schnellen Wirbel hin und her, sein mit zahlreichen
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